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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Hrsg.]; Gengler, Olivier [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

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Borsch, Jonas; Gengler, Oliver: Einleitung: Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0010
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Einleitung
Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur
Jonas Borsch und Olivier Gengier
i. Malalas und memoria
Obwohl die Malalas-Forschung auch weiterhin in der Entwicklung befindlich ist, ha-
ben sich seit der Veröffentlichung der editio princeps im Jahr 1691 doch einige Schwer-
punkte herausgebildet, die immer wieder diskutiert worden sind.1 Dazu gehören die
außerordentlich komplexe Überlieferungslage sowie die Fragen nach der historischen
Verortung des Autors selbst, nach dem Verständnis seines Werkes im Gattungskontext
oder nach den Quellen, die Malalas nutzte, um seine über 6000 Jahre umspannende
Geschichte zu verfassen.2 Die durch das Tübinger Kommentar-Projekt initiierten
Forschungen haben diese Fragen zu ihrem Ausgangspunkt genommen und vertieft.
Im Rahmen der beiden ersten Projekt-Tagungen und der daraus hervorgegangenen
Publikationen wurden dabei eigene Schwerpunkte gesetzt - ein besonderes Augen-
merk lag darauf, breite Expertisen aus den für die jeweiligen Fragen einschlägigen
Disziplinen heranzuziehen und somit den Blickwinkel über die Malalas-Forschung
hinaus zu erweitern.3 Die religiöse Haltung des Autors wurde so z.B. aus kirchenhis-
torischer Perspektive beleuchtet, Fragen der Textkritik von Spezialisten für die spätere
byzantinischen Überlieferung, die Quellenverwendung aus Sicht von Experten für die
jeweils (potenziell) zugrundeliegenden Texte.
Der dritte Band knüpft an diese Forschungen an und baut auf sie auf, schaut dabei
aber auf ein neues Thema, nämlich auf die Vergangenheitskonzeption des Malalas und
ihre zeitgenössische Verortung. Malalas’ Chronik ist auch deswegen ein so wichtiges
Zeugnis für ihre Zeit, weil sie eine ganz besondere, sich deutlich von den bekannteren

i Die erste Edition erfolgte auf einer noch unvollständigen Textbasis nach Bemühungen eines halben
Jahrhunderts durch Chilmead (1691). Knapp eineinhalb Jahrhunderte später erschien die in wesentli-
chen Teilen auf Chilmeads Text beruhende Bonner Edition von Dindorf (1831), die erst durch die eine
Vielzahl zusätzlicher Zeugnisse heranziehende, aber ihre eigenen Probleme mitbringende Neuausgabe
von Thurn (2000) als meistbenutzte Textgrundlage ersetzt wurde. Zur Entwicklungsgeschichte vgl.
Croke (1990b).

2 Grundlegend die Arbeiten der australischen Forschergruppe rund um die Veröffentlichung einer auf
neuer Textgrundlage beruhenden englischsprachigen Übersetzung (Jeffreys/Jeffreys/Scott 1986), die in
einen systematisch angelegten Sammelband mündeten: Jeffreys/Croke/Scott (1990). Die „Studies on
John Malalas“ bieten eine Vermessung des Werkes, die nach regelmäßigen Strukturen (z.B. Einbin-
dung öffentlicher Monumente, Chronologie, Sprache), nach der Überlieferungssituation und den
Quellen fragt. Den Autor im Kontext seiner Zeit beleuchten Croke (1990a) und Scott (1990).

3 Meier/Radtki/Schulz (2015); Carrara/Meier/Radtki-Jansen (2016).
 
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