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Jost, Ludwig; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1927, 13. Abhandlung): Elektrische Potentialdifferenzen an der Einzelzelle — Berlin, Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.43541#0022
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22 Ludwig Jost,
den Finger und sticht mit einer sehr scharfen Nadel die Zelle an, so ver-
liert sie nur minimale Flüssigkeitsmengen. Auch beim Herausziehen
der Nadel strömt nicht etwa Saft aus, denn an der Wunde hat sich
offenbar sofort ein Gerinnungsprodukt gebildet, das den Einstich ver-
schließt, wie es von Küster (1899) für Bryopsis beschrieben worden ist.
Jetzt kann man ziemlich kräftig auf die Zelle drücken, ohne daß Saft
austritt; schließlich freilich spritzt er in hohem Strahl heraus. Wie
wenig Saft bei vorsichtigem Anstechen verlorengeht, zeigen folgende
Wägungen, die an Zellen ausgeführt wurden, einmal unmittelbar nach
dem Abtrocknen mit Filtrierpapier, dann nach Anstechen und sehr
vorsichtiger Wegnahme der etwa austretenden Flüssigkeit:
Gewicht in mg vor nach Anstich
Zelle 1 490 460
„ 2 385 380
„ 3 270 269
Valonia hat also einen sehr geringen Turgordruck, und das hängt
damit zusammen, daß der osmotische Wert seines Zellsaftes sich nicht
wesentlich vom Meerwasser unterscheidet. A. Meyer hat aus seiner
Analyse den Schluß gezogen, daß Valonia einen geringeren osmotischen
Wert, 2/3 des Salpeterwertes, hat als das Meerwasser, und findet das
unerklärlich (S. 79). Ich habe Versuche gemacht, den osmotischen
Wert des Valoniazellsaftes plasmolytisch festzustellen. Meerwasser und
Zellsaft der Valonia wurden in gleicher Weise mit Wasser verdünnt
und nun bestimmt, bei welcher Konzentration die Zelle von Rhoeo
discolor plasmolysiert wurde. Es zeigte sich, daß 19 % Meerwasser
isosmotisch waren mit 17.5 % Valoniasaft; in einem zweiten Versuch
wurde kein Unterschied zwischen beiden gefunden. Es hat sich also
in der Tat ergeben, daß der Zellsaft einen wenig höheren oder den gleichen
osmotischen Wert wie das Meerwasser hat. Die Molenkonzentration
des Meerwassers in Neapel kann zu 0.6 angenommen werden. Dann
wäre der Zellsaft in dem einen Fall, wo er im Verhältnis 17.5 : 19 höher
konzentriert als Seewasser gefunden wurde = 0.648 mol zu setzen.
D. h., es ergäbe sich eine Differenz des osmotischen Wertes des Zell-
saftes gegen das Meerwasser von 0.048 mol. Dagegen hat nach Kotte
(1914) eine gewöhnliche Meeresalge einen Überschuß von 0.5 mol und
mehr gegenüber dem Außenmedium.
Nach dieser Vorbemerkung kehren wir nun zu. der Hauptfrage
zurück. Osterhout (1925, S. 563) war der erste, der eine Elektrode
durch Einstich in die Zelle einführte; er benutzte dazu eine mit Valonia-
saft gefüllte Kapillare. Die Basis der Zelle befand sich in Seewasser,
 
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