Mythen, Monumente und Memorialkultur:
die »Corporate Identity4 der gern Fabia*
Karl-Joachim Hölkeskamp
Abstract By the end of the 3rd century BCE, the gens Fabia, one of the oldest and most
prominent patrician gentes, developed a set of particularly densely interconnected strategies of
self-presentation to peers and people, myths such as of the descent of the gens from Herakles,
temples dedicated by its prominent members, monuments such as the statue of Herakles, which
Q;_Fabius Maximus Cunctator had carried off after his conquest ofTarentum and put up on the
Capitol, his own equestrian statue in its immediate vicinity and other media on the one hand
and performative strategies such as triumphs and otherpompae on the other were replenished by
a new medium: Fabius Pictor’s history of Rome and the laudatio funebris by the same Cunctator
on his predeceased son, disseminated in written form, became part and parcel of the complex
repertoire of the multi-media strategies of Fabian self-fashioning.
Im Jahre 209 v. Chr. wurde Tarent, das einige Jahre zuvor von der römischen Hegemo-
nialmacht abgefallen war und sich auf Hannibals Seite geschlagen hatte, unter dem
Oberbefehl des Consuls Cb Fabius Maximus Verrucosus zurückerobert - in diesem
großen Krieg war es eigentlich der erste wirkliche militärische Erfolg dieses berühm-
testen aller Fabier, der in diesem Jahr bereits zum fünften Mal Consul und princeps
senatus war.1 Erst jetzt konnte er mit anderen, in den Jahren nach der Katastrophe von
Cannae erfolgreicheren führenden Figuren gleichziehen - in jener permanenten Kon-
kurrenz innerhalb der politisch-militärischen Elite, in der Reputation, Rang und Vor-
rang, dignitas und auctoritas permanent neu verhandelt und austariert werden mussten
und die zu diesem Zeitpunkt bereits seit fast einem Jahrhundert in verschiedenen
Medien und mit verschiedenen Strategien der Selbstdarstellung ausgetragen wurde.2
Im Jahre 209 galt dieser Fabius noch nicht als der große ,Zauderer und damit als
Ikone einer unbeirrbaren strategischen Weitsicht - erst deutlich später sollte er als
* Der vorliegende Text ist die um die notwendige Dokumentation erweiterte Fassung des Vortrages, den
ich am 6. Oktober 2016 als Abendvortrag bei dem Kolloquium ,Die Weltchronik des Johannes Malalas
im Kontext spätantiker Memorialkultuf gehalten habe. Die Form des Vortrags habe ich beibehalten.
Eine ausführliche Behandlung des Themas ist in Vorbereitung.
Ich danke Mischa Meier für die Einladung und seine (erneute) Gastfreundschaft sowie Hans Beck
und - wie immer - Elke Stein-Hölkeskamp für kritische Anmerkungen, Rat und Tat.
i Siehe zu seiner Karriere insgesamt Münzer (1909) und jetzt grundlegend Beck (2005), S. 269-301.
2 Siehe dazu generell Hölkeskamp (1987/2011), S. 241-258,329 und passim-, Hölkeskamp (1993/2004), Höl-
keskamp (2010), S. 90-97,103-106,121-124, und Hölkeskamp (2006/2017), jeweils mit weiteren Nach-
weisen.
die »Corporate Identity4 der gern Fabia*
Karl-Joachim Hölkeskamp
Abstract By the end of the 3rd century BCE, the gens Fabia, one of the oldest and most
prominent patrician gentes, developed a set of particularly densely interconnected strategies of
self-presentation to peers and people, myths such as of the descent of the gens from Herakles,
temples dedicated by its prominent members, monuments such as the statue of Herakles, which
Q;_Fabius Maximus Cunctator had carried off after his conquest ofTarentum and put up on the
Capitol, his own equestrian statue in its immediate vicinity and other media on the one hand
and performative strategies such as triumphs and otherpompae on the other were replenished by
a new medium: Fabius Pictor’s history of Rome and the laudatio funebris by the same Cunctator
on his predeceased son, disseminated in written form, became part and parcel of the complex
repertoire of the multi-media strategies of Fabian self-fashioning.
Im Jahre 209 v. Chr. wurde Tarent, das einige Jahre zuvor von der römischen Hegemo-
nialmacht abgefallen war und sich auf Hannibals Seite geschlagen hatte, unter dem
Oberbefehl des Consuls Cb Fabius Maximus Verrucosus zurückerobert - in diesem
großen Krieg war es eigentlich der erste wirkliche militärische Erfolg dieses berühm-
testen aller Fabier, der in diesem Jahr bereits zum fünften Mal Consul und princeps
senatus war.1 Erst jetzt konnte er mit anderen, in den Jahren nach der Katastrophe von
Cannae erfolgreicheren führenden Figuren gleichziehen - in jener permanenten Kon-
kurrenz innerhalb der politisch-militärischen Elite, in der Reputation, Rang und Vor-
rang, dignitas und auctoritas permanent neu verhandelt und austariert werden mussten
und die zu diesem Zeitpunkt bereits seit fast einem Jahrhundert in verschiedenen
Medien und mit verschiedenen Strategien der Selbstdarstellung ausgetragen wurde.2
Im Jahre 209 galt dieser Fabius noch nicht als der große ,Zauderer und damit als
Ikone einer unbeirrbaren strategischen Weitsicht - erst deutlich später sollte er als
* Der vorliegende Text ist die um die notwendige Dokumentation erweiterte Fassung des Vortrages, den
ich am 6. Oktober 2016 als Abendvortrag bei dem Kolloquium ,Die Weltchronik des Johannes Malalas
im Kontext spätantiker Memorialkultuf gehalten habe. Die Form des Vortrags habe ich beibehalten.
Eine ausführliche Behandlung des Themas ist in Vorbereitung.
Ich danke Mischa Meier für die Einladung und seine (erneute) Gastfreundschaft sowie Hans Beck
und - wie immer - Elke Stein-Hölkeskamp für kritische Anmerkungen, Rat und Tat.
i Siehe zu seiner Karriere insgesamt Münzer (1909) und jetzt grundlegend Beck (2005), S. 269-301.
2 Siehe dazu generell Hölkeskamp (1987/2011), S. 241-258,329 und passim-, Hölkeskamp (1993/2004), Höl-
keskamp (2010), S. 90-97,103-106,121-124, und Hölkeskamp (2006/2017), jeweils mit weiteren Nach-
weisen.