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Marx, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 10. Abhandlung): Die Entwicklung der Reflexlehre seit Albrecht von Haller bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts: vorgelegt in der Sitzung am 16. November 1938 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43756#0092
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92

Ernst Marx:

er nur damit anzugeben, daß er das psychische Prinzip ohne das
Lebensprinzip einer Wirkung nicht für fähig hält; so sind zwar
psychisches und Lebensprinzip einer Teilung mit der Materie
fähig, die ganze Entwicklung im Foetalleben aber geht nur unter
dem bewegenden Lebensprinzip vor sich, ohne das psychische.
Eine Spezies des Lebensprinzips mag er das psychische Prinzip
nicht nennen. (Siehe bei Johannes Müller S. 819/20). — Das
Verhältnis von Lebensprinzip zu psychischem Prinzip können
wir vergleichen mit dem Verhältnis der Reizbarkeit zu den Ner-
venkräften überhaupt, aber ebenso auch vergleichen mit dem
Verhältnis der allgemeinen zu den verschiedenen Nervenkräften.
Wir haben also schließlich aus mechanischen Vorgängen, d. h.
aus Bewegungsvorgängen, die in mannigfacher Weise sich dar-
stellten, und aus qualitativen Gegebenheiten und aus qualitativ
und mechanisch sich ergebenden Reaktionen eine Nervenphysio-
logie erhalten, aber wir können uns danach kein lebendiges
Subjekt vorstellen. Wie vergessen bleiben die Phänomene des
Lebewesens und das Individuum hinter zu abstrahierenden Be-
wegungen und ebenso abstrakten Qualitäten zurück! Wir haben
kein Subjekt vor uns, sondern eine Subjektivität, aufgeteilt in Be-
sonderheiten. —
Man könnte wohl behaupten, daß über den Vorgang im peri-
pheren Nerven, wie er aus Johannes Müller’s Fragen als mög-
lich dargestellt wird, eine Übereinstimmung mit der Exzitabilität
Flourens’ zu erzielen sei; die Widerlegung muß ich näher be-
gründen. Unterscheidet man sensible und motorische Nerven,
dann wird es schwer sein, sich eine einheitliche Exzitabilität in
diesen wesens-verschiedenen Nerven vorzustellen. Dabei werden
wir noch einmal dazu geführt, der Wesensverschiedenheit der
Nerven nachzudenken: sind sie anatomisch gleich gebaut, ist
das Fluidum in ihnen qualitativ gleich, ist sein Ablauf in jeder
Richtung erfaßbar und auf gleiche Formel zu bringen, ist das
Erfolgsorgan völlig ohne Bedeutung, — so ist es eben die „Rich-
tung“, die eine Veränderung bringt; sie ist zwar qualitativ lind
quantitativ und mechanisch nicht erfaßbar, aber es wird eine neue
Bedingung geschaffen; diese Bedingung ist jedoch nicht im Wesen
zu begreifen. Wir müssen es also aufgeben, die Exzitabilität da-
hinein zu beziehen. — Sie ist auch nicht in der zweiten Frage
Johannes Müller’s wiederzufinden, wo gefragt ist, ob die Emp-
findungsnerven Exzitatoren der Empfindungen und die Bewegungs-
 
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