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Christian Gastgeber
όρχήσεως εύρεταί καί ποιηταί, μετά τούς προειρημένους φιλοσόφους
άνδρας· μετά δε χρόνον οί προρρηθέντες των Ελλήνων ήσαν παιδευ-
ταί. αναφαίνεται δε μετά ταύτα καί Δη μοσθ ένης καί Αριστοφά-
νης ό κωμωδός.
Von den oben bereits angesprochenen lateinischen Autoren finden nur Cicero
und Sallust bei Malalas eine Würdigung, und auch diesmal wieder summarisch und
ohne weitere Information (VIII 32, zur Zeit des Königs Antiochos Makedon 0 Al-
ονίκους): Εν τοϊς αύτοΐς ούν χρόνοις ήν ό Κικέρων καί ό Σαλλούστιος, οί
σοφώτατοι'Ρωμαίων ποιηταί.
Als Fazit dieser Ausführungen bleibt festzuhalten, dass die memoria des Klassi-
schen Erbes, wie sie aus dem Chronicon Paschale zu eruieren ist, bereits deutliche Ab-
striche gegenüber vorangehenden Autoren desselben Genres und mit einem christ-
lichen Fokus erfahren hat. Es ging bei diesem Werk nicht darum, dem Bildungsbür-
gertum eine „schöne“, d.h. rhetorisch ausgefeilte, mit Anspielungen an die Klassische
Literatur gespickte Chronik zu präsentieren, sondern in erster Linie um ein korrektes
Datengerüst, das - in eusebianischer Tradition - die verschiedenen Ären verbindet
und damit die Geschichte als eine Einheit erfasst. In dieser annalistischen Tradition
konnte entliehen und eingefügt werden, was gerade für nützlich erachtet wurde. Das
waren im Falle der Osterchronik vor allem das Alte Testament und die Christuspas-
sagen der Evangelien, aus der patristischen Literatur waren es jene Stellen, die Datie-
rungen gerade zur Vita Christi beisteuerten. Kaum wird man sich ein derartiges Werk
als einen ,Lesetext‘ vorstellen können, der etwa in einem literarischen Zirkel vorgetra-
gen wurde. Dies war offensichtlich auch nicht die Absicht für den Textnucleus. Viel-
mehr sollte in einem Ambiente konkurrierender Osterfestberechnungen gerade am
Anfang des 7. Jahrhunderts58 eine neu definierte Datierungsabfolge als Grundlage für
den Computus zur Anerkennung gebracht werden. Im Umfeld der computistischen
Fachliteratur und der Annalistik hat auch eine memoria der Klassischen Antike we-
nig Platz; in der Annalistik gerade noch in der Einbeziehung der antiken Herrscher
und - euhemeristisch umgedeutet - der heidnischen Götterwelt. Dennoch bleibt am
Ende dieser Analyse die Frage, wieso - zwar reduziert - aber dennoch gewisse Klassi-
sche Autoren Aufnahme finden konnten - Autoren, von denen in einigen Fällen mit
Sicherheit ausgeschlossen werden kann, dass sie vom Verfasser des Chronicon Paschale
gelesen wurden oder ihm bekannt sein konnten. Wir stoßen hier an die Grenzen einer
Untersuchung zu einem kompilatorischen Werk und auf die Frage, wann die Selek-
tion aus der Vorlage in einen nicht mehr reflektierten Automatismus übergeht und
somit auch Passagen übernommen werden, die man a priori nicht einem durchdachten
Selektionsprozess zuschreiben wird. Das führt aber weiter zu der Frage, ob eine Ana-
lyse des Werkes wirklich jeweils ein wohlausgewogenes Selektionsverfahren aus der
Vorlage voraussetzen muss. Eine solche Analyse wird noch mehr an die Grenzen einer
58 Siehe dazu Beaucamp/Bondoux/Lefort/Rouan/Sorlin (1979), S. 284-285; Tihon (2004), Lempire
(2007).
