Metadaten

Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0275
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
274

Laura Carrara

die ersten vier Erdbeben Antiochia in den Jahren 148 oder 130 v.Chr. {Chronographia
VIII 24),5 37 n.Chr. {ChronographiaX18, δεύτερον πάθος), 115 n.Chr. {Chronographia
XI 8-9, τρίτον πάθος) und 458 n.Chr. {Chronographia XIV 36, τέταρτον πάθος)
heimgesucht. Das sechste Beben traf Antiochia im Jahr 528 n.Chr. {Chronographia
XVIII 27, έκτον πάθος). Das schwerste Erdbeben - gemessen an Gebäudeschäden
und Opferzahlen - der antiochenischen Stadtgeschichte sollte aber das fünfte πάθος
(gemäß der Nummerierung des Malalas) sein: das Großbeben am Ende des Monats
Mai im Jahr 526 n.Chr.6
Die Beschreibung dieses fünften antiochenischen Erdbebens und seiner Folgen
nimmt in den Ausgaben der Chronographia von Jeffreys/Jeffreys/Scott und Thurn ein
ganzes Kapitel ein (XVII16), das sich in beiden Editionen über vier Druckseiten er-
streckt. Es sei schon an dieser Stelle angemerkt, dass diese quantitative Beobachtung
nur gültig ist, wenn der Beitrag der Parallelüberlieferung, und spezifisch des sog. „sla-
wischen Malalas“, akzeptiert wird, also wenn der „slawische Malalas“ als Teil des ur-
sprünglichen Malalas-Textes bewertet wird. Das ist für die vorliegende Untersuchung
ein zentraler Punkt, der unten näher zu besprechen sein wird.
Die Länge dieser Beschreibung geht mit einer beachtlichen Fülle an Details ein-
her: Nicht nur bezüglich des reinen Umfangs, sondern auch hinsichtlich Ausführ-
lichkeit und Ausarbeitung der Darstellung kommt keine sonstige Erdbebenpassage
in der Malalas-Chronik der Schilderung in XVII16 gleich. Diese Sonderstellung der
Passage ist in der Forschung bereits gelegentlich hervorgehoben worden.7 Ziel dieses
Beitrages ist es, davon ausgehend einige textimmanente Elemente genauer zu iden-
hen: siehe Downey (1961), S. 138; Guidoboni (1989), S. 654; Guidoboni/Comastri/Traina (1994), S. 164-
168. Chronographia X 23 (S. 186, 86-91 Thurn) spricht von einem zerstörerischen Beben in Antiochia
unter Claudius, welches vielleicht auch den Hintergrund des langen Kapitels Chronographia X 27
bildet: siehe Downey (1961), S. 196; Guidoboni (1989), S. 662; Guidoboni/Comastri/Traina (1994),
S. 188; Ambraseys (2009), S. 112.
4 Das Erdbeben von 341 n. Chr. ist bei Malalas {Chronographia XII 48, S. 240, 26-241,32 Thurn) nicht mit
Antiochia in Verbindung gebracht, sondern bleibt auf Salamis auf Zypern beschränkt: siehe Downey
(1961), S. 359 Anm. 189; Guidoboni (1989), S. 674; Guidoboni/Comastri/Traina (1994), S. 248-249; Am-
braseys (2009), S. 142-143. Das bzw. die Erdbeben(serie) der 390er Jahre n.Chr., durch die vermutlich
auch Antiochia betroffen und beschädigt wurde, fehlt bei Malalas komplett: siehe Downey (1961), S. 435
Anm. 137,438 Anm. 152; Ambraseys (2009), S. 157-158.
5 Die Datierung ist unsicher: siehe Downey (1961), S. 120 Anm. 9,126 Anm. 32; Guidoboni (1989), S. 653;
Jeffreys (1990b), S. 155; Guidoboni/Comastri/Traina (1994), S. 152; Ambraseys (2009), S. 94.
6 Zusätzliche Informationen (andere Quellentexte, Datierungsfragen, Hinweise auf ältere Kataloge und
weitere Literatur usw.) zu allen hier genannten Antiochia-Beben finden sich in den entsprechenden
Einträgen bei Guidoboni (1989), S. 653,667-668; 686-687; 691-695; Guidoboni/Comastri/Traina (1994),
S. 152,187,231-232,296-300,314-321,323-325; Ambraseys (2009), S. 94-95,111-112,122-125,168-172,184-191;
siehe ferner Jeffreys (1990b), S. 155,157-158. Weitgehend nur die Quellen paraphrasierend präsentiert die
Antiochia-Beben der Antike Sonnabend (1999), S. 31-37; vgl. auch Sonnabend (2013), S. 23-31.
7 Meier (2003), S. 347: „ein für seinen {seil. Malalas’) Stil ungewöhnlich reichhaltiges und farbenprächti-
ges Schreckensszenario“; Vercleynen (1988), S. 157 betrachtet diese Passage sogar als eine der „rares oc-
casions [oü] les auteurs donnent un recit detaille düne catastrophe“ innerhalb der byzantinischen
Chronistik tout court, siehe auch Jones (2014), S. 63: „one of the most vivid descriptions of such an event
to survive from antiquity“.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften