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Entwicklung der Reflexlehre
rium, das Erasmus Darwin gebracht hatte, sondern es ist nach
Prochaska der Ort des Nervensystems, wo alle äußeren Ein-
drücke zusammenkommen und von wo alle inneren Eindrücke
in die Peripherie verbreitet werden. Er spricht von Seelen-Sen-
sorium mit Bewußtsein im Gehirn und von Körper-Sensorium
ohne Bewußtsein im Gehirn, Rückenmark, in Nervengeflechten und
-knoten.
Wir sprachen von äußeren und inneren Nervenenden, Namen,
die in Parallele zu äußeren und inneren Reizen von Prochaska
gebildet worden sind. Ein äußeres Nervenende braucht nicht un-
bedingt in der Peripherie des Körpers zu liegen, zu seinem
Wesen gehört es, ein Sinneswerkzeug zu haben und nicht im
Sensorium commune zu sein. Der äußere Reiz durchläuft den
Nerven, und seine Wirkung am inneren Nervenende ist der innere
Reiz, ein Vorgang, der ohne Beteiligung der Seele vor sich geht.
Dieser nun innere Reiz ist aber nicht nur Wirkung, sondern auch
neue Ursache und übt auf die bewegenden Nerven einen Ein-
fluß aus. Mittels des Sensorium commune findet diese Überleitung
statt, wie wir aus der Definition des Sensorium commune wissen,
und in Analogie, können wir sagen, ist der äußere Reiz mittels
der Sinnesorgane zum eigentlichen äußeren Reiz geworden; seine
Beeinflußung durch das Sinnesorgan wurde schon vorher erwähnt:
das Sinnesorgan modifiziert den äußeren Eindruck für die Emp-
findung, die im Gehirn vor sich geht, sagt Prochaska. Damit
ist von Prochaska der physiologische Begriff „Reflexion“ ge-
schaffen worden, ohne daß der Ausdruck gebraucht wurde. Pflü-
ger weist mit Recht auf Prochaska hin und schätzt ihn hoch.
Die Aufgabe von Gehirn und Rückenmark, Reize aufzunehmen
und ihrer Bestimmung zuzuführen, beschreibt Prochaska an dem
Beispiel des unangenehmen Reizes in der Nase, der auf die Atem-
muskulatur in der Weise übergehe, daß Niesen erfolge, während
ein Reiz in der Luftröhre auf dieselben Muskeln wirke und Hu-
sten mache ,nach einer Überleitung in besonderer Ordnung’.
Prochaska sagt weiter, daß alle Wirkungen im Nervensystem ab-
hängig seien vom Reiz, von der Nervenkraft und der Reizfähigkeit.
Diese letztgenannte sei Stimmungen unterworfen, die allgemein
oder spezifisch sein könnten. Aus der einheitlichen Nervenkraft,
die zwar von vornherein mit drei Namen belegt worden war,
wenn sie auch alle das gleiche meinten und mit ihrer Mannigfaltig-
keit nur zur Verständigung dienen sollten — aus dieser einheit-
Entwicklung der Reflexlehre
rium, das Erasmus Darwin gebracht hatte, sondern es ist nach
Prochaska der Ort des Nervensystems, wo alle äußeren Ein-
drücke zusammenkommen und von wo alle inneren Eindrücke
in die Peripherie verbreitet werden. Er spricht von Seelen-Sen-
sorium mit Bewußtsein im Gehirn und von Körper-Sensorium
ohne Bewußtsein im Gehirn, Rückenmark, in Nervengeflechten und
-knoten.
Wir sprachen von äußeren und inneren Nervenenden, Namen,
die in Parallele zu äußeren und inneren Reizen von Prochaska
gebildet worden sind. Ein äußeres Nervenende braucht nicht un-
bedingt in der Peripherie des Körpers zu liegen, zu seinem
Wesen gehört es, ein Sinneswerkzeug zu haben und nicht im
Sensorium commune zu sein. Der äußere Reiz durchläuft den
Nerven, und seine Wirkung am inneren Nervenende ist der innere
Reiz, ein Vorgang, der ohne Beteiligung der Seele vor sich geht.
Dieser nun innere Reiz ist aber nicht nur Wirkung, sondern auch
neue Ursache und übt auf die bewegenden Nerven einen Ein-
fluß aus. Mittels des Sensorium commune findet diese Überleitung
statt, wie wir aus der Definition des Sensorium commune wissen,
und in Analogie, können wir sagen, ist der äußere Reiz mittels
der Sinnesorgane zum eigentlichen äußeren Reiz geworden; seine
Beeinflußung durch das Sinnesorgan wurde schon vorher erwähnt:
das Sinnesorgan modifiziert den äußeren Eindruck für die Emp-
findung, die im Gehirn vor sich geht, sagt Prochaska. Damit
ist von Prochaska der physiologische Begriff „Reflexion“ ge-
schaffen worden, ohne daß der Ausdruck gebraucht wurde. Pflü-
ger weist mit Recht auf Prochaska hin und schätzt ihn hoch.
Die Aufgabe von Gehirn und Rückenmark, Reize aufzunehmen
und ihrer Bestimmung zuzuführen, beschreibt Prochaska an dem
Beispiel des unangenehmen Reizes in der Nase, der auf die Atem-
muskulatur in der Weise übergehe, daß Niesen erfolge, während
ein Reiz in der Luftröhre auf dieselben Muskeln wirke und Hu-
sten mache ,nach einer Überleitung in besonderer Ordnung’.
Prochaska sagt weiter, daß alle Wirkungen im Nervensystem ab-
hängig seien vom Reiz, von der Nervenkraft und der Reizfähigkeit.
Diese letztgenannte sei Stimmungen unterworfen, die allgemein
oder spezifisch sein könnten. Aus der einheitlichen Nervenkraft,
die zwar von vornherein mit drei Namen belegt worden war,
wenn sie auch alle das gleiche meinten und mit ihrer Mannigfaltig-
keit nur zur Verständigung dienen sollten — aus dieser einheit-