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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Editor]; Gengler, Olivier [Editor]; Meier, Mischa [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

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III. Ausformungen kirchlicher memoria
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Menze, Volker: Johannes Malalas, die Rezeption des Konzils von Chalkedon und die christlichen milieux de mémorie im 6. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0144
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Johannes Malalas und die Rezeption des Konzils von Chalkedon

M3

Höhepunkt des Konfliktes mit dem Patriarchen Makedonios 511 die Herausgabe von
Konzilsaufzeichnungen aus dem Archiv der hauptstädtischen Kirche zu erzwingen.5/
Es war aber nicht nur ein Mangel an exaktem Wissen bezüglich der Beschlüsse
des Konzils, der zu Fehlinterpretationen Chalkedons in den christologischen und ek-
klesiologischen Streitigkeiten des ausgehenden 5. und der ersten Hälfte des 6. Jahr-
hunderts führte. Die Akteure stellten z.T. auch polemische Falschbehauptungen auf.
Das Beispiel des Patriarchen Dioskoros, dessen Orthodoxie bzw. Häresie auf dem
Konzil debattiert wurde, sei hicrTw^Tw toto angeführt.
Nachdem fast alle Bischöfe, die zwei Jahre zuvor am Konzil von Ephesos an Dios-
koros’ Seite gestanden hatten, sich von Alexandria abgewandt hatten, wurde in der
dritten Sitzung am 13. Oktober 451 über Dioskoros Gericht gehalten.58 Dioskoros wird
der Häresie, Blasphemie, unkanonischen Verhaltens wie auch der Tötung des vori-
gen Patriarchen von Konstantinopel, Flavian, beschuldigt etc.59 Da er der dreimaligen
Aufforderung zum Erscheinen vor dem Konzil keine Folge leistet, wird er für sein
unkanonisches Verhalten in Abwesenheit seiner Bischofswürde beraubt und von allen
priesterlichen Funktionen ausgeschlossen. Der päpstliche Legat fordert eine (weitere)
Verurteilung, aber Anatolios, der Patriarch von Konstantinopel stimmt lediglich der
καθaίρεσις/Absetzung des Dioskoros zu.60 Der griechische Text - wohl kurze Zeit
nach dem Konzil am Hof Kaiser Markians redigiert61 - bietet im Anschluss die Na-
men der Bischöfe, die zustimmten und dann die Unterschriften derselben bezüglich
Dioskoros’καθαίρεσις.62 In der fünften Sitzung am 22. Oktober 451 greift Anatolios
die Absetzung wegen unkanonischen Verhaltens noch einmal explizit auf und erinnert
seine Kollegen, dass Dioskoros nicht wegen seines Glaubens abgesetzt worden sei.63
Die moderne Forschungsliteratur macht meist keinen Unterschied zwischen Abset-
zung und Verdammung (bzw. benutzt beide Termini austauschbar), obwohl es kirchen-
rechtlich einen sehr gewichtigen Unterschied macht und deshalb 532 auch zwischen
den nichtchalkedonischen und den chalkedonischen Bischöfen zur Diskussion stand.
Allerdings kann sich die Forschungsliteratur in ihrer Einschätzung auf die Re-
zeption berufen, die Dioskoros nach dem Konzil durch die Chalkedonier erfahren
hat. Dioskoros erscheint nämlich keine drei Monate nach Chalkedon in einem Brief
Papst Leos, in dem er den Bischöfen in Gallien am 27. Januar 452 mit Genugtuung

57 Marcellinus Comes, Chronicon ad an. 511 (S. 35 Croke): tomum sanctorum patrum apud Calchedonam.
Allerdings bestätigen weder Zacharias Rhetor noch Euagrios diese Version; Ps.-Zacharias, Historia
ecclesiastica VII 7-8 weiß hingegen von einem dyophysitischen Florilegium des Macedonius zu berich-
ten.

58 Zur Diskussion, ob es sich um die zweite oder dritte Sitzung handelt, siehe Keßler (2011), S. 40-46.

59 Siehe die dritte Sitzung in ACO II1, die die Anklagen zusammenträgt.

60 Vielleicht muss man hierin eine Parteinahme für Dioskoros - der immerhin Anatolios erst zum Patri-
archen von Konstantinopel machte - sehen, indem Anatolios eine Anathematizierung des Dioskoros
verhinderte.

61 Price/Gaddis (2005) Bd. 3, S. 180 und Price (2009b), S. 92.

62 Siehe Price/Gaddis (2005) Bd. 2, S. 93-110 für die Übersetzung des griechischen Textes, mit anschlie-
ßender Übersetzung des lateinischen Textes.

63 ACO II 1,2, S. 124 (Price/Gaddis (2005) Bd. 2, S. 198).
 
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