Entwicklung der Reflexlehre
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riellen Geschehen gebracht und hatte sie erklärbarer und rich-
tiger, wenn man so sagen darf, vor Augen geführt, als es bis-
her geschehen war. Er hatte jeden Lebensablauf untersucht und
über seiner Mechanik nie den Lebensprozeß vergessen, allerdings
auch ebenso wenig vor dem „Mystischen“ des Lebens den Blick
für die bekannten Gesetzmäßigkeiten verloren. Sein Sensorium
war eben garnichts Mystisches gewesen, er hatte es als das Vor-
stellbare des Unvorstellbaren gegeben. Daß Prochaska die ein-
zelnen Vorgänge getrennt sehen konnte, allerdings bei starker
Zusammenfassung unter das Nervöse, wird uns nicht verwundern,
wenn wir beachten, daß er sogar eine Anatomie aus der Funktions-
lehre heraus (Sehhügel!) betreiben wollte. Bei Prochaska hat
der Lebensgeist „Solidität“ als Nervenkraft, bei Eras-
mus Darwin nimmt er sie jeweils erst an.
Wenn wir die verschiedenen seelischen Qualitäten betrachten,
so finden wir bei Erasmus Darwin in den Definitionen eine be-
wußte Beschränkung auf sensorische Bewegungsprozesse, wodurch
dann als Definition der „Idee“ gilt: „. . . bloß diejenige Kenntnis
äußerer Dinge, womit uns unsere Sinnesorgane ursprünglich be-
kannt machen; und ist definiert: eine Zusammenziehung der Fi-
bern, welche die unmittelbaren Sinnesorgane ausmachen“. Dies
mag dafür beweisend sein, daß von dem echten seelischen Vor-
gang nichts erwähnt wird, wir erfahren nur die Tatsache, daß
wir bekannt gemacht werden. Aus der Idee und unserer Auf-
merksamkeit auf die Idee gehen die Perzeptionen hervor, und
das Wort „Perzeption“ umfaßt sowohl die „Idee“, die nichts
weiter war als die Bewegung, als auch die Aufmerksamkeit, die
den Schmerz oder das Vergnügen, eine Folge daraus, bemerken
läßt. Wieder bleiben die seelischen Vorgänge nur als Fakten er-
wähnt. Vergnügen oder Schmerz hören entweder einfach auf oder
haben fibröse Bewegungen zur Folge, wofür der Name „Sensa-
tion“ gebraucht wird; aber auch dazu bemerkt Erasmus Darwin
ausdrücklich, daß Schmerz und Vergnügen nur in ihrem wirk-
samen Zustand ausgedrückt werden. So geht es weiter: Ver-
gnügen und Schmerz machen die Empfindungen aus, diese lassen
Verlangen oder Abneigung entstehen, und daraus wird der Wille.
Es soll noch einmal daran erinnert werden, daß Empfindung eine
Tätigkeit des Sensoriums ist, die peripher begonnen hat, und
Wille eine Tätigkeit, die im mittleren Teil anfängt und in der
Peripherie endet. Was da im Sensorium vor sich ging, hörte ent-
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riellen Geschehen gebracht und hatte sie erklärbarer und rich-
tiger, wenn man so sagen darf, vor Augen geführt, als es bis-
her geschehen war. Er hatte jeden Lebensablauf untersucht und
über seiner Mechanik nie den Lebensprozeß vergessen, allerdings
auch ebenso wenig vor dem „Mystischen“ des Lebens den Blick
für die bekannten Gesetzmäßigkeiten verloren. Sein Sensorium
war eben garnichts Mystisches gewesen, er hatte es als das Vor-
stellbare des Unvorstellbaren gegeben. Daß Prochaska die ein-
zelnen Vorgänge getrennt sehen konnte, allerdings bei starker
Zusammenfassung unter das Nervöse, wird uns nicht verwundern,
wenn wir beachten, daß er sogar eine Anatomie aus der Funktions-
lehre heraus (Sehhügel!) betreiben wollte. Bei Prochaska hat
der Lebensgeist „Solidität“ als Nervenkraft, bei Eras-
mus Darwin nimmt er sie jeweils erst an.
Wenn wir die verschiedenen seelischen Qualitäten betrachten,
so finden wir bei Erasmus Darwin in den Definitionen eine be-
wußte Beschränkung auf sensorische Bewegungsprozesse, wodurch
dann als Definition der „Idee“ gilt: „. . . bloß diejenige Kenntnis
äußerer Dinge, womit uns unsere Sinnesorgane ursprünglich be-
kannt machen; und ist definiert: eine Zusammenziehung der Fi-
bern, welche die unmittelbaren Sinnesorgane ausmachen“. Dies
mag dafür beweisend sein, daß von dem echten seelischen Vor-
gang nichts erwähnt wird, wir erfahren nur die Tatsache, daß
wir bekannt gemacht werden. Aus der Idee und unserer Auf-
merksamkeit auf die Idee gehen die Perzeptionen hervor, und
das Wort „Perzeption“ umfaßt sowohl die „Idee“, die nichts
weiter war als die Bewegung, als auch die Aufmerksamkeit, die
den Schmerz oder das Vergnügen, eine Folge daraus, bemerken
läßt. Wieder bleiben die seelischen Vorgänge nur als Fakten er-
wähnt. Vergnügen oder Schmerz hören entweder einfach auf oder
haben fibröse Bewegungen zur Folge, wofür der Name „Sensa-
tion“ gebraucht wird; aber auch dazu bemerkt Erasmus Darwin
ausdrücklich, daß Schmerz und Vergnügen nur in ihrem wirk-
samen Zustand ausgedrückt werden. So geht es weiter: Ver-
gnügen und Schmerz machen die Empfindungen aus, diese lassen
Verlangen oder Abneigung entstehen, und daraus wird der Wille.
Es soll noch einmal daran erinnert werden, daß Empfindung eine
Tätigkeit des Sensoriums ist, die peripher begonnen hat, und
Wille eine Tätigkeit, die im mittleren Teil anfängt und in der
Peripherie endet. Was da im Sensorium vor sich ging, hörte ent-