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Bandini, Ditte [Hrsg.]; Hinüber, Oskar von [Hrsg.]; Dickoré, Wolf Bernhard [Hrsg.]
Die Felsbildstationen Shing Nala und Gichi Nala — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 4: Mainz, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.37089#0402
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Gichi und Shing Nala je einer viermal. Bei diesen Namenswiederholungen muß es sich nicht jeweils um ein- und
dieselbe Person handeln.
Auch in Hodar wiederholen sich bestimmte Namen. Sürota findet sich 16 mal, Jivadharma und Bhita jeweils 11
mal, Bhägasimha 9 mal und Sumanavira 6 mal. Hinzu kommen mehrere Namen, die zwei- bis fünfmal registriert
sind. Bei den sehr häufigen Nennungen in dieser Station kann man vermuten, daß es sich um Ortsansässige han-
delte und die Namen vermutlich dieselbe Person bezeichneten. Die zweimaligen Nennungen in Durchgangsstatio-
nen wie Oshibat und dem westlichen Teil von Gichi Nala, wo sehr wahrscheinlich keine Siedlung bestanden hat,
könnten zum einen auf zwei verschiedene Personen gleichen Namens hinweisen, zum anderen aber auf Reisende,
die zu unterschiedlichen Zeitpunkten hier vorbeikamen. In Shatial dürfte es sich hauptsächlich um Händler gehan-
delt haben. Wer allerdings am Ende einer gefahrvollen Reise das Bedürfnis verspürte, sich auf einem Felsen seines
Zielortes, wie Jettmar es ausdrückte, im “Gästebuch der Seidenstraße”2 einzutragen, dürfte wohl bei mehreren Rei-
sen jedesmal in derselben Weise verfahren sein - wie dies bei wirklichen Gästebüchern gewöhnlich der Fall ist.
Wer aber nachweislich zwei- oder gar dreimal seinen Namen einritzte, würde diese Gewohnheit beibehalten haben.
Handelt es sich bei den zwei- und dreimaligen Nennungen also jeweils um ein und dieselbe Person, liegt wenig-
stens bei ihnen die Annahme nahe, daß sie tatsächlich nur zwei- oder dreimal nach Shatial kam.
Von den ca. 620 aufgenommenen unterschiedlichen, in Brähmi und Kharosthl geschriebenen Namen3 wiederholen
sich nur etwa 40 Namen in anderen bereits veröffentlichten Stationen (also Oshibat, Shatial, Hodar, Shing Nala
oder Gichi Nala). Auch hier muß wieder gesagt werden, daß nicht alle von ein- und derselben Person stammen
müssen, denn die Paläographie weist in manchen Fällen auf verschiedene Schreiber. Doch ist zu bedenken, daß die
Namensträger nicht unbedingt selbst geschrieben haben müssen. Auch hier sind die zweifachen Nennungen die
Regel. Dreimal wiederholt sich ein Name (Amrtendrälamkära, Jivadharma, Jivavarma) dreimal, zwei Namen (Can-
dra und Vasudatta) wiederholen sich viermal.
Die häufigsten Doppelnennungen sind mit sieben und sechs bei den Stationen Oshibat und Shatial sowie Gichi und
Shatial zu beobachten. Oshibat und Gichi liegen an der Hauptdurchgangsroute von und nach Chilas. Daher ist die-
se relative Häufung nicht verwunderlich. Entsprechend sind wohl die jeweils fünf Doppelnennungen von Gichi-
Oshibat bzw. Gichi - Hodar zu deuten. Nur dreimal findet sich eine gemeinsame Namensnennung in Oshibat und
Hodar, jeweils zweimal in Hodar - Shatial und Gichi Nala - Shing Nala; lediglich jeweils einmal in Gichi - Hodar
- Shing Nala, Shatial - Hodar - Oshibat - Gichi, Shatial - Shing Nala, Shatial - Bargin und Oshibat - Bargin.
Auffällig ist weiterhin, daß sich in manchen Stationen Namen mit bestimmten Wortbestandteilen häufen. Teilwei-
se könnte diese Häufung auf verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Namensträgem Zurückzufuhren sein,
etwa bei den mit Ratna- beginnenden Namen in Gichi Nala und bei den mit Priya- beginnenden Namen in Shing
Nala. In Shatial häufen sich mit Dharma- und Visnu-, vielleicht mit auch Indra- und Pus(s)ya- beginnende Namen.
Auch wenn sich an diesem Ort hauptsächlich Händler trafen, sind doch auch hier verwandtschaftliche Bande nicht
auszuschließen, weil bei den sogdischen Inschriften von Shatial Verwandte durchaus mehrfach bezeugt sind.4 In
diesem Zusammenhang ist auch von Interesse, daß die Endung -ot(t)a, die am Oberen Indus auffällig oft vor-
kommt, sich mit 13 verschiedenen Namen5 am häufigsten in Hodar findet. Neun dieser Namen sind in Oshibat,
acht in Shatial, sieben in Gichi und einer in Shing Nala (hier -ote-) registriert. Bis auf einen einzigen Namen, Süro-
ta, der in Hodar und Gichi bezeugt ist, erscheint keiner dieser Namen in mehr als einem Felsbildkomplex. Bis auf
einige Mehrfachnennungen in Hodar taucht der jeweilige Name stets nur ein Mal auf.

2 Titel eines Artikels von Jettmar (1983).
3 Nicht hinzugenommen wurden bei der Zählung Namen, von denen nur Fragmente (also etwa nur ein aksarä) erhalten sind.
4 Vgl. Sims-Williams 1997: 63.
5 Wobei sich einer der Namen so oft wiederholt, daß, wie in Hodar an entsprechender Stelle bemerkt, insgesamt von mehr als 20
Belegen die Rede ist.
 
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