Hagiographie als Kaisermemorie - Kaiser Zenon in der Vita Danielis
125
„Ak dies so nach Gottes Willen vollendet war, kehrte nach kurzer Zeit Kaiser
Zenon wieder auf den Thron zurück samt seinem Weibe, der Kaiserin und Kai-
sertochter Ariadne. Nun waren fürderhin die heiligen Kirchen in wohlgefälligem
Stande (ευφροσύνη)114 und der Staat (πολιτεία) in Blüte und das römische
Reich ( Ρωμαϊκή) in Macht und Ansehen.“”5
Die εύσεβεία Zenons zeigt sich in seiner engen Verbindung mit dem Styliten: „Der
Kaiser Zenon aber stieg häufig zu dem Heiligen hinauf und stattete dem menschen-
freundlichen Gott (φιλανθρώπω θεω) seinen Dank ab und dankte auch dem heili-
gen Mann, in Erinnerung an das, was er ihm prophezeit hatte.“116
Interessanterweise übergeht die Vita Danielis den Bau des Theklaheiligtums in
Seleukia durch Zenon"7 wie auch seine zahlreichen sonstigen Kirchengründungen,118
vermutlich weil er sich ganz auf das Verhältnis zum Styliten Daniel und damit aus-
schließlich auf Ereignisse in Konstantinopel beschränken will.
Es handelt sich bei dieser Heiligenvita um mehr als nur eine positive oder auch
nur freundliche Beurteilung des Kaisers119 wie etwa beim Anonymus Valesianus oder
auch bei Prokop. Deutlich ist, dass das Kaiserlob ganz an das Verhältnis des Kaisers
zu dem heiligen Daniel gebunden ist, und das unterscheidet diesen Text natürlich
von der christlichen Kaiserpanegyrik eines Eusebius über Konstantin120 oder eines
Sozomenos über Theodosius II.121 Indem erst Leo122 und dann vor allem Zenon123 das
Schicksal des Reiches dem heiligen Daniel anvertrauen, erweisen sie sich als exempla-
risch fromme und somit auch gute Kaiser, auf denen der Segen Gottes ruht.
Uber den anonymen Autor wissen wir nichts, ebenso über seine Quellen. Vermut-
lich handelt es sich um einen Mönch des Danielklosters in Anaplous, das bis ins 13.
Jahrhundert bestanden hat,124 der aber über detaillierte Kenntnisse über den Hof in
Konstantinopel verfügt haben muss. Das Kloster, das vermutlich von Zenon und dann
auch von seinem Nachfolger Anastasios besonders gefördert wurde,125 hat vielleicht
114 Ευφροσύνη ist in der zeitgenössischen und vor allem der monastischen Literatur terminus tedmicus für
die Stimmung im Paradies; vgl. Lampe (1968), S. 587.
115 Vita antiquior 85 (S. 80,7-12 Delehaye): Τούτων ούτως βουλήσει Θεού τελεσθέντων, ού μετά
πολύν χρόνον έπανήκεν ό βασιλεύς Ζήνων σύν τή αύτού γυναικί καί βασιλίδι καί εκ
βασιλέων τεχθείση Αριάδνη. Καί λοιπόν αί άγιώταται έκκλησίαι εν πολλή εύφροσύνη
ύπήρχον καί ή πολιτεία έλαμπρύνετο καί ή 'Ρωμαϊκή κατάστασις έκραταιούτο.
ιι6 Vita antiquor 85 (S. 80,14-17 Delehaye): Συχνώς δε λοιπόν ό βασιλεύς άνήει πρός τόνόσιον, τω
φιλανθρώπω Θεω τήν εύχαριστίαν άποδιδούς καίω όσίω άνδρί, έφ' οίς προειρήκειαύτω,
ύπομιμνήσκων ηύχαρίστει.