Christian Gastgeber
όρχήσεως εύρεταί καί ποιηταί, μετά τούς προειρημένους φιλοσόφους
άνδρας· μετά δε χρόνον οί προρρηθέντες των Ελλήνων ήσαν παιδευ-
ταί. αναφαίνεται δε μετά ταύτα καί Δη μοσθ ένης καί Αριστοφά-
νης ό κωμωδός.
Von den oben bereits angesprochenen lateinischen Autoren finden nur Cicero
und Sallust bei Malalas eine Würdigung, und auch diesmal wieder summarisch und
ohne weitere Information (VIII 32, zur Zeit des Königs Antiochos Makedon 0 Al-
ονίκους): Εν τοϊς αύτοΐς ούν χρόνοις ήν ό Κικέρων καί ό Σαλλούστιος, οί
σοφώτατοι'Ρωμαίων ποιηταί.
Als Fazit dieser Ausführungen bleibt festzuhalten, dass die memoria des Klassi-
schen Erbes, wie sie aus dem Chronicon Paschale zu eruieren ist, bereits deutliche Ab-
striche gegenüber vorangehenden Autoren desselben Genres und mit einem christ-
lichen Fokus erfahren hat. Es ging bei diesem Werk nicht darum, dem Bildungsbür-
gertum eine „schöne“, d.h. rhetorisch ausgefeilte, mit Anspielungen an die Klassische
Literatur gespickte Chronik zu präsentieren, sondern in erster Linie um ein korrektes
Datengerüst, das - in eusebianischer Tradition - die verschiedenen Ären verbindet
und damit die Geschichte als eine Einheit erfasst. In dieser annalistischen Tradition
konnte entliehen und eingefügt werden, was gerade für nützlich erachtet wurde. Das
waren im Falle der Osterchronik vor allem das Alte Testament und die Christuspas-
sagen der Evangelien, aus der patristischen Literatur waren es jene Stellen, die Datie-
rungen gerade zur Vita Christi beisteuerten. Kaum wird man sich ein derartiges Werk
als einen ,Lesetext‘ vorstellen können, der etwa in einem literarischen Zirkel vorgetra-
gen wurde. Dies war offensichtlich auch nicht die Absicht für den Textnucleus. Viel-
mehr sollte in einem Ambiente konkurrierender Osterfestberechnungen gerade am
Anfang des 7. Jahrhunderts58 eine neu definierte Datierungsabfolge als Grundlage für
den Computus zur Anerkennung gebracht werden. Im Umfeld der computistischen
Fachliteratur und der Annalistik hat auch eine memoria der Klassischen Antike we-
nig Platz; in der Annalistik gerade noch in der Einbeziehung der antiken Herrscher
und - euhemeristisch umgedeutet - der heidnischen Götterwelt. Dennoch bleibt am
Ende dieser Analyse die Frage, wieso - zwar reduziert - aber dennoch gewisse Klassi-
sche Autoren Aufnahme finden konnten - Autoren, von denen in einigen Fällen mit
Sicherheit ausgeschlossen werden kann, dass sie vom Verfasser des Chronicon Paschale
gelesen wurden oder ihm bekannt sein konnten. Wir stoßen hier an die Grenzen einer
Untersuchung zu einem kompilatorischen Werk und auf die Frage, wann die Selek-
tion aus der Vorlage in einen nicht mehr reflektierten Automatismus übergeht und
somit auch Passagen übernommen werden, die man a priori nicht einem durchdachten
Selektionsprozess zuschreiben wird. Das führt aber weiter zu der Frage, ob eine Ana-
lyse des Werkes wirklich jeweils ein wohlausgewogenes Selektionsverfahren aus der
Vorlage voraussetzen muss. Eine solche Analyse wird noch mehr an die Grenzen einer
58 Siehe dazu Beaucamp/Bondoux/Lefort/Rouan/Sorlin (1979), S. 284-285; Tihon (2004), Lempire
(2007).