Historische und theologische Diskurse in den lateinischen Chroniken
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wogen war (valde religioni faxens et ecclesiis per omnia promptus fuit c. 3), hegte Justina,
die Mutter Valentinians, Sympathien für die Arianer und gegen Ambrosius (lustina
mater Valentiniani Arrianis favens in Ambrosium et omnem Mediolanensem ecclesiam
divers a iniuriarum genera congerit c. 13). Ohne wertende Attribute wird dagegen die
Häresie des Apollinaris vermerkt (c. 21, ebenso die Gallische Chronik vonyn c. 5 [519]);
dasselbe gilt für diejenige des Nestorius (c. 58) und der Prädestinaten (c. 81), wohin-
gegen Pelagius für verrückt erklärt und seine Lehre verdammt wird (Pelagius vesanus
doctrina execrabili ecclesias conmaculare conatur c. 44) und Eutyches’ Häresie, ohne dass
ihr Begründer (absichtlich?) beim Namen genannt wird, als frevelhaft bezeichnet wird
(haeresis nefaria a quodam archimandrite commota ... c. 135).
Ähnlich behandelt Prosper das Thema, jedoch aus einer vom anonymen Chronis-
ten abweichenden Position: So tadelt auch er die Häresie des Priscillian (c. 1171), die er
in die Nähe von Gnosis und Manichäismus setzt und über deren Ende er ausführlich
berichtet: „Als Priscillian erkannte, dass auf der Synode von Bordeaux seine Verdam-
mung bevorstand, appellierte er an den Kaiser. Nachdem ihn daraufhin in Trier Evo-
dius, der praefectuspraetorio des Maximus, verhört hatte, wurde er dem Schwert preis-
gegeben“ (Priscillianus in synodo Burdigalensi damnandum se intellegens ad imperatorem
provocavit auditusque Treveris ab Euvodio praefecto praetorio Maximi gladio addictus est
c. 1187). Ausführlicher als der gallische Chronist setzt sich Prosper mit Nestorius’ Hä-
resie auseinander, die er als Irrlehre (error) und Gottlosigkeit (impietas) bezeichnet und
deren Kerndogma er erklärt, gemäß dem „Christus von Maria nur als Mensch, nicht
aber auch als Gott geboren und ihm die Göttlichkeit wegen seines Verdienstes ver-
liehen worden sei.“ (Christum ex Maria hominem tantum, non etiam deum natum eique
divinitatem conlatam esse pro merito c. 1297). Ausführlicher und mit genauer Erklärung,
die seine theologische Bildung offenbart, behandelt er die Pelagianer in mehreren
Einträgen, wobei er zunächst die als error bezeichnete Lehre des Pelagius illustriert,
gemäß der „jeder einzelne aus eigenem Willen zur Gerechtigkeit geleitet werde und
so viel an Gnade empfange, wie er verdient habe, weil Adams Sünde allein ihn selbst
verletzt, nicht aber auch seine Nachkommen gefesselt habe. Deshalb auch sei es denje-
nigen, die es wollten, möglich, frei von aller Sünde zu sein. Ferner würden alle kleinen
Kinder so unschuldig geboren, wie der erste Mensch vor dem Sündenfall gewesen
sei; und nicht deswegen seien sie zu taufen, damit sie die Sünde ablegten, sondern
damit sie mit dem Sakrament der Adoption geehrt würden“ (praedicans unumquemque
ad iustitiam voluntate propria régi tantumque accipere gratiae, quantum meruerit, quia
Adaepeccatum ipsum solum laeserit, non etiamposteros eius obstrinxerit, unde et volentibus
possibile sit omni carere peccato omnesque parvulos tarn insontes nasci, quam primus homo
ante praevaricationem fuit, nec ideo baptizandos, ut peccato exuantur, sed ut Sacramento
adoptionis honorentur c. 1252).36 Diese für die Gattung der Chronik sehr ausführliche
Schilderung der Häresie, die einem Exkurs gleicht, zeugt vom Interesse des Chronis-
ten (und wohl auch seiner aus demselben sozialen Milieu stammenden Rezipienten)
36 Dasselbe gilt auch für die c. 1358 behandelten Eutychianer. Die Verurteilung dieser Häresie wird c. 1369
berichtet.
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wogen war (valde religioni faxens et ecclesiis per omnia promptus fuit c. 3), hegte Justina,
die Mutter Valentinians, Sympathien für die Arianer und gegen Ambrosius (lustina
mater Valentiniani Arrianis favens in Ambrosium et omnem Mediolanensem ecclesiam
divers a iniuriarum genera congerit c. 13). Ohne wertende Attribute wird dagegen die
Häresie des Apollinaris vermerkt (c. 21, ebenso die Gallische Chronik vonyn c. 5 [519]);
dasselbe gilt für diejenige des Nestorius (c. 58) und der Prädestinaten (c. 81), wohin-
gegen Pelagius für verrückt erklärt und seine Lehre verdammt wird (Pelagius vesanus
doctrina execrabili ecclesias conmaculare conatur c. 44) und Eutyches’ Häresie, ohne dass
ihr Begründer (absichtlich?) beim Namen genannt wird, als frevelhaft bezeichnet wird
(haeresis nefaria a quodam archimandrite commota ... c. 135).
Ähnlich behandelt Prosper das Thema, jedoch aus einer vom anonymen Chronis-
ten abweichenden Position: So tadelt auch er die Häresie des Priscillian (c. 1171), die er
in die Nähe von Gnosis und Manichäismus setzt und über deren Ende er ausführlich
berichtet: „Als Priscillian erkannte, dass auf der Synode von Bordeaux seine Verdam-
mung bevorstand, appellierte er an den Kaiser. Nachdem ihn daraufhin in Trier Evo-
dius, der praefectuspraetorio des Maximus, verhört hatte, wurde er dem Schwert preis-
gegeben“ (Priscillianus in synodo Burdigalensi damnandum se intellegens ad imperatorem
provocavit auditusque Treveris ab Euvodio praefecto praetorio Maximi gladio addictus est
c. 1187). Ausführlicher als der gallische Chronist setzt sich Prosper mit Nestorius’ Hä-
resie auseinander, die er als Irrlehre (error) und Gottlosigkeit (impietas) bezeichnet und
deren Kerndogma er erklärt, gemäß dem „Christus von Maria nur als Mensch, nicht
aber auch als Gott geboren und ihm die Göttlichkeit wegen seines Verdienstes ver-
liehen worden sei.“ (Christum ex Maria hominem tantum, non etiam deum natum eique
divinitatem conlatam esse pro merito c. 1297). Ausführlicher und mit genauer Erklärung,
die seine theologische Bildung offenbart, behandelt er die Pelagianer in mehreren
Einträgen, wobei er zunächst die als error bezeichnete Lehre des Pelagius illustriert,
gemäß der „jeder einzelne aus eigenem Willen zur Gerechtigkeit geleitet werde und
so viel an Gnade empfange, wie er verdient habe, weil Adams Sünde allein ihn selbst
verletzt, nicht aber auch seine Nachkommen gefesselt habe. Deshalb auch sei es denje-
nigen, die es wollten, möglich, frei von aller Sünde zu sein. Ferner würden alle kleinen
Kinder so unschuldig geboren, wie der erste Mensch vor dem Sündenfall gewesen
sei; und nicht deswegen seien sie zu taufen, damit sie die Sünde ablegten, sondern
damit sie mit dem Sakrament der Adoption geehrt würden“ (praedicans unumquemque
ad iustitiam voluntate propria régi tantumque accipere gratiae, quantum meruerit, quia
Adaepeccatum ipsum solum laeserit, non etiamposteros eius obstrinxerit, unde et volentibus
possibile sit omni carere peccato omnesque parvulos tarn insontes nasci, quam primus homo
ante praevaricationem fuit, nec ideo baptizandos, ut peccato exuantur, sed ut Sacramento
adoptionis honorentur c. 1252).36 Diese für die Gattung der Chronik sehr ausführliche
Schilderung der Häresie, die einem Exkurs gleicht, zeugt vom Interesse des Chronis-
ten (und wohl auch seiner aus demselben sozialen Milieu stammenden Rezipienten)
36 Dasselbe gilt auch für die c. 1358 behandelten Eutychianer. Die Verurteilung dieser Häresie wird c. 1369
berichtet.