117 Feld (2005), S. 297-299·
118 Vgl. dazu ausführlich Kosinski (2010), S. 203-215.
119 Das Urteil von Feld (2005), S. 283-284, erscheint zu undifferenziert.
120 Eusebius, Vita Constantini·, Bleckmann (2007), S. 7-106.
121 Sozomenus, Historia ecdesiastica, Proömium; vgl. Brennecke (2013), S. 58-62.
122 Vita antiquor 54-67.
123 Vita antiquor 68-91.
124 Delehaye (1923), S. LVIII.
125 Vita antiquor 92-102; Meier (2009), S. 40; 58.
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„Ak dies so nach Gottes Willen vollendet war, kehrte nach kurzer Zeit Kaiser
Zenon wieder auf den Thron zurück samt seinem Weibe, der Kaiserin und Kai-
sertochter Ariadne. Nun waren fürderhin die heiligen Kirchen in wohlgefälligem
Stande (ευφροσύνη)114 und der Staat (πολιτεία) in Blüte und das römische
Reich ( Ρωμαϊκή) in Macht und Ansehen.“”5
Die εύσεβεία Zenons zeigt sich in seiner engen Verbindung mit dem Styliten: „Der
Kaiser Zenon aber stieg häufig zu dem Heiligen hinauf und stattete dem menschen-
freundlichen Gott (φιλανθρώπω θεω) seinen Dank ab und dankte auch dem heili-
gen Mann, in Erinnerung an das, was er ihm prophezeit hatte.“116
Interessanterweise übergeht die Vita Danielis den Bau des Theklaheiligtums in
Seleukia durch Zenon"7 wie auch seine zahlreichen sonstigen Kirchengründungen,118
vermutlich weil er sich ganz auf das Verhältnis zum Styliten Daniel und damit aus-
schließlich auf Ereignisse in Konstantinopel beschränken will.
Es handelt sich bei dieser Heiligenvita um mehr als nur eine positive oder auch
nur freundliche Beurteilung des Kaisers119 wie etwa beim Anonymus Valesianus oder
auch bei Prokop. Deutlich ist, dass das Kaiserlob ganz an das Verhältnis des Kaisers
zu dem heiligen Daniel gebunden ist, und das unterscheidet diesen Text natürlich
von der christlichen Kaiserpanegyrik eines Eusebius über Konstantin120 oder eines
Sozomenos über Theodosius II.121 Indem erst Leo122 und dann vor allem Zenon123 das
Schicksal des Reiches dem heiligen Daniel anvertrauen, erweisen sie sich als exempla-
risch fromme und somit auch gute Kaiser, auf denen der Segen Gottes ruht.
Uber den anonymen Autor wissen wir nichts, ebenso über seine Quellen. Vermut-
lich handelt es sich um einen Mönch des Danielklosters in Anaplous, das bis ins 13.
Jahrhundert bestanden hat,124 der aber über detaillierte Kenntnisse über den Hof in
Konstantinopel verfügt haben muss. Das Kloster, das vermutlich von Zenon und dann
auch von seinem Nachfolger Anastasios besonders gefördert wurde,125 hat vielleicht
114 Ευφροσύνη ist in der zeitgenössischen und vor allem der monastischen Literatur terminus tedmicus für
die Stimmung im Paradies; vgl. Lampe (1968), S. 587.
115 Vita antiquior 85 (S. 80,7-12 Delehaye): Τούτων ούτως βουλήσει Θεού τελεσθέντων, ού μετά
πολύν χρόνον έπανήκεν ό βασιλεύς Ζήνων σύν τή αύτού γυναικί καί βασιλίδι καί εκ
βασιλέων τεχθείση Αριάδνη. Καί λοιπόν αί άγιώταται έκκλησίαι εν πολλή εύφροσύνη
ύπήρχον καί ή πολιτεία έλαμπρύνετο καί ή 'Ρωμαϊκή κατάστασις έκραταιούτο.
ιι6 Vita antiquor 85 (S. 80,14-17 Delehaye): Συχνώς δε λοιπόν ό βασιλεύς άνήει πρός τόνόσιον, τω
φιλανθρώπω Θεω τήν εύχαριστίαν άποδιδούς καίω όσίω άνδρί, έφ' οίς προειρήκειαύτω,
ύπομιμνήσκων ηύχαρίστει.
117 Feld (2005), S. 297-299·
118 Vgl. dazu ausführlich Kosinski (2010), S. 203-215.
119 Das Urteil von Feld (2005), S. 283-284, erscheint zu undifferenziert.
120 Eusebius, Vita Constantini·, Bleckmann (2007), S. 7-106.
121 Sozomenus, Historia ecdesiastica, Proömium; vgl. Brennecke (2013), S. 58-62.
122 Vita antiquor 54-67.
123 Vita antiquor 68-91.
124 Delehaye (1923), S. LVIII.
125 Vita antiquor 92-102; Meier (2009), S. 40; 58.