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Bandini, Ditte [Hrsg.]; Hinüber, Oskar von [Hrsg.]; Dickoré, Wolf Bernhard [Hrsg.]
Die Felsbildstationen Shing Nala und Gichi Nala — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 4: Mainz, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.37089#0026
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Shing Nala

handelt es sich um eine nach dem Bau des Karakorum Highways errichtete Hängebrücke, die aus Stahltrossen und
Holzplanken besteht.
Auf der britischen Quarter-Inch-Kaite von 1923, die auf Karten von 1893, 1907 und 1915 basiert,11 ist bereits eine
Hängebrücke mit dem Namen “Drang bridge” eingezeichnet. Der Name Drang bezieht sich auf einen an der Mün-
dung des Gor Nalas Indus-aufwärts gelegenen Ort. Auf der amerikanischen Karte India and Pakistan von 1954,
die ebenfalls eine Kompilation älterer Karten darstellt,12 ist allerdings keine Brücke in Shing Nala verzeichnet. Wie
Sprenglöcher zeigen, wurde der Zugang zur Brücke in Shing Nala in jüngerer Zeit erweitert. Die Brücke wurde an
einer extremen Engstelle des Indus gebaut, die Breite des Flusses beträgt hier nur ca. 50 Meter. Der Indus hat sich
hier tief in den Fels eingegraben, die Brücke hängt daher gut 70 m über dem Fluß (vgl. Abb. B).
Etwa in Höhe des nächsten Nalas flußabwärts, dort, wo sich der Indus wieder verbreitert und eine Biegung
macht,1 3 bzw. weiter flußaufwärts, wo die Sandebene beginnt, ist eine Überquerung mit Flößen, wie Einheimische
bestätigten, möglich.14 Sie erklärten, daß früher eine Goldwäscherfamilie mit Flößen Fährdienste leistete. Es
scheint sich aber nicht um einen regelmäßigen Fährverkehr gehandelt zu haben, da in keiner der beiden genannten
Karten in Shing Nala oder in seiner Nähe eine Fähre eingezeichnet ist. Solange es eine Brücke gab, war zudem
eine Fähre überflüssig.
Auf dem südlichen Ufer des Indus, gegenüber von Shing Nala, finden sich auf den Steinen lediglich einige moder-
ne Urdu-Inschriften, aber keine alten Gravuren oder Inschriften.
Zur Felsbildstation (und auch zum Dorf) führt zunächst bis zum Nala ein enger am Berghang entlangführender
Pfad, der teilweise durch Steinstützkonstruktionen erst gangbar gemacht wurde und der steil zum Indus abfällt. Der
Bach kann bei niedrigem Wasserstand auch ohne eine Behelfsbrücke überquert werden. Nach ergiebigen Nieder-
schlägen jedoch, wie etwa im September 1992, ist die Überquerung, zumal wenn auch die Behelfsbrücke in den
Indus gespült wurde, schwierig. Der Bach stürzt nach seinem Lauf durch den hier fast senkrecht abfallenden Nala
in einer kleinen Kaskade in das tief eingeschnittene Tälchen ca. 50 Meter landeinwärts vom Indus und bildet meh-
rere kleine Teiche, bevor er in einem Wasserfall in den Indus mündet.
Über den Nala führt gegenwärtig eine Behelfsbrücke aus zwei mit Steinen ausgefullten Strommasten. Dahinter
verläuft der etwa 1 m breite Pfad wieder an den steil zum Indus hin abfallenden Felsen entlang, bis sich das Ufer
verbreitert und zur Linken das bewässerte und bebaute Gelände beginnt. Um zum Felsbildkomplex zu gelangen,
sind einige sumpfige Stellen auf dem Weg zu überqueren, die durch kleine, aus den mit Mäuerchen umgebenen
Feldern sprudelnde Sturzbäche gespeist werden. Der Felsbildkomplex beginnt bei einer weiteren Verbreiterung des
Flußufers und liegt zwischen dem Indus und der bebauten Fläche, die in die bis zum Bewässerungskanal begrünte
Bergflanke übergeht.
Zum Indus hin fällt das Gelände in steilen Felsterrassen ab. Das nordöstliche Ende der eigentlichen Felsbildstation
ist durch die natürliche Beschaffenheit des Geländes gegeben. Hier endet das Felsmassiv, auf dem die Gravuren
in der Hauptsache angebracht sind, und es beginnt die große, sich bis zum Horizont hinziehende Sandfläche (Shing
Das). Der einzige, am Hang entlanggeführte Bewässerungskanal senkt sich bis auf Talebene und endet kurz darauf,
wobei er aber noch drei in zwei Flächen angeordnete Feldkomplexe speist. Die letzten noch zu Shing gehörenden
Gebäude sind die mitten auf der Sandterrasse gelegene Schule und ein Gehöft. Im Sand um die Schule herum
lassen sich noch Mauerreste von Feldbegrenzungen ausmachen, die zeigen, daß früher ein größerer Teil der Sand-
fläche landwirtschaftlich genutzt wurde.
Am Berghang führt Indus-abwärts ein deutlich erkennbarer, an zahlreichen Stellen durch Steinsetzungen be-
festigter Weg am Indus entlang nach Ges, wo die nächste Felsbildstation zu finden ist.15 Indus-aufwärts ziehen sich
zwei Wege bis Gor, von denen wenigstens einer, wie der Name der ‘alten’ Brücke und fünf Brähml-Inschriften in

11 Kashmlr and Jammu N.W. Frontier Province, No 43 I, 1 inch to 4 miles.
12 India and Pakistan 1:250.000, NI 43-2 (Gilgit).
13 Vgl. OLUFSEN (1904: 45) zu Floßplätzen an Flußbiegungen.
14 So auch H. Hauptmann.
15 Zu den Inschriften dort vgl. den Appendix unten S. 52f.
 
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