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Marx, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 10. Abhandlung): Die Entwicklung der Reflexlehre seit Albrecht von Haller bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts: vorgelegt in der Sitzung am 16. November 1938 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43756#0033
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Entwicklung der Reflexlehre
Rückenwirbeln“. 1824. (Vorgelegt bei der Akademie der Wissen-
schaften in Paris 1822/23.)
Charles Bell, „Idea of a new anatomy of the brain, sub-
mitted for the observations of his friends“ 1811. (Die Abschrift
dieses Buches für die Heidelberger Universitätsbibliothek datiert
von 1880).
Franqois Magendie: „Experiences sur les fonctions des racines
des nerfs rachidiens — Experiences sur les fonctions des racines
des nerfs qui naissent de la moelle epiniere“, beide Arbeiten im
„Journal de physiologie experimentale et pathologique“ 1822 (be-
nutzt in Bickel’s Arbeit).
Gerade die Tatsache, daß das Werk des ersteren 1824, die
Werke der letzteren aber schon 1811 bzw. 1822 erschienen sind,
zeigt deutlich, daß Bell und andere Forscher sich mit Untersuchungen
befaßten, die denen Flourens’ glichen, daß der Geist und der Mut
zu diesem Geist in der Entwicklung der Wissenschaft lagen. Flou-
rens ist trotzdem als der eigentliche Entdecker und Beschreiber
der Teile des Nervensystems und ihrer Funktionen anzusehen,
ein Verdienst, das ihm auch seine Zeitgenossen zuerkannten und
das er umsomehr verdient, als er die Arbeiten der früheren Ge-
lehrten über die Hirnforschung sehr wohl kannte und berück-
sichtigte. Wir hatten gesehen, daß auch Prochaska von der
Notwendigkeit des Vorhandenseins der Sehhügel für das Sehen in
der Weise sprach, daß die Sehnerven zu ihnen hingehen müßten,
wenn Sehen möglich sein sollte.
Für die Nervenphysiologie ist es nicht nur deshalb berechtigt,
nach Erasmus Darwin und Prochaska Flourens, Bell, Magen-
die und die übrigen Forscher zu bringen, die das 19. Jahrhundert
als geistigen Begriff in den Naturwissenschaften repräsentieren,
weil sie zeitlich ohne großen Zwischenraum sich anschließen, son-
dern auch aus dem Grunde, weil eine Kontinuität zwischen dem
einen (Prochaska) und der „neuen Zeit“ und ein großer Gegen-
satz zwischen dem anderen (Erasmus Darwin) und eben dieser
neuen Zeit besteht, obwohl beide den Geist früherer Zeiten oft
in gleicher Weise dokumentierten.
Seitdem aber Werner Leibbrand’s Buch „Romantische Me-
dizin“ 1937 erschienen ist, ist es unmöglich, diese Aera der Me-
dizin und Naturforschung zu übergehen, wenn man sich mit dem
19. Jahrhundert befassen will. Wir brauchen allerdings nicht die
romantische Medizin in unsere Betrachtungen hereinzunehmen,
 
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