Mythen, Monumente und Memorialkultur: die ,Corporate Identity* der gens Fabia
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bäudes des Senates, der Curia Hostilia.28 Der bereits erwähnte Μ. Fulvius Flaccus ließ
ein Porträt von sich selbst im Triumphalgewand malen und im Tempel des Vortumnus
auf dem Aventin ausstellen, den er selbst dieser Hauptgottheit der von ihm unter-
worfenen Stadt Volsinii geweiht hatte.29 Und Ti. Sempronius Gracchus ließ ein Bild
der Feier nach seinem Sieg über karthagische Truppen unter Hanno bei Benevent
im Jahre 214 malen, das auch später noch in dem schon von seinem Vater errichteten
Tempel der Libertas auf dem Aventin zu sehen war.30
Damit sind wir wieder in der Zeit des Fabius ,Cunctator‘ und seines Monuments
auf dem Capitol. Schließlich und endlich war damit nun auch die geradezu ostenta-
tive Kombination ganz unterschiedlicher Monumente mit memorialer Wirkmächtig-
keit, also etwa eines Beutedenkmals mit einer Statue des Triumphators und Stifters,
durchaus bereits üblich: Schon der homo novus Sp. Carvilius, Consul 293 und erfolg-
reicher Heerführer im 3. Samnitenkrieg, hatte aus den erbeuteten Rüstungen und
Helmen nicht nur eine kolossale Statue des luppiter anfertigen lassen, die in Capitolio
aufgestellt wurde und so groß war, dass man sie angeblich vom Heiligtum des luppiter
Latiaris in den Albanerbergen sehen konnte; aus dem übrig gebliebenen Material ließ
er eine Statue von sich selbst fertigen, die er ebenso selbstbewusst wie demonstrativ zu
Füßen des kolossalen luppiter platzieren ließ.31
Die Weihung eines spektakulären Stückes Beutekunst und die Stiftung eines
Tempels aus der Beute eines erfolgreichen Feldzuges war also ebenso wenig völlig
neu und revolutionär wie die Vergesellschaftung eines Triumphmonuments mit einer
Ehrenstatue des Stifters und vor allem die verschiedenen Varianten der Kombination
dieser Medien der Selbstdarstellung. Darüber hinaus wollten aber die neuen, also ge-
wissermaßen jüngeren4 Monumente die bereits bestehenden älteren Denkmäler im-
mer auch an schierer Größe, glanzvoller Ausstattung, Originalität und Qualität über-
treffen32 - durch die Strategien des Verweisens auf andere, gleichartige Monumente
war die bereits erwähnte Spirale der permanenten Steigerung und des Überbietens
zwar schon vor Marcellus und Fabius in Gang gesetzt worden, erhielt aber nun nicht
zuletzt durch deren Rivalität einen weiteren Schub. Mit anderen Worten: die im vol-
len Sinne allgegenwärtige Konkurrenz um Rang und Ansehen wurde auch und gerade
gewissermaßen medial ausgetragen.
Auch die Weihung des Fabius verwies auf bereits bestehende Monumente des He-
rakles/Hercules und schrieb sich damit in eine am Ende des 3. Jahrhunderts bereits
etablierte, weit bis in die mythische Frühzeit zurückreichende Tradition der kultischen
Verehrung des Halbgottes ein. Schon im Jahre 305 war auf dem Capitol eine große Sta-
28 Plinius, Naturalis historia XXXV 22; Cicero, in Vatinium 21. Siehe zum Triumph des Messala Itgens-
horst (2005), Nr. 127, mit weiteren Nachweisen.
29 Festus, de Verborum S. 228 Lindsay s.v. Pieta.
30 Livius, ab Urbe condita XXIV 16,19 und dazu Hölscher (1978), S. 345.
31 Plinius, Naturalis historia XXXIV 43.
32 Siehe Roller (2013), der diese Dimension der Konkurrenz mit dem Konzept der,intersignification* be-
schreibt.
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bäudes des Senates, der Curia Hostilia.28 Der bereits erwähnte Μ. Fulvius Flaccus ließ
ein Porträt von sich selbst im Triumphalgewand malen und im Tempel des Vortumnus
auf dem Aventin ausstellen, den er selbst dieser Hauptgottheit der von ihm unter-
worfenen Stadt Volsinii geweiht hatte.29 Und Ti. Sempronius Gracchus ließ ein Bild
der Feier nach seinem Sieg über karthagische Truppen unter Hanno bei Benevent
im Jahre 214 malen, das auch später noch in dem schon von seinem Vater errichteten
Tempel der Libertas auf dem Aventin zu sehen war.30
Damit sind wir wieder in der Zeit des Fabius ,Cunctator‘ und seines Monuments
auf dem Capitol. Schließlich und endlich war damit nun auch die geradezu ostenta-
tive Kombination ganz unterschiedlicher Monumente mit memorialer Wirkmächtig-
keit, also etwa eines Beutedenkmals mit einer Statue des Triumphators und Stifters,
durchaus bereits üblich: Schon der homo novus Sp. Carvilius, Consul 293 und erfolg-
reicher Heerführer im 3. Samnitenkrieg, hatte aus den erbeuteten Rüstungen und
Helmen nicht nur eine kolossale Statue des luppiter anfertigen lassen, die in Capitolio
aufgestellt wurde und so groß war, dass man sie angeblich vom Heiligtum des luppiter
Latiaris in den Albanerbergen sehen konnte; aus dem übrig gebliebenen Material ließ
er eine Statue von sich selbst fertigen, die er ebenso selbstbewusst wie demonstrativ zu
Füßen des kolossalen luppiter platzieren ließ.31
Die Weihung eines spektakulären Stückes Beutekunst und die Stiftung eines
Tempels aus der Beute eines erfolgreichen Feldzuges war also ebenso wenig völlig
neu und revolutionär wie die Vergesellschaftung eines Triumphmonuments mit einer
Ehrenstatue des Stifters und vor allem die verschiedenen Varianten der Kombination
dieser Medien der Selbstdarstellung. Darüber hinaus wollten aber die neuen, also ge-
wissermaßen jüngeren4 Monumente die bereits bestehenden älteren Denkmäler im-
mer auch an schierer Größe, glanzvoller Ausstattung, Originalität und Qualität über-
treffen32 - durch die Strategien des Verweisens auf andere, gleichartige Monumente
war die bereits erwähnte Spirale der permanenten Steigerung und des Überbietens
zwar schon vor Marcellus und Fabius in Gang gesetzt worden, erhielt aber nun nicht
zuletzt durch deren Rivalität einen weiteren Schub. Mit anderen Worten: die im vol-
len Sinne allgegenwärtige Konkurrenz um Rang und Ansehen wurde auch und gerade
gewissermaßen medial ausgetragen.
Auch die Weihung des Fabius verwies auf bereits bestehende Monumente des He-
rakles/Hercules und schrieb sich damit in eine am Ende des 3. Jahrhunderts bereits
etablierte, weit bis in die mythische Frühzeit zurückreichende Tradition der kultischen
Verehrung des Halbgottes ein. Schon im Jahre 305 war auf dem Capitol eine große Sta-
28 Plinius, Naturalis historia XXXV 22; Cicero, in Vatinium 21. Siehe zum Triumph des Messala Itgens-
horst (2005), Nr. 127, mit weiteren Nachweisen.
29 Festus, de Verborum S. 228 Lindsay s.v. Pieta.
30 Livius, ab Urbe condita XXIV 16,19 und dazu Hölscher (1978), S. 345.
31 Plinius, Naturalis historia XXXIV 43.
32 Siehe Roller (2013), der diese Dimension der Konkurrenz mit dem Konzept der,intersignification* be-
schreibt.