Metadaten

Marx, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 10. Abhandlung): Die Entwicklung der Reflexlehre seit Albrecht von Haller bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts: vorgelegt in der Sitzung am 16. November 1938 — Heidelberg, 1939

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43756#0048
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
48

Ernst Marx:

zu „bewegen“ in der anderen Substanz auch die Fähigkeit zu
„empfinden“, wenn auch nicht in einer anderen Substanz, so
doch in der sublimen Form der Aufzeigung der Elemente der
Empfindung und physiologischen Verarbeitung der Empfindungs-
elemente, aus der Primitivität herausholen mußten. Damit mach-
ten Pflüger und Schiff den Anfang. — Empfindung und Be-
wegung erregen wird durch die Entdeckungen von Bell und
Magendie in den Nerven geteilt, womit auch noch die letzte ein-
heitliche Äußerung des Nervensystems, nämlich „Erregen“, hätte
(ich -sage absichtlich: hätte) verloren gehen können. Es wird
daraus aber nur, um hier bloß die Scheidung in den Termini
weiterzuführen: „Empfindung erregen“, „Bewegung erregen“.
Diese große Entdeckung, die die Physiologie wandelte, kann uns
von heute aus nach allem Vorangegangenen nur noch als die
letzte notwendige Erkenntnis für die neue Betrachtung erscheinen.
Das Bell-Magendie’sche Gesetz und die Grundlagen
für den Rückenmarksreflex.
Wir können mit Bestimmtheit sagen, daß Flourens Bell’s
Untersuchungen nicht gekannt hat, als er 1824 sein Buch ver-
öffentlichte. Bell’s Schrift von 1811 war nur in 100 Exemplaren
,for the observations of his friends’ gedruckt worden. Bell’s wei-
tere Arbeiten zu seinem Gegenstand erschienen erst 1821 bis
1829 in den „Philosophical Transactions“, von denen dann wohl
1824 einige ediert wurden, ehe 1830 „The nervous System of
the human body“ herauskam, das alle dies Thema betreffenden
Arbeiten enthielt. Flourens hat auch Magendie’s Arbeiten nicht
gekannt, obwohl die grundlegende Veröffentlichung 1822 im
„Journal de physiologie experimentale et pathologique“ erfolgte,
in der die sensiblen und motorischen Rückenmarksnervenwurzeln
klar genug bezeichnet worden sind. Auf Flourens’ Angaben über
anderer Forscher Ergebnisse kann man sich verlassen; funktions-
verschiedene Nervenwurzeln finden nirgendwo bei ihm Erwäh-
nung.
Im Jahre 1901 erschien in Pflüger’s Archiv „Eine historische
Studie über die Entdeckung des MAGENDiE-BELL’schen Lehrsatzes“
von Adolf Bickel. Sie beschränkt sich darauf, nur die Konstituie-
rung des Gesetzes darzulegen, dabei Magendie’s Verdienst daran
überzeugend darzutun und das aufzuzählen, was gegen die ab-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften