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562 Zur Genealogie der Moral

was mehr oder weniger konsequent „zu Ende" denken, so dass der Komparativ
zur Kennzeichnung der äußersten Konsequenz, mit der die asketische Welt-
sicht Deutungshoheit über das menschliche Leben an sich reißt, unmittelbar
verständlich sei. Und man könnte in Erinnerung rufen, dass selbst Schiller in
seiner Duplik auf Gottfried August Bürgers Replik zu Schillers überaus scharfer
Rezension von Bürgers Gedichten das Gedachte in die Steigerungsform setzte:
„Nach der ausführlichen Darlegung der Gründe, wornach Recensent sein Ur-
theil über die Bürgerschen Gedichte bestimmte, erwartete er durch etwas ge-
dachteres, als durch Autorität, durch Exclamationen, Wortklaubereyen, vor-
sätzliche Mißdeutung, pathetische Apostrofen und lustige Tiraden widerlegt zu
werden" (Schiller 1869, 6, 335. Der Text fehlt in den Schiller-Ausgaben in N.s
Bibliothek).
396, 18 f. eine eigentliche Wirklichkeits-Philosophie] Als „Wirklichkeitsphiloso-
phie" hat Eugen Dühring sein Denken bezeichnet und ihm mit dem Komposi-
tum fortan seinen Markennamen gegeben: „Man könnte es das natürliche Sys-
tem oder die Wirklichkeitsphilosophie nennen, da es die künstlichen und na-
turwidrigen Erdichtungen beseitigt und zum ersten Mal den Begriff der
Wirklichkeit zum Maass aller ideellen Conceptionen macht." (Dühring 1875a,
13) Auch von N. eifrig studierte Autoren wie Drossbach, Teichmüller und Spir
haben dezidiert Anspruch auf Wirklichkeitserkenntnis erhoben, vgl. NK KSA 5,
23, 33-24, 1.
396, 23 Wirklichkeits-Trompeter] Eine Trompeter-Variante in GD Streifzüge ei-
nes Unzeitgemässen 1, KSA 6, 111, 5 f. - „Schiller: oder der Moral-Trompeter
von Säckingen" - erschließt N.s Assoziationshorizont, nämlich Joseph Victor
von Scheffels Der Trompeter von Säkkingen. Ein Sang vom Oberrhein (Stuttgart
1854). Siehe dazu ausführlich NK KSA 6, 111, 5f.
397, 1 Klingt auch das fremd?] Stattdessen heißt es in KSA 5, 397, 1 (wie z. B.
auch in GoA 7, 466): „Klingt euch das fremd?". In der Erstausgabe steht:
„Klingt auch das fremd?" (Nietzsche 1887a, 164). Der handschriftliche Befund
im Druckmanuskript ist nicht eindeutig - sowohl die Lesart „auch" als auch
die Lesart „euch" scheint möglich (GSA 71/27,2, fol. 53r). Conway 2009 über-
nimmt mit der Titelzeile „Does That Sound Strange to You?" wie selbstver-
ständlich die philologisch problematische KSA-Fassung.
397, 19 despectio sui] Vgl. NK 382, 27.
24.
GM III 24 nimmt eingangs fragend zurück, was GM III 23 eigentlich bereits
verraten hat, wenn der neue Abschnitt sich erkundigt, ob die im vorangegange-
 
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