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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Hrsg.]; Gengler, Olivier [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

DOI Kapitel:
VI. Die Chronik als Memorialgattung
DOI Kapitel:
Juhász, Erika: Spuren der christlichen Erinnerungskultur in der Osterchronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0325
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Erika Juhasz

deren Text zu diesem Zeitpunkt bereits verderbt gewesen sein dürfte: möglich ist, dass
die an der Zehnerstelle stehende Zahl (k) im Laufe des Abschreibeprozesses aus der
Jahreszahl verschwand.
Danach kommt der Chronist auf die Christenverfolgung unter der Herrschaft
des Carus (282-283), Carinus (283-285) und Numerianus (283-284) zu sprechen, die er
zusammen mit einem Bericht über den Tod dieser Kaiser dem Text des Malalas ent-
lehnte, wobei er seine Quellen allerdings nicht vollständig harmonisieren konnte. Mit
Überraschung wird er erfahren haben, dass Babylas, den er selbst schon bei Decius
erwähnt hatte, laut Malalas erst in der Zeit des Numerianus starb.67 Deshalb erwähnt
er zwar den Namen des Babylas, spart die Geschichte von Babylas’ Tod jedoch aus
und zeichnet lediglich die wirren Umstände des Todes der drei Kaiser nach. Hierin
folgt er wortwörtlich dem Malalas, wobei er die Namen des Carinus und Numerianus
jedoch konsequent vertauscht.68
Zu den unter Diokletian (284-305) einsetzenden Verfolgungen zog der Chronist
die Chronikoi Kanones, deren in den armenischen Codices überlieferter Text im 16.
Jahr des Diokletian abbricht, wohl nicht mehr heran.69 Von der Chronik des Eusebios
existierte auch eine überarbeitete und erweiterte Ausgabe, die die Ereignisse bis zu
den Vicennalien des Konstantin verfolgte (dieser folgen die lateinische Übersetzung
des Hieronymus und die syrische Tradition); im Chronicon Paschale werden die in Hie-
ronymus’ lateinischer Version auftauchenden Märtyrer hingegen nicht erwähnt. Bei
Hieronymus kann man beispielsweise über Licinius’ antichristliche Taten hinaus auch
etwas über den Blutzeugentod des Basileios, des Bischofs von Amasia, lesen,70 der im
Chronicon Paschale nicht erwähnt wird. Dabei dürften die beiden Einträge gar nicht
von Hieronymus stammen: Parallelen zu ihnen liegen ja auch in Eusebius’ Kirchenge-
schichte vor.71
Im Rahmen seines Berichtes über die Christenverfolgungen des Diokletian er-
wähnt Malalas bloß den Märtyrertod des Heiligen Menas.72 Der Autor des Chronicon
Paschale berichtet ebenfalls über dieses Martyrium, bietet allerdings detailliertere Da-
ten. Er scheint sich hier nochmals auf die bereits erwähnte, unbekannte Quelle mit
ihren ab Christi Himmelfahrt rechnenden Bezugsdaten gestützt zu haben, sodass der
Bericht über Menas’Martyrium acht Jahre vor dem Beginn der offiziellen Verfolgun-
gen fällt.73
Die - verhältnismäßig lange - Geschichte des Heiligen Gelasinos wiederum
stimmt beinahe wörtlich mit Malalas’ Bericht überein; mit dem Unterschied, dass der
zum Christentum bekehrte Mime bei dem syrischen Chronisten der Verfolgung unter

67 Zur Platzierung der Geschichte des Babylas an dieser Stelle in Malalas’Werk siehe Mecella (2017),
S. 89-90.

68 Malalas, Chronographia XII 35; Dindorf (1832), S. 510,2-15.

69 Karst (1911), S. 226.

70 Helm (19562) 230f.

71 Eusebius, Historia Ecdesiastica X 8,10; X 8,14-15.

72 Malalas, Chronographia XII 43.

73 Dindorf (1832), S. 512,11-13.
 
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