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Carrara, Laura [Editor]; Meier, Mischa [Editor]; Radtki-Jansen, Christine [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0176
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Eustathios von Epiphaneia und Johannes Malalas 175
Krieg zwischen Theoderich und Odoaker auf eine einzige Entscheidungsschlacht re-
duziert. Malalas’ Parallelbericht über die Niederschlagung des Aufstands des Illus und
des Leontios weist wiederum große Abweichungen von demjenigen des Eustathios
auf. Vor allem die Taten des Theoderich übergeht Malalas stillschweigend. Er gibt
hingegen an, dass Zenon gegen die Usurpatoren den Feldherrn Johannes den Skythen
mit einem großen Heer ausgeschickt habe (Malalas, Chronographia XV 14, S. 315,*39-
*40; S. 315,58 Thurn). Allerdings ist die Darstellung bei Malalas weitaus ausführlicher
als die knappe Zusammenfassung der entsprechenden Eustathios-Stelle bei Euagrios.
In der Malalas-Schilderung des Todes des Illus und des Leontios gibt es keine Spur
von Ironie: Anders als Eustathios spielt Malalas in diesem Kontext nicht auf Zenons
Undankbarkeit oder Illoyalität an. Trotz fehlender direkter Verbindungen zwischen
Malalas und Eustathios war insbesondere die ältere Forschung der Meinung, Malalas
gehe hier auf Eustathios zurück; ein solches Abhängigkeitsverhältnis könnte man je-
doch höchstens nach Heranziehung von Theophanes, Chronographia AM 5977 (S. 130,
32-131,14 de Boor) als Abbild des (verlorenen) Ur-Malalas postulieren.59
Dass Theophanes an letztgenannter Stelle Eustathios als Vorlage verwendet hat,
halte ich für sehr wahrscheinlich. Davon zeugt vor allem die Struktur dieses Ein-
trags: Ähnlich wie Euagrios/Eustathios bringt Theophanes hier den Feldzug gegen
Illus und Leontios mit Theoderich und der Eroberung Italiens durch die Ostgoten in
Verbindung. Darüber hinaus stellt Theophanes ähnlich wie Euagrios/Eustathios fest,
Theoderich habe Odoaker in einer Schlacht besiegt.60 Offensichtlich ist aber Theo-
phanes hier nicht direkt von Euagrios abhängig, denn sein Eintrag enthält mehr De-
tails als die knappe Zusammenfassung des Euagrios, z.B. die Information, dass Theo-
derich zusammen mit Johannes dem Skythen in den Krieg gegen Illus und Leontios
zog.61 Des Weiteren berichtet Theophanes vom Tod des Illus und des Leontios erst
im Eintrag zum Weltjahr 5980 (Theophanes, Chronographia AM 5980, S. 132,13-18 de
Boor). Sicher ist, dass es klare Verbindungslinien zwischen Eustathios und Theopha-
nes gibt. Theophanes bietet insgesamt eine ausführliche Darstellung der Usurpation
des Leontios. Die Informationen darüber sind verteilt auf insgesamt sechs Einträge:
Chronographia AM 5973, 5974, 5975, 5976, 5977 und 5980. Der Eintrag zum Weltjahr
5977 wohl komplett auf Eustathios zurück. Drei andere {Chronographia AM 5973,
Bereits kurz davor wird für die Hinrichtung des erfolglosen Attentäters des Illus dieselbe Idee der
Gegenleistung durch μισθός ins Spiel gebracht: siehe dazu oben Anm. 49.
59 So Jeep (1882), S. 427-429.
60 Theophanes, Chronographia AM 5977 (S. 131,13 de Boor): καί Όδοάκρου μάχη μεγάλη κρατήσας
~ Evagrius Scholasticus, Historia Ecclesiastica III 27: καί Όδόακρον μάχη κρατήσας; siehe dazu
Goltz (2008), S. 51; Brodka (2013), S. 34.
61 Es gibt bei Theophanes auch Details, die mit der Darstellung des Euagrios nicht übereinstimmen:
Theophanes überliefert nämlich, dass Theoderich auf den Rat des Zenon in den Westen gezogen sei,
bei Euagrios zog Theoderich hingegen auf eigene Verantwortung nach Italien, weil er die Hinterlist des
Zenon erkannte. Anschließend bietet Euagrios jedoch eine zusätzliche Erklärung dafür, indem er sagt,
dass „einige aber sagen, dass er dies auf den Rat Zenons getan habe“. Anders als Goltz (2008), S. 50-51,
563 meine ich, dass beide Erklärungen sich bereits bei Eustathios, Euagrios’ Hauptquelle für diese
Passage, fanden; Theophanes übernahm dann von seiner Quelle, d.h. Eustathios, nur eine der
Erklärungen: siehe Brodka (2013), S. 35.
 
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