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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0280
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Johannes „der Rhetor*

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relationes auch andere schriftliche Texte zur Verfügung standen, die von ihm auch
aktiv verwendet wurden. Die nun zu präsentierende These baut auf dieser Möglichkeit
auf und besagt, dass der außerordentliche Charakter von Chronographia XVII 16 der
Benutzung einer literarischen, genauer gesagt einer rhetorischen Schrift geschuldet
ist (vgl. Abschnitt 3). In einem weiteren Schritt wird der Versuch unternommen, diese
rhetorische Schrift mit Autorennamen und Titel zu identifizieren (vgl. Abschnitt 4).
Schließlich werden die Implikationen dieser Entdeckung mit Blick auf die Bildungs-
hintergründe des Malalas näher betrachtet (vgl. Abschnitt 5).
3. Rhetorische Züge in ChronographiaWW 16
Was die Sonderstellung von Chronographia XVII16 selbst im Vergleich zu den affinen
Erdbebenpassagen in Chronographia XIV 36 und XVIII 27 wirklich ausmacht und
bis heute m.W. nur einmal und flüchtig in den Blick der Forschung geraten 1st,28
ist - noch mehr als Ausführlichkeit und Detailfreude der Darstellung - die rhe-
torische Färbung einiger Phrasen.29 Diese lässt sich schwer durch die
exklusive Verwendung von verwaltungstechnischen Berichten als Quellen erklären.
Quellenkritisch weist diese rhetorische Färbung in eine andere Richtung30 und legt
die Hypothese nahe, Malalas habe als Vorlage (auch) eine rhetorische Schrift verwen-
det; aus dieser Vorlage schöpfte er einige verbale und formale Versatzstücke, die der
Erdbebenschilderung in Chronographia XVII16 ihren einzigartigen Charakter geben.
Dass die fragliche Erdbebenpassage etwas Rhetorisches in sich birgt, wurde ein-
mal in der Einleitung zur englischen Gesamtübersetzung der Malalas-Chronik kurz
angemerkt und als Relikt der Sprache der Quelle gedeutet:
He (seil. Malalas) does not use the carefully wrought classicising Greek of writers
like Prokopios or Agathias, but rather the matter-of-fact tone of an administrator
not concerned to avoid frequent use of technical terms or bureaucratic cliches (...).
Nevertheless there are places in the chronicle where a different language register
may be discerned, still remaining from Malalas’ source despite the reworking that
he gave the text as a whole (...); the description of the earthquake at Antioch in
Book 17 attempts some rhetorical structures not noticeable elsewhere.31
28 Siehe Anm. 31 für die genaue Angabe. Die folgenden Ausführungen sind als ein Beitrag zu jener um-
fassenden Analyse dieses außerordentlichen Malalas-Kapitels gedacht, wozu zuletzt Schamp (2006), S.
exxx Anm. 402 aufgefordert hat.
29 Dabei ist das Adjektiv „rhetorisch“ fachtechnisch als „verfasst nach den Konventionen der antiken
Rhetorik, ihren Praktiken entsprechend“ zu verstehen, nicht so sehr im modernen Sinne als „pathe-
tisch, aufgeblasen“.
30 Ob diese Phrasen notwendigerweise eine Quelle voraussetzen, und nicht auf eine selbständige Formu-
lierungsinitiative des Malalas zurückgehen können, wird noch unten in Abschnitt 4 zu diskutieren sein.
31 Jeffreys/Jeffreys/Scott (1986), S. xxiv, in dem Absatz „About this translation, i) General comments“.
Gemäß den Erinnerungen der Mitherausgeber geht diese Beobachtung auf Elizabeth Jeffreys zurück.
In der Tat spricht Jeffreys (1990c), S. 202 von „a number ofliterary texts on which Malalas drew, without
naming“, die auch ihrer Meinung nach in die Malalas-Chronik eingeflossen sind.
 
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