Entwicklung der Reflexlehre
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wesen eine aus verschiedenen Empfindungen zusammengesetzte
Vorstellung. Schiff sieht aber keine innere zwingende Notwendig-
keit dafür ein, was bedeuten soll, daß andere Tiere sie auch ohne
eine solche kompliziert verbundene Empfindungsreihe erhalten
könnten. — (Ein Kind lernt erst assoziativ seinen Körper und
seine Umwelt erkennen; selbst der Erwachsene ist sich nur durch
äußere oder innere Erregungen seines Körpers bewußt. ,Wir
setzen uns also in jedem Moment aus so vielen Punkten zusam-
men, wie subjektiv oder objektiv erregt sind'. Dies steht schon
bei der Besprechung der sensiblen Nerven und ihres angeblichen
Lokalitätsgefühls.) — In den oben mit ihren Überschriften ge-
nannten Hauptkapiteln dieses ganzen Gebietes finden sich noch
interessante Bemerkungen über das Raumgefühl. Wir haben eine
angenehme oder unangenehme Empfindung nur dann, wenn wir
irgendeiner Empfindung durch Lokalisierung einen dieser Cha-
raktere verleihen können. Das Rückenmark für sich allein kann
höchstens die Empfindung des Unangenehmen haben, die des
Angenehmen niemals. Schiff lehrt weiter, daß wir beim Erwachen
unsere Glieder nur dann „wiederfinden“, wenn sich der Tastempfin-
dung ein subjektiver Gesichtseindruck zugesellt. Der Tasteindruck
werde also erst bewußt, wenn sich ein anderer Eindruck ergänzend
beigäbe. Das ist dann schon Raumempfindung, aber wir dürfen
nicht vergessen, daß diese subjektive Empfindung kein Sehen be-
deutet, sondern nur die Erinnerung an einen früheren Eindruck.
-Damit ist die Erklärung der Mitempfindung hier gegeben; wir
müssen für jede Vorstellungsbildung — nach Schiff — immer
als nervösen Ablauf erkennen, daß in den Zentren nicht nur die
Erregung sich von sensiblen auf motorische Teile ausdehnt, son-
dern daß auch Eindrücke von außen ,auf andere (d. h. weitere)
fühlende Zentralteile erregend reflektiert werden können“. — Zