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Ernst Marx:
mich des Ausdruckes bedienen darf, unbemerkt ab und können
im Rückenmark oder anderen früher bezeichneten Zentralgebilden,
in nahe gelegenen Primitivfasern zentrifugale Strömungen er-
wecken, wie ein tönender Körper einen gleichgestimmten nahen
Körper zum Mitklingen bewegt, wofern die Luft oder ein anderes
Mittelglied die Schwingungen zu ihm hinleitet. Die zentrifugalen
Fasern können an jeder Stelle ihres Verlaufs in Schwingungen
versetzt werden. Der Wille und Empfindungen aller Art sind die
Reize, welche sie im Gehirn treffen können, im Rückenmark haben
die Undulationen zentripetaler Fasern und an den Nerven ein
unmittelbarer Reiz notwendig denselben Erfolg, nämlich Muskular-
kontraktion.“ (S. 191.)
Mit diesen Zitaten wollen wir die Betrachtung der Kürschner-
schen Untersuchungen abschließen. Sie gaben Hall’s Arbeiten
erst den nötigen Untergrund. Jetzt kann man zum ersten Mal
von einer durchgeführten Reflexmechanik sprechen. — Ich glaube,
daß die beiden Zitate einen Forscher zeigen, der klar und,
wie es scheint, überzeugend dachte, aber man darf nicht ver-
heimlichen, daß Kürschner nicht immer so klar sich ausdrückte
und so schlicht dachte. — ,Die Schwingungen der zentripetalen
Fasern werden im Gehirn in bewußte Empfindungen umgewandelt,
im Rückenmark erwecken sie verwandte Strömungen in zentri-
fugalen Fasern, wenn diese gleichgestimmt sind und wenn ein
leitendes Medium vorhanden ist!’ Man kann einer solchen Dar-
stellung des Ablaufs die Zustimmung nicht versagen, aber eben
auch nur der Darstellung; dem Menschen und seinem Wesen
steht man auch danach noch hilflos gegenüber.
In unserer Darstellung der Lehren von den Rückenmarks-
reflexen folgt auf Hall und Kürschner Johannes Müller, der
im gleichen Jahre wie Hall (1833) in prinzipiell gleichem Um-
fang Reflexionserscheinungen festgestellt hat, allerdings ohne die
Fülle der Beispiele zu bringen und ohne damals schon das
Phänomen Reflex als eine besondere Form des funktionalen
Konnexes zweier Nerven herauszustellen. Hall und Johannes
Müller haben einander die Gleichzeitigkeit ihrer Beobachtungen
zuerkannt, es ist auch garnicht zu verkennen, daß beide in der-
selben Art „Empfindung“ und „Bewegung“, „empfinden“ und
„bewegen“ — das sind die uns geläufigen Termini — mitein-
ander in Kommunikation brachten, aber bei Hall lief die „moto-
rische Kraft“ von der Peripherie über den nervösen Zentralteil
Ernst Marx:
mich des Ausdruckes bedienen darf, unbemerkt ab und können
im Rückenmark oder anderen früher bezeichneten Zentralgebilden,
in nahe gelegenen Primitivfasern zentrifugale Strömungen er-
wecken, wie ein tönender Körper einen gleichgestimmten nahen
Körper zum Mitklingen bewegt, wofern die Luft oder ein anderes
Mittelglied die Schwingungen zu ihm hinleitet. Die zentrifugalen
Fasern können an jeder Stelle ihres Verlaufs in Schwingungen
versetzt werden. Der Wille und Empfindungen aller Art sind die
Reize, welche sie im Gehirn treffen können, im Rückenmark haben
die Undulationen zentripetaler Fasern und an den Nerven ein
unmittelbarer Reiz notwendig denselben Erfolg, nämlich Muskular-
kontraktion.“ (S. 191.)
Mit diesen Zitaten wollen wir die Betrachtung der Kürschner-
schen Untersuchungen abschließen. Sie gaben Hall’s Arbeiten
erst den nötigen Untergrund. Jetzt kann man zum ersten Mal
von einer durchgeführten Reflexmechanik sprechen. — Ich glaube,
daß die beiden Zitate einen Forscher zeigen, der klar und,
wie es scheint, überzeugend dachte, aber man darf nicht ver-
heimlichen, daß Kürschner nicht immer so klar sich ausdrückte
und so schlicht dachte. — ,Die Schwingungen der zentripetalen
Fasern werden im Gehirn in bewußte Empfindungen umgewandelt,
im Rückenmark erwecken sie verwandte Strömungen in zentri-
fugalen Fasern, wenn diese gleichgestimmt sind und wenn ein
leitendes Medium vorhanden ist!’ Man kann einer solchen Dar-
stellung des Ablaufs die Zustimmung nicht versagen, aber eben
auch nur der Darstellung; dem Menschen und seinem Wesen
steht man auch danach noch hilflos gegenüber.
In unserer Darstellung der Lehren von den Rückenmarks-
reflexen folgt auf Hall und Kürschner Johannes Müller, der
im gleichen Jahre wie Hall (1833) in prinzipiell gleichem Um-
fang Reflexionserscheinungen festgestellt hat, allerdings ohne die
Fülle der Beispiele zu bringen und ohne damals schon das
Phänomen Reflex als eine besondere Form des funktionalen
Konnexes zweier Nerven herauszustellen. Hall und Johannes
Müller haben einander die Gleichzeitigkeit ihrer Beobachtungen
zuerkannt, es ist auch garnicht zu verkennen, daß beide in der-
selben Art „Empfindung“ und „Bewegung“, „empfinden“ und
„bewegen“ — das sind die uns geläufigen Termini — mitein-
ander in Kommunikation brachten, aber bei Hall lief die „moto-
rische Kraft“ von der Peripherie über den nervösen Zentralteil