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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0171
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170 Dariusz Brodka
Theophanes, Chronographia AM 5972-5977, S. 127,13-131,17 de Boor). Erneut fällt der
bei Theophanes und Euagrios/Eustathios identische Ereignisablauf auf. Theophanes
berichtet ähnlich wie Euagrios über die Illus-Rebellion im Anschluss an die Markian-
Geschichte, was von der Nutzung einer gemeinsamen Quelle zeugen könnte. Der
Umstand, dass Theophanes mehr Details als Euagrios kennt und wiedergibt, spricht
erneut gegen seine direkte Abhängigkeit von Euagrios und verweist auf Eustathios als
gemeinsame Vorlage beider Autoren. Weniger klar sind hingegen die Verbindungs-
linien zwischen Malalas und Eustathios. Nimmt man den Bericht des Euagrios als
mehr oder weniger treue Abbildung der Chronike Epitome, dann hatte Eustathios zu-
erst dargelegt, dass Zenon gegen seine Schwiegermutter Verina zahlreiche Intrigen
gesponnen hatte und sie anschließend nach Kilikien verbannte; im Zuge des Aufstan-
des des Illus gegen Zenon sei Verina dann in die Festung des Papyrios gekommen,
wo sie gestorben sei. Malalas stellt diese Ereignisse aus einer anderen Perspektive dar.
Bei ihm treten die Intrigen Zenons in den Hintergrund, während die Taten des Illus
an Bedeutung gewinnen. Außerdem wird gerade Illus zur treibenden Kraft hinter
dem Anschlag gegen Verina: Laut Malalas hat Illus im Einverständnis mit Zenon die
Verbannung der Verina aus Konstantinopel veranlasst. Auch sei er es gewesen, der sie
in ein Kastell in Isaurien eingesperrt habe (Malalas, Chronographia XV12, S. 310,86-88
Thurn). Euagrios weiß nichts von der Teilnahme des Illus an dieser Intrige. Malalas
stimmt mit Euagrios/Eustathios darin überein, dass Verina in späterer Zeit in die Fes-
tung Papyrios kam, wo sie starb (Malalas, Chronographia XV 14, S. 315, 59-60 Thurn);
allerdings bietet er weitaus mehr Details als Euagrios. In Bezug auf das Schicksal der
Verina weisen beide Überlieferungen gewisse Abweichungen auf. Allerdings handelt
es sich um keine eklatanten Unterschiede: Sie könnten aus der Arbeitsweise des Eua-
grios resultieren, der die List des Illus absichtlich wegließ. Insgesamt kann ich jedoch,
abgesehen von einer allgemeinen strukturellen Ähnlichkeit bezüglich der Erzählung
um Verina, keine Indizien dafür erkennen, die eindeutig für die Abhängigkeit des
Malalas von Eustathios sprechen würden.
Laut Euagrios hat Eustathios auch die Ereignisse um Illus dargestellt, wobei sich
sein Interesse insbesondere auf Zenons Intrigen gegen diesen Feldherrn konzen-
trierte. Zenon habe ein Attentat auf Illus vorbereitet, der sich aber habe retten kön-
nen. In dieser Situation habe der Kaiser befohlen, den Attentäter hinzurichten, wo-
bei dessen Enthauptung als Strafe für das Misslingen des Unternehmens präsentiert
wurde.49 Dieser Zusammenfassung lässt sich entnehmen, dass das Bild Zenons in der
Chronike Epitome durchaus negativ war. Um seine Mitwisserschaft bei dem Attentat
zu vertuschen, habe der Kaiser den geretteten Illus zum magister militum per Orien-
tem ernannt. Daraufhin sei Illus zusammen mit Leontios, Pamprepios und Marsus
49 Evagrius Scholasticus, Historia Ecclesiastica III 27: Καί τά κατά Ίλλοΰν δε γράφει μάΛα Λογίως ό
Ευστάθιος, όπως προς τού Ζήνωνος έπιβουλευθείς διέφυγε, καί όπως ό Ζήνων τον
άποσφάξαι τούτον προσταχθέντα εις θάνατον έκδέδωκε, μισθόν τής άποτυχίας τήν τής
κεφαλής έκτομήν αύτω παρασχών. Das Substantiv μισθός bedeutet allerdings eigentlich nicht
„Strafe“, sondern „Lohn“: Die Wahl dieses Terminus gibt der Stelle einen ironischen Unterton und
verrät die negative Haltung des Eustathios gegenüber Zenon.
 
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