Historische und theologische Diskurse in den lateinischen Chroniken
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Fassung vieler Bücher (c. 47; nur diesen Aspekt erwähnt der Chronist der Gallischen
Chronik von^ii). Es fehlt aber die Erwähnung seines Todes und somit eine abschlie-
ßende Würdigung; stattdessen erwähnt er, dass die Häresie der Prädestinaten von Au-
gustinus ausging (c. 81). Dies lässt eine gewisse Distanz des Autors zum Kirchenvater
erkennen, da er die ambivalenten Aspekte hervorhebt, während er die positiven recht
unterkühlt anmerkt (dagegen urteilt derselbe Chronist gegenüber Martin von Tours
c. 4 viel positiver: Martinus, Turonensium episcopus, apostolicis virtutibus insignis habe-
tur). Prosper hingegen, der Augustinus am ausführlichsten behandelt, betont neben
dessen rhetorischen Fähigkeiten auch die Tatsache, dass er Schüler des Ambrosius ge-
wesen und Bischof von Hippo geworden ist (c. 1204). In der zweiten Erwähnung wird
seine Rolle im Kampf gegen die Pelagianer gewürdigt (c. 1261). In der abschließenden
Würdigung anlässlich seines Todes drückt er mit dem Superlativ per omnia excellen-
tissimus seine Wertschätzung aus (c. 1304). Ebenso würdigt ihn Hydatius bei seiner
ersten Erwähnung habetur insignis, inter cuius studia magnifica fast überschwänglich
(c. 53), erwähnt ihn aber nur kurz bei seinem Tod {sanctus insignis c. 99). Durchweg
positiv ist auch der konzise Eintrag anlässlich seines Todes bei Marcellinus Comes,
der wie Prosper Superlativ und positives Attribut in chiastischer Stellung verwendet
{elegantissimus Christi sacerdos doctorquepraecipuus ad an. 429).
Jeder Chronist hat also Augustin an verschiedenen Stellen seines jeweiligen Werks,
die vom Beginn seiner Tätigkeit bis zu seinem Tod reichen, erwähnt, wobei aber nur
Prosper, Hydatius und Marcellinus seinen Tod registrieren. Durch die Auswahl der zu
erwähnenden Fakten bzw. durch ihr Auslassen und durch ihre Färbung mit verschie-
denen Attributen entwirft jeder Chronist ein individuelles Bild des Augustinus, das er
der Nachwelt zu überliefern gedenkt.
6. Kirchengeschichte
In einer nunmehr weitgehend christlich geprägten Gesellschaft bezweckten im Ge-
gensatz zu Africanus und Eusebius die Chronisten nicht mehr die Rechtfertigung ih-
rer Religion gegenüber den Heiden, sondern zeigten für die Entwicklungen innerhalb
der nun etablierten Kirche Interesse.35
Da mit Ausnahme von Marcellinus Comes und Cassiodor alle Verfasser von Chro-
niken wohl Personen waren, die der Kirche und dem damit verbundenen sozio-kultu-
rellen Milieu angehörten, erstaunt die Erwähnung von berühmten Kirchenvätern, wie
das oben illustrierte Beispiel des Augustinus zeigt, nicht. Besonders hervorgehoben
werden auch Martin von Tours {Gallische Chronik von 452 c. 4, 43 und 48, wo zudem
Severus’Werk über Martin erwähnt wird; Gallische Chronik von 511 c. 16 und 20; Pros-
per c. 1175; Hydatius c. 8), Paulinus von Nola {Gallische Chronik von 452 c. 41; Hydatius
c. 81) und Hieronymus (Prosper c. 1186; Hydatius c. 39-40 und 59, Marcellinus ad an.
35 Vgk Cardelle de Hartmann (2000), S. 116.
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Fassung vieler Bücher (c. 47; nur diesen Aspekt erwähnt der Chronist der Gallischen
Chronik von^ii). Es fehlt aber die Erwähnung seines Todes und somit eine abschlie-
ßende Würdigung; stattdessen erwähnt er, dass die Häresie der Prädestinaten von Au-
gustinus ausging (c. 81). Dies lässt eine gewisse Distanz des Autors zum Kirchenvater
erkennen, da er die ambivalenten Aspekte hervorhebt, während er die positiven recht
unterkühlt anmerkt (dagegen urteilt derselbe Chronist gegenüber Martin von Tours
c. 4 viel positiver: Martinus, Turonensium episcopus, apostolicis virtutibus insignis habe-
tur). Prosper hingegen, der Augustinus am ausführlichsten behandelt, betont neben
dessen rhetorischen Fähigkeiten auch die Tatsache, dass er Schüler des Ambrosius ge-
wesen und Bischof von Hippo geworden ist (c. 1204). In der zweiten Erwähnung wird
seine Rolle im Kampf gegen die Pelagianer gewürdigt (c. 1261). In der abschließenden
Würdigung anlässlich seines Todes drückt er mit dem Superlativ per omnia excellen-
tissimus seine Wertschätzung aus (c. 1304). Ebenso würdigt ihn Hydatius bei seiner
ersten Erwähnung habetur insignis, inter cuius studia magnifica fast überschwänglich
(c. 53), erwähnt ihn aber nur kurz bei seinem Tod {sanctus insignis c. 99). Durchweg
positiv ist auch der konzise Eintrag anlässlich seines Todes bei Marcellinus Comes,
der wie Prosper Superlativ und positives Attribut in chiastischer Stellung verwendet
{elegantissimus Christi sacerdos doctorquepraecipuus ad an. 429).
Jeder Chronist hat also Augustin an verschiedenen Stellen seines jeweiligen Werks,
die vom Beginn seiner Tätigkeit bis zu seinem Tod reichen, erwähnt, wobei aber nur
Prosper, Hydatius und Marcellinus seinen Tod registrieren. Durch die Auswahl der zu
erwähnenden Fakten bzw. durch ihr Auslassen und durch ihre Färbung mit verschie-
denen Attributen entwirft jeder Chronist ein individuelles Bild des Augustinus, das er
der Nachwelt zu überliefern gedenkt.
6. Kirchengeschichte
In einer nunmehr weitgehend christlich geprägten Gesellschaft bezweckten im Ge-
gensatz zu Africanus und Eusebius die Chronisten nicht mehr die Rechtfertigung ih-
rer Religion gegenüber den Heiden, sondern zeigten für die Entwicklungen innerhalb
der nun etablierten Kirche Interesse.35
Da mit Ausnahme von Marcellinus Comes und Cassiodor alle Verfasser von Chro-
niken wohl Personen waren, die der Kirche und dem damit verbundenen sozio-kultu-
rellen Milieu angehörten, erstaunt die Erwähnung von berühmten Kirchenvätern, wie
das oben illustrierte Beispiel des Augustinus zeigt, nicht. Besonders hervorgehoben
werden auch Martin von Tours {Gallische Chronik von 452 c. 4, 43 und 48, wo zudem
Severus’Werk über Martin erwähnt wird; Gallische Chronik von 511 c. 16 und 20; Pros-
per c. 1175; Hydatius c. 8), Paulinus von Nola {Gallische Chronik von 452 c. 41; Hydatius
c. 81) und Hieronymus (Prosper c. 1186; Hydatius c. 39-40 und 59, Marcellinus ad an.
35 Vgk Cardelle de Hartmann (2000), S. 116.