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Ernst Marx:
(nach Sigmund Exner: „Entwurf zu einer physiologischen Erklä-
rung der psychischen Erscheinungen“, 1894),. aber die Unmög-
lichkeit, die ExNER’schen Sensomobilitäts-Stufen in einen auch
nur eine gewisse Übereinstimmung zeigenden Vergleich mit ge-
suchten Gruppen von Johannes Müller zu bringen, ist in die
Augen fallend. Die Fakten der Sensomobilität liegen wohl bei
beiden Forschern beieinander, aber die nach Johannes Müller
gebildeten lassen keine Entwicklung auseinander erkennen. Das
vierte Beispiel aus Johannes Müller (Sphinkteren!) und die erste
Stufe nach Exner (Öffnung des Pylorus auf zubereiteten Speise-
brei hin) sind bei beiden als echte Reflexe begriffen — bei Exner
steht es ausdrücklich, aus Johannes Müller’s Darlegungen ist es
leicht zu entnehmen. Und schließen nicht im dritten Beispiel nach
Johannes Müller der bewußt werdende Reiz zum Niesen und die
„bloßeEmpfindung“ an der Conjunctiva mit den bewußten Reaktio-
nen Niesen bzw. Schließen der Augenlider etwas im Sensorischen in
sich ein, was eigentlich getrennt werden müßte? Sicher sollte es
so sein, aber nach dem, was wir bisher aus Johannes Müller’s
Physiologie gelernt haben, sind wir noch nicht zu einer Unter-
scheidung imstande. Hier gerade müssen wir noch die Unmög-
lichkeit des Vergleichs empfinden; später, wenn die Med. obl. in
ihren Funktionen besprochen worden ist, wird es eher möglich sein,
Impulse, getrennt nach ihrem Ursprung aus Cortex oder Subcortex
— so geht Exner bei der Sensomobilität vor und gebraucht diese
Termini —, auch bei Johannes Müller zu unterscheiden und den
Widersinn des Vergleichs mit Exner teilweise zu überwinden. —
Wir müssen beachten, daß Johannes Müller die Reflexbewegung
ohne und mit Empfindung kannte, daß aber die Reflexion in den
Bewegungen nach Empfindung für ihn das wirklich Existierende,
das Maßgebende und Belangvolle war. Bei Exner ist die Situa-
tion so ganz anders geworden, daß der Reflex als Norm oder
Formel schon wieder fraglich wird, daß er nur noch als Symbol
oder Modell dasteht. Bis dahin hatte aber auch die Physiologie
ihre Kenntnisse noch sehr erweitert und hatte Entwicklungen
durchlaufen, die eine geistige Wendung unverkennbar wieder-
spiegeln.
Wir finden mehr Vergleichsmöglichkeiten zwischen Johannes
Müller und Kürschner bzw. Hall. Kürschner spricht einmal von
Bewegungen, die bei Mensch und Tier ebenso häufig von Empfin-
dung begleitet sind, als sie auch ohne Empfindung vorkommen;
Ernst Marx:
(nach Sigmund Exner: „Entwurf zu einer physiologischen Erklä-
rung der psychischen Erscheinungen“, 1894),. aber die Unmög-
lichkeit, die ExNER’schen Sensomobilitäts-Stufen in einen auch
nur eine gewisse Übereinstimmung zeigenden Vergleich mit ge-
suchten Gruppen von Johannes Müller zu bringen, ist in die
Augen fallend. Die Fakten der Sensomobilität liegen wohl bei
beiden Forschern beieinander, aber die nach Johannes Müller
gebildeten lassen keine Entwicklung auseinander erkennen. Das
vierte Beispiel aus Johannes Müller (Sphinkteren!) und die erste
Stufe nach Exner (Öffnung des Pylorus auf zubereiteten Speise-
brei hin) sind bei beiden als echte Reflexe begriffen — bei Exner
steht es ausdrücklich, aus Johannes Müller’s Darlegungen ist es
leicht zu entnehmen. Und schließen nicht im dritten Beispiel nach
Johannes Müller der bewußt werdende Reiz zum Niesen und die
„bloßeEmpfindung“ an der Conjunctiva mit den bewußten Reaktio-
nen Niesen bzw. Schließen der Augenlider etwas im Sensorischen in
sich ein, was eigentlich getrennt werden müßte? Sicher sollte es
so sein, aber nach dem, was wir bisher aus Johannes Müller’s
Physiologie gelernt haben, sind wir noch nicht zu einer Unter-
scheidung imstande. Hier gerade müssen wir noch die Unmög-
lichkeit des Vergleichs empfinden; später, wenn die Med. obl. in
ihren Funktionen besprochen worden ist, wird es eher möglich sein,
Impulse, getrennt nach ihrem Ursprung aus Cortex oder Subcortex
— so geht Exner bei der Sensomobilität vor und gebraucht diese
Termini —, auch bei Johannes Müller zu unterscheiden und den
Widersinn des Vergleichs mit Exner teilweise zu überwinden. —
Wir müssen beachten, daß Johannes Müller die Reflexbewegung
ohne und mit Empfindung kannte, daß aber die Reflexion in den
Bewegungen nach Empfindung für ihn das wirklich Existierende,
das Maßgebende und Belangvolle war. Bei Exner ist die Situa-
tion so ganz anders geworden, daß der Reflex als Norm oder
Formel schon wieder fraglich wird, daß er nur noch als Symbol
oder Modell dasteht. Bis dahin hatte aber auch die Physiologie
ihre Kenntnisse noch sehr erweitert und hatte Entwicklungen
durchlaufen, die eine geistige Wendung unverkennbar wieder-
spiegeln.
Wir finden mehr Vergleichsmöglichkeiten zwischen Johannes
Müller und Kürschner bzw. Hall. Kürschner spricht einmal von
Bewegungen, die bei Mensch und Tier ebenso häufig von Empfin-
dung begleitet sind, als sie auch ohne Empfindung vorkommen;