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Marx, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 10. Abhandlung): Die Entwicklung der Reflexlehre seit Albrecht von Haller bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts: vorgelegt in der Sitzung am 16. November 1938 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43756#0072
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72

Ernst Marx:

nungen an dekapitierten Tieren mit einiger Wahrscheinlichkeit
ein Bewegungsprinzip neben dem Prinzip der Willkür an. Das
„Überdauern des Principle of volition“ sagt nur scheinbar eine
Identifizierung beider Prinzipien aus, denn auch für Mayo stand
die Existenz des Willkürprinzips außer allem Zweifel, und sein
Wesen war, wie es sich am gesunden Menschen zeigte, ohne
V ergleich.
Für Marshall Hall ist der Rückenmarksreflex dann wirklich
eine Erscheinung des Lebens, hat aber bestimmte Aufgaben und
ist keineswegs nun etwa das Prinzip des nervösen Vorganges.
— In Betracht kommen von ihm folgende Schriften: „On the reüex
functions of the Medulla oblongata and Medulla spinalis“, 1833;
weitere Arbeiten hierzu bis 1839, die 1840 zusammen übersetzt
und kommentiert wurden von G. Kürschner und unter dem Titel
erschienen: „Abhandlungen über das Nervensystem von Marshall
Hall“.
Bei Hall gibt es fünf Arten von Bewegungen: 1. willkürliche
(die spontan verlaufen), 2. respiratorische (denen er zu Beginn
seiner Forschungen ebenfalls Spontaneität zuschrieb, die er aber
später als excito-motorische Bewegungen auffaßte, deren Primum
mobile im pneumogastrischen Nerven liegen soll), 3. unwillkür-
liche (die Irritabilitätsbewegungen sind und bei denen der Reiz
auf den Muskel mit Nerv direkt erfolgt), 4. reflektierte (die keine
Spontaneität besitzen), 5. sympathische (die der Ernährung und
Sekretion dienen). Bei der vierten Art, den reflektierten Bewe-
gungen, erfolgt Erregung durch Reize auf „membranöse Teile“,
nicht auf den Muskelnerven selbst. In diesen Membranen liegen
Haut- und Schleimhautnerven, von denen aus der Reiz zur Me-
dulla geht, um dort in die motorischen Nerven reflektiert zu
werden. Die Erregung bei den ersten Arten der Bewegung nennt
Hall „centrisch“ angefangen, bei den Reflexbewegungen aber
„excentrisch“ angefangen. Wir müssen beachten, daß der Reiz
bei dieser uns interessierenden Bewegungsart auf membranöse
Teile gesetzt wird, in denen Nerven sind. Der Reiz geht also
garnicht einmal direkt auf diese Nerven, es muß somit eine
Reizaufnahme stattfinden wie bei den Vorgängen, die zur Empfin-
dung oder zur Sinnesempfindung führen. Eine nach dem Zentrum
hin gerichtete „Exzitabilität“ ist von Hall mithin wohl voraus-
gesetzt, aber nicht in den Vordergrund gestellt. Die Reflexbe-
wegungen sind also der Erscheinung nach von außen erregt, dem
 
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