Metadaten

Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Hrsg.]; Gengler, Olivier [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

DOI Kapitel:
I. Geschichtsschreibung als memoria
DOI Kapitel:
Hölkeskamp, Karl-Joachim: Mythen, Monumente und Memorialkultur: die 'Corporate Identity' der gens Fabia
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0023
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
22

Karl-Joachim Hölkeskamp

zentrale Gestalt des Existenzkampfes gegen Hannibal in das kollektive Gedächtnis
des populus Romanus eingehen: Klassisch formuliert wurde sein (im doppelten Sinne
des Begriffs) ,historischer Rang erstmals von Ennius: „Ein einziger Mann hat durch
Zaudern unsere Sache wiederhergestellt, Gerede stellte er nicht vor das Wohl, daher
strahlt sein Ruhm nun umso heller“.3
In dieser Charakterisierung scheint immer noch durch, dass Fabius’ berühmt-
berüchtigte Ausweich- und Abnutzungsstrategie als Dictator im Jahre 217 nach der
ersten großen Niederlage am Trasimenischen See keineswegs unumstritten gewesen
war - eher im Gegenteil. Und angesichts der Tatsache, dass Fabius in seinem immer-
hin schon dritten und vierten Consulat 215 und 214 zudem nur kleinere, strategisch un-
bedeutende Erfolge verbuchen konnte, war dieser Sieg besonders wichtig - vor allem
im Vergleich zu dem großen Μ. Claudius Marcellus, dem die spektakuläre Eroberung
von Syrakus gelungen war: Die Einnahme Tarents, „auch wenn sie eher durch List
als durch Artus“ erreicht worden sei, brachte Fabius endlich genug gloria, um einen
Triumph zu rechtfertigen - es war erst sein zweiter, wenn auch (so Plutarch) „weit
glanzvoller“ als der erste, der immerhin schon 24 Jahre zurücklag und den Fabius in
seinem ersten Consulat im Jahre 233 de Liguribus gefeiert hatte.4
Die in Tarent gemachte Beute - neben 30.000 Sklaven vor allem „gemünztes und
sonstwie verarbeitetes Silber, 3080 Pfund Gold, Statuen und Gemälde“ - umfasste
angeblich fast so viel an Kunstschätzen wie die Beutekunst, die Marcellus nach der
Plünderung von Syrakus hatte nach Rom bringen lassen und die seine ovatio res-
pektive seinen Triumph in monte Albano zu einem bis dahin nicht gekannten opu-
lenten Spektakel gemacht haben soll:5 Marcellus ließ nicht nur eine große Menge
von Gegenständen aus Silber und Bronze, Gemälde und Götterbilder, sondern auch
berühmte Kunstwerke, „mit denen Syrakus unter den ersten Städten Griechenlands
geschmückt war“, dem staunenden Volk vorführen. Marcellus habe „die meisten und
schönsten Weihgeschenke“ nach Rom bringen lassen, damit „diese Schaustücke, die
griechischen Reiz, Anmut und Zauber ausströmten“, zuerst „ihm für seinen Triumph
und dann der Stadt zum Schmuck dienen“ sollten. Damit habe Marcellus die Stadt auf
eine qualitativ ganz neue Weise verschönert - eine Stadt, die zwar schon zuvor „mit
Trophäen und Erinnerungen an Triumphe vollgestopft“ gewesen sei, die allerdings
nur in „barbarischen Waffen und blutbefleckten Beutestücken“ bestanden hätten und
die Rom eher wie ein „temenos des kriegswütigen Ares“ hätte wirken lassen.6 Daraus
speist sich offensichtlich die mehrfach erzählte Mär, Fabius habe anders als Marcellus

3 Ennius,^»»«/« XII 363-365 Skutsch (= Cicero, de Officiis I 84; Cato maior de senectute 10): unus homo
nobis cunctando restituit rem, noenum rumor esponebat ante salutem. ergopostque magisque viri nunc gloria
claret.

4 Siehe zu den Triumphen Itgenshorst (2005), Nr. 148 und 160, mit allen Belegen.

5 Livius, ab Urbe condita XXVII 16,7; vgl. Plutarchus, Fabius 22,6 (30.000 Sklaven, 3000 Talente). Siehe
zu ovatio und Triumph des Marcellus wiederum Itgenshorst (2005), Nr. 158 und 159.

6 Plutarchus, Marcellus 21,1-3, besonders 21,3 nach Pindarus, Pythiaka 2,1.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften