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Carlo Scardino
geordnet. Diejenigen Jahre, die folgen, hat Prosper geordnet“ {hucusque Hieronymus
presbyter ordinem praecedentium digessit annorum; quae sequuntur, Prosper digessit).1'
Dagegen hat Hydatius in einem Vorwort, auf das eine ausführliche Vorrede folgt,
diese einfache Formel ausgeweitet: „Bis hierhin wird die vom heiligen Hieronymus,
der ebenfalls, wie die erste Vorrede zu Beginn dieses Buchs erklärt, den Beinamen Eu-
sebius trägt, geschriebene Geschichte in ziemlich vielen spanischen Provinzen aufbe-
wahrt. ... Daran anschließend habe ich, der unwissende und unwürdigste aller Diener
Gottes, Hydatius, Diener Jesu Christi, unseres Gottes und Herrn, das Nachfolgende
ab dem ersten Jahr des Theodosius Augustus, wie ich es erfahren habe, es <so> auch
beschrieben, nachdem ich eine aus der Vorrede bestehende kurze Bemerkung vor-
ausgeschickt habe“ fucus que a sancto Hieronymo, et ipso sicut in capite istius voluminis
praefatioprima declarat, cognomine Eusebio, historia in aliquantis Hispaniarum provinciis
conscripta retinetur. ... verum ad haec ignarus indignissimus omnium servorum dei Hyda-
tius servus lesu Christi dei et domini nostri, quae secuntur ab anno primo Theodosii Augusti,
ut comperi <ita> et de scrip si brevi antelato praefationis indicid).
Am Anfang und Ende sind die Elemente der Hieronymianischen Formel noch
klar zu erkennen. Hydatius fügt zwei weitere Informationen hinzu, die er ausführli-
cher in seiner praefatio bespricht: Zum einen sagt er, dass alle Kopien von Hieronymus’
Werk, die sich in Spanien befinden, an diesem Punkt aufhören, dass er aber nicht
weiß, ob Hieronymus selbst später noch etwas hinzugefügt hat. Zum anderen führt
er seine eigene, namentlich genannte Person als Berichterstatter mit der Angabe des
Anfangspunktes, mit dem Rückgriff auf den Topos der Bescheidenheit (emphatisch
mit dem Superlativ indignissimus und dem Begriff servus), mit der Bekundung seines
christlichen Glaubens und mit dem Prädikat in der i. Person Singular ein.
Es folgt darauf die angekündigte Vorrede, in der sich Hydatius am Anfang und
Ende (§§ i und 7) als spanischer Kirchenmann vorstellt, der Bischof geworden ist. Des
Weiteren reiht er sich in die von Eusebius und Hieronymus initiierte Tradition der
Chroniken ein (§§ 2-4), die er selbst unter Angabe des Anfangspunkts weiterzuführen
gedenkt, wobei er auch kurz einen Einblick in seine Arbeitsweise gewährt (§§5-6): Er
unterscheidet dabei zwischen dem Gebrauch von schriftlichen Quellen, mündlichen
Berichten und Selbsterlebtem (§ ^partim ex studio scriptorum,partim ex certo aliquanto-
rum relatu,partim ex cognitione quam iam lacrimabilepropriae vitae tempus offendit), und
fügt an, dass er sich bis zum dritten Herrschaftsjahr von Valentinian (427 n.Chr., c. 88
des Werks) auf schriftliche Quellen und mündliche Berichte anderer stützt (§ 6 vel ex
scriptorum stilo vel ex relationibus indicantum), während das, was danach folgt, von ihm
erlebte Zeitgeschichte ist.
In seiner praefatio, die nicht mehr nach dem Schema von Hieronymus’ Uberlei-
tungsformel gebildet ist, stellt sich Marcellinus, der sich explizit in die von Eusebius
und Hieronymus begründete Tradition der Chronik einfügt, kurz als oströmischer
21 Aber nicht alle Codices weisen denselben Text auf: Dem ältesten Kodex L fehlt der Mittelteil der
Formel presbyter bis annorum, während der Codex Μ statt digessit analog zu Prosper adiecit bietet, vgl.
Scardino in Kötter/Scardino (2017), S. 77.
Carlo Scardino
geordnet. Diejenigen Jahre, die folgen, hat Prosper geordnet“ {hucusque Hieronymus
presbyter ordinem praecedentium digessit annorum; quae sequuntur, Prosper digessit).1'
Dagegen hat Hydatius in einem Vorwort, auf das eine ausführliche Vorrede folgt,
diese einfache Formel ausgeweitet: „Bis hierhin wird die vom heiligen Hieronymus,
der ebenfalls, wie die erste Vorrede zu Beginn dieses Buchs erklärt, den Beinamen Eu-
sebius trägt, geschriebene Geschichte in ziemlich vielen spanischen Provinzen aufbe-
wahrt. ... Daran anschließend habe ich, der unwissende und unwürdigste aller Diener
Gottes, Hydatius, Diener Jesu Christi, unseres Gottes und Herrn, das Nachfolgende
ab dem ersten Jahr des Theodosius Augustus, wie ich es erfahren habe, es <so> auch
beschrieben, nachdem ich eine aus der Vorrede bestehende kurze Bemerkung vor-
ausgeschickt habe“ fucus que a sancto Hieronymo, et ipso sicut in capite istius voluminis
praefatioprima declarat, cognomine Eusebio, historia in aliquantis Hispaniarum provinciis
conscripta retinetur. ... verum ad haec ignarus indignissimus omnium servorum dei Hyda-
tius servus lesu Christi dei et domini nostri, quae secuntur ab anno primo Theodosii Augusti,
ut comperi <ita> et de scrip si brevi antelato praefationis indicid).
Am Anfang und Ende sind die Elemente der Hieronymianischen Formel noch
klar zu erkennen. Hydatius fügt zwei weitere Informationen hinzu, die er ausführli-
cher in seiner praefatio bespricht: Zum einen sagt er, dass alle Kopien von Hieronymus’
Werk, die sich in Spanien befinden, an diesem Punkt aufhören, dass er aber nicht
weiß, ob Hieronymus selbst später noch etwas hinzugefügt hat. Zum anderen führt
er seine eigene, namentlich genannte Person als Berichterstatter mit der Angabe des
Anfangspunktes, mit dem Rückgriff auf den Topos der Bescheidenheit (emphatisch
mit dem Superlativ indignissimus und dem Begriff servus), mit der Bekundung seines
christlichen Glaubens und mit dem Prädikat in der i. Person Singular ein.
Es folgt darauf die angekündigte Vorrede, in der sich Hydatius am Anfang und
Ende (§§ i und 7) als spanischer Kirchenmann vorstellt, der Bischof geworden ist. Des
Weiteren reiht er sich in die von Eusebius und Hieronymus initiierte Tradition der
Chroniken ein (§§ 2-4), die er selbst unter Angabe des Anfangspunkts weiterzuführen
gedenkt, wobei er auch kurz einen Einblick in seine Arbeitsweise gewährt (§§5-6): Er
unterscheidet dabei zwischen dem Gebrauch von schriftlichen Quellen, mündlichen
Berichten und Selbsterlebtem (§ ^partim ex studio scriptorum,partim ex certo aliquanto-
rum relatu,partim ex cognitione quam iam lacrimabilepropriae vitae tempus offendit), und
fügt an, dass er sich bis zum dritten Herrschaftsjahr von Valentinian (427 n.Chr., c. 88
des Werks) auf schriftliche Quellen und mündliche Berichte anderer stützt (§ 6 vel ex
scriptorum stilo vel ex relationibus indicantum), während das, was danach folgt, von ihm
erlebte Zeitgeschichte ist.
In seiner praefatio, die nicht mehr nach dem Schema von Hieronymus’ Uberlei-
tungsformel gebildet ist, stellt sich Marcellinus, der sich explizit in die von Eusebius
und Hieronymus begründete Tradition der Chronik einfügt, kurz als oströmischer
21 Aber nicht alle Codices weisen denselben Text auf: Dem ältesten Kodex L fehlt der Mittelteil der
Formel presbyter bis annorum, während der Codex Μ statt digessit analog zu Prosper adiecit bietet, vgl.
Scardino in Kötter/Scardino (2017), S. 77.