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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Editor]; Gengler, Olivier [Editor]; Meier, Mischa [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

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III. Ausformungen kirchlicher memoria
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Watta, Sebastian: Materielle Erinnerung: Formen der memoria in den kirchlichen Mosaikpavimenten des Nahen Ostens
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https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0159
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158 Sebastian Watta

sich damit eine Inbezugsetzung von bereits in der Vergangenheit als heilig konnotier-
ten Kulthandlungen des AT mit der eigenen gegenwärtigen Liturgie der Eucharistie.
Deren Bedeutung wiederum fußte auf den ebenfalls in der Vergangenheit liegenden
heilsgeschichtlichen Begebenheiten, von denen das NT berichtet. Die Liturgie der
Spätantiken Gegenwart erinnerte an diese Ereignisse und ließ sie gleichzeitig im
Vollzug wiederum wirkmächtig werden. Bezüge auf die Vergangenheit und deren
erinnerndes Vergegenwärtigen in der Spätantiken Gegenwart übertrugen in diesem
Fall nicht nur einen Sakralitätscharakter, sondern bildeten den Kern der gesamten
christlichen liturgischen Handlung. Die Mosaikdarstellung in den Medien Bild und
Inschrift transferierte durch die kleinräumige Verdichtung der zentralen Elemente
alttestamentlicher Tempelsakralität (Opferaltar, Allerheiligstes) diesen Charakter
auch auf das Sanktuarium des Kapellenbaus und auf die dort agierenden Kleriker. 27
Die vieldiskutierte Frage, ob Annexkapellen, wie im vorliegenden Beispiel, auch
für die Eucharistie oder etwa schlicht als Ablage- und Sammelbereich für die Gaben
der Gemeinde dienten, wird in diesem Fall mit einiger Sicherheit wiederum durch die
verwendeten Medien im Kontext mit dem liturgischen Mobiliar beantwortet.28 Nicht
nur war die Theotokoskapelle durch das abgeschrankte Sanktuarium und den Tisch-
altar für die Eucharistie nutzbar. Die inschriftliche Bezeichnung θυσιαστήριόν, die
das Zentrum der oben geschilderten, Zeitebenen übergreifenden Ausdeutung und
Bedeutungsübertragung bildet, findet sich in den zeitgenössischen Texten zur Litur-
gie nur mit Bezug auf den Abendmahlstisch.29
In diesem Fall zeigen sich Formen der Vergegenwärtigung von Erinnerung im
liturgischen Vollzug der Eucharistie ebenso wie in der Ausgestaltung ihres Ortes, des
Sanktuariums. Medial, durch Bild und Inschrift, in Beziehung gebracht und damit
parallelisiert werden diese mit kultischen Handlungen des Alten Testaments zum
Zwecke einer Bedeutungsübertragung, einer Sakralisierung von Kulthandlung und
Kultbau. Als thematischer Nukleus der Erinnerungshandlung wird in diesem Fall
allerdings eindeutig die Opferthematik in das Zentrum der medialen Umsetzung
gebracht. Welche Rolle spielte aber die memoria persönlich für die einzelnen An-
gehörigen der Spätantiken christlichen Gemeinde? Einige von ihnen treten uns in
ihrer Rolle als Geldgeber für Kirchenbau und Ausstattung, als Stifter und Donatoren,
entgegen.30
Die Stifter suchten durch ihr Engagement zunächst einmal, das eigene Seelen-
heil und das ihrer Angehörigen zu sichern. Auch dieser Aspekt war mit Strategien
der Erinnerung verbunden. Die Mosaikpavimente der nahöstlichen Kirchen weisen
ein breites Repertoire von Stifterbildern auf. Durch diese Darstellungen vermittelten
die Stifter ihren Zeitgenossen Vorstellungen der eigenen sozialen Bedeutung, indem
traditionelle Bildformeln zum Einsatz kamen, Genrekategorien der Jagd, des Land-

27 Jäggi (2007), S. 81,84; Branham (2012), S. 202, 209-212.

28 Zur Diskussion siehe etwa Michel (2001), S. 92-94; Michel (2007), S. 596.

29 Lampe, G.W.H.: A Patristic Greek Lexicon, Oxford 1961, S. 660; Gatier (1986), S. 78 Nr. 62.

30 Dazu für die nahöstlichen Kirchenbauten umfassend Baumann (1999).
 
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