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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0172
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Eustathios von Epiphaneia und Johannes Malalas

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in den Osten gezogen. In der Darstellung des Attentats auf Illus gibt es bedeutende
Unterschiede zwischen Eustathios und Malalas (Malalas, Chronographia XV13, S. 311,
8-312,33 Thurn). Bei Euagrios/Eustathios spielt die Kaiserin Ariadne in diesem Ge-
schehen keine Rolle. Bei Malalas hingegen geht die Intrige gerade von ihr aus, weil
sie ihren Mann gegen Illus aufstachelt. Theoretisch könnte diese Auslassung Euagrios,
und nicht Eustathios, zugeschrieben werden. Gegen eine solche Hypothese spricht
aber der Umstand, dass es mehrere Versionen dieser Ereignisse gibt, die über Ariadne
schweigen; mit der Version des Euagrios/Eustathios stimmt Ps.-Joshua Stylites völlig
überein (Ps.-Joshua Stylites 13 Trombley/Watt): Auch er weiß nichts von der Rolle
der Ariadne. Im Laufe der Erzählung werden die Abweichungen noch deutlicher. Bei
Malalas wurde der Attentäter, ein Scholarius, getötet, als er Illus mit dem Schwert
angriff (Malalas, Chronographia XV 13, S. 312, 29 Thurn: καί έσφάγη ό σχοΛάριος
επί τον τόπον). Bei Eustathios wird dies, wie gesagt, anders dargestellt: Der Atten-
täter wird nicht beim Mordversuch getötet, sondern erst später auf Befehl des Kai-
sers Zenon enthauptet. In beiden Fällen muss es sich um dasselbe Attentat handeln,
weil Illus in beiden Überlieferungen direkt danach in den Osten zieht. Ich schließe
aber trotzdem nicht völlig aus, dass Malalas für das Attentat auf Illus die Chronik
des Eustathios als Vorlage verwendete: Er hätte durchaus sein Quellenmaterial stark
modifizieren können, weil er Zenon gegenüber nicht so negativ eingestellt war wie
Eustathios. In diesem Fall würde es sich also um eine absichtliche Veränderung der
Quelle handeln. Dies würde auch die prominente Stellung der Ariadne bei Malalas
erklären, die möglicherweise der Entlastung ihres kaiserlichen Gatten dienen sollte.
Die folgende Darstellung der Umstände, unter welchen Illus zum magister militum
per Orientem ernannt wurde, weist hingegen keine eklatanten Unterschiede mehr auf.
Laut Euagrios/Eustathios trifft Zenon diese Entscheidung, um seine feindlichen Ab-
sichten zu verbergen, wobei die Reise des Illus in den Osten aller Wahrscheinlichkeit
nach als Flucht gedeutet wird (όπως ... δ (.έφυγε).50 Laut Malalas geht die Initiative
auch von Illus aus: Illus habe sich nämlich nicht davon überzeugen lassen, dass Zenon
von dem Anschlag auf ihn keine Kenntnis gehabt habe. Aus Furcht und Vorsicht habe
er den Kaiser um eine temporäre Beurlaubung gebeten: Er habe sich wegen des bes-
seren Klimas in den Osten begeben wollen und Zenon habe sein Vorhaben gebilligt.
Während Euagrios/Eustathios nur Leontios, Marsus und Pamprepios als Gefährten
des Illus nennt, gibt Malalas mehrere Namen an (Malalas, Chronographia XV13, S. 313,
*1-5 Thurn = Excerpta de Insidiis S. 165, 15-19 de Boor). Das wichtigste gemeinsame
Element, das Malalas mit Eustathios verbindet, ist die Information, dass Leontios
zusammen mit Illus in den Osten kam. Es gibt auch eine andere Tradition, der zufolge
Leontios von Zenon gesandt worden sei, um die Rebellion des Illus niederzuschlagen.
Er sei aber von Illus bestochen worden und auf dessen Seite übergegangen (lordanes,
Romana 352 Mommsen; Ps.-Joshua Stylites 14 Trombley/Watt). In dieser Hinsicht
50 Der Hinweis auf die Flucht des Illus steht zwar nicht direkt in grammatikalischer Verbindung zu seiner
Reise nach Osten, aber meines Erachtens resultiert dies aus der Komprimierung des Erzählten im
Auszug des Euagrios.
 
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