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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Editor]; Gengler, Olivier [Editor]; Meier, Mischa [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

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VI. Die Chronik als Memorialgattung
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Juhász, Erika: Spuren der christlichen Erinnerungskultur in der Osterchronik
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0323
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Erika Juhâsz

Amt bekleidete,49 obwohl das 13. Jahr in die Regierungszeit des Kaisers Decius (249-
251) gefallen wäre, und Fabianus den Märtyrertod tatsächlich im Zuge von Decius’
Verfolgungen erlitt. In der lateinischen Übersetzung des Hieronymus wird Fabianus
noch nach dem Tod des Decius erwähnt; dieser Eintrag dürfte aber wohl - teilweise
oder vollständig - eine Ergänzung des Hieronymus sein.50 Nicht auszuschließen ist,
dass auch dem Verfasser des Chronicon Paschale ein falsches Datum zur Verfügung
stand - welches ihm jedoch hätte auffallen sollen, zumal er ja sein ganzes Werk auf
ähnlichen Berechnungen aufbaute. Um den Irrtum zu klären, suchte der Chronist ei-
nen anderen Text, den er schließlich in Eusebios’ Kirchengeschichte fand,51 wobei er den
übernommenen Text auf eine eigenartige Weise benutzte, indem er nämlich nach dem
Eintrag für Fabianus nicht auf das Martyrium des bei Eusebios erwähnten Bischofs
von Jerusalem, Alexandros,52 sondern auf dasjenige des Babylas zu sprechen kam.53
Warum dieser sterben musste, teilt er erst nach dem Eintrag zu Leontios, dem Bischof
von Antiochia, mit.54
Wir lesen, dass Kaiser Decius gegen Babylas besonderen Hass hegte: Er habe
diesem nicht nur sein Christentum übelgenommen, sondern auch, dass er dem christ-
lichen Kaiser Philippus Arabs (244-249) und dessen Frau den Eintritt in die Kirche
verweigert hatte.55 Babylas selbst soll diesen Auftritt mit einer sündhaften Tat des
Philippus erklärt haben: Dieser hatte nach dem Tod des Kaisers Gordian (Gordian
III., 238-244) angeblich dessen Sohn ermorden lassen, um an die Macht zu kommen.
Den Bericht des Eusebios über Alexandros fügt der Verfasser der Chronik am
Ende des Abschnittes über diese Verfolgungen ein;56 noch davor erwähnt er jedoch
den Opfertod des smyrnischen Pionios und seiner Schicksalsgenossen.57 Eusebios
erwähnt Pionios früher (gleichzeitig mit Polykarps Märtyrertod) und verweist den
49 Karst (1911), S. 225.
50 Helm (19562) 2181: Romanae ecclesiae episcopatum post Fabiani gloriosam mortem -XX- suscipit Cornelius
■αηηΊΙ·, qui et ipse martyria coronatus est. Extant ad eum Cypriani -VIII · epistolae (*).
51 Eusebius, Historia Ecclesiastica VI 39,1-4.
52 Dindorf (1832), S. 503,9-504,6. Die in der Kirchengeschichte gefundenen Daten mag der Chronist auf-
grund der Chronikoi Kanones ergänzt haben (z.B. um die dreijährige Zeitspanne des Episkopats des
Cornelius). In der armenischen Übersetzung steht statt Phabios zwar Phabianos (Karst 1911, S. 226:
„Der Antiochener Kirche ward als 12. Episkopos gesetzt Babilas; nach welchem 13. Phabianos.“), was
aber wohl als Textverderben zu erklären ist. Nach der Kirchengeschichte (siehe oben) folgte nach Babylas
Fabius im Bischofssitz und auch bei Hieronymus ist Fabius zu lesen: Helm (19562) 218 s: Alexandra
Hierosolymarum episcopo aput Caesariam Palaestinae ob martyrium interfecto et Antiochiae Babyla Maza-
banus et Fabius episcopi constituuntur.
53 Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass er die Ernennung der beiden Bischöfe aufgrund einer an-
deren Textstelle in der Kirchengeschichte nebeneinanderstellt: Eusebius, Historia Ecclesiastica VI 29,1-4.
54 Leontios’ Werk ist nicht überliefert, der Arianerbischof (344-358) wird vom Chronisten jedoch
hoch geschätzt. Siehe Dindorf (1832), S. 535,14-19.
55 Die Geschichte wird auch von Eusebios aufgezeichnet (Historia Ecclesiastica VI 34), allerdings ohne
Erwähnung des Babylas; in seinem Text begegnet nur ein προεστώτος. Nach Eusebios’ Bericht ließ
der Vorsteher den Kaiser am Tag vor der letzten Ostervigilie solange nicht die Kirche betreten, bis di-
eser alle seine Sünden gebeichtet hatte und sich auf die Liste der reuigen Sünder eintragen ließ. Der
Kaiser soll übrigens willig gehorcht haben.
56 Dindorf (1832), S. 504,12-16.
57 Dindorf (1832), S. 504,7-n.
 
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