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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Editor]; Gengler, Olivier [Editor]; Meier, Mischa [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

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VI. Die Chronik als Memorialgattung
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Gastgeber, Christian: Klassisch-paganes Erbe: Was bleibt in der memoria der Weltchronik? Memorialkultur des Chronicon Paschale
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0297
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Christian Gastgeber

CP 204, Z. 1-5: Τούτω τώ έτεί άνέβη Σαλμανάσαρ εις Σαμάρειαν.
Τούτω τω δεκάτω έτεί του Αχάζ καί τετάρτω έτεί έβδομης Όλυμπίάδος
είκοστοτέταρτον τής οικείας ήλίκίας άγοντες ένίαυτόν Ρώμος καί
Ρήμος κτίζουσί τήν 'Ρώμην, οθεν μετεκλήθησαν Ρωμαίοι...
(bei Malalas, Chron. VII 1, Z. 1-2, ed. v. Thurn, S. 132, Z. 1-2, lautet der Beginn Καί
Λοιπόν έβασίλευσεν 'Ρώμος ό κτίστης τής 'Ρώμης καί 'Ρήμος ό αδελφός
αυτού· οθεν μετεκλήθησανΡωμαίοι...).
Pagane Gelehrte
Neben Daten aus der Herrschaftsgeschichte, Berichten von Naturereignissen und
sonstigen Besonderheiten wird aus den Quellen immer wieder auch die besondere
Erwähnung von heidnischen Gelehrten der Antike übernommen, die wie gesagt der
Sphäre Naturphilosophie und Literatur zuzuordnen sind (unter den Schriftstellern
scheinen dann ebenso auch teils christliche Autoren auf; diese werden hier wegen des
Fokus auf der memoria der Antike nicht weiter verfolgt). Diese Angaben sind mini-
malistisch und beschränken sich fast ausschließlich auf einen besonderen Zeitpunkt
im Leben dieser Personen: Geburt (έγέννηθη), Bekanntwerden (έγνωρίζετο),
Blütezeit (ήκμαζεν), Tod (άπέθανεν). Derartige Daten stammen in dieser Form
aus der annalistischen Tradition. Betrachtet man diese Angaben im breiteren Kontext
der Leserezeption (und damit der Intention des Autors), stellt sich zwangsläufig die
Frage, ob die memoria dieser Personen so gefestigt war, dass es keiner weiteren Erklä-
rung - betreffend Wirkungsort und Wirkungsform - bedurfte (diese Personen also
zum Wissenskanon eines gelehrten Lesers/Zuhörers des 6.//. Jahrhunderts gehörten).
Wieder einmal steht man beim Chronicon Paschale vor dem Problem des wörtlichen
Abschreibers aus der Vorlage, der, wie sich z.B. bei Malalas-Exzerpten nachweisen
lässt, ebenso Zitatangaben über Autoren tale quale übernimmt.26 In diesen Fällen ist
dann auch keinesfalls von der Kenntnis des Werkes dieses Autors auszugehen, ja nicht
einmal des Autors selbst. Gerade diese Praxis lässt Zweifel aufkommen, ob die er-
wähnten Personen wirklich der wcwona-Pflege des Autors des Chronicon Paschale ent-
springen oder nicht eher nur das Ergebnis seiner Kopiertätigkeit sind, indem er zu den
Jahresdaten solche Angaben mitgeschöpft hat. Einige Autoren sollten vom Schulka-
non bekannt sein. Problematischer wird es bereits bei den griechischen Philosophen;
ob sie für einen deutlich an christlicher Annalistik interessierten Autor relevant waren,
sei dahingestellt. Erschwerend kommt hinzu, dass all diese Angaben keine Wertung
mitüberliefern, sondern bloß das Faktum einer ,Auftrittsform‘ zu einer bestimmten
Zeit. Zweifel kommen vor allem bei vier angeführten lateinischen Autoren auf, deren
Lektüre man beim Verfasser des Chronicon Paschale (und selbst bei einem späteren

26 Siehe oben, Anm. 12.
 
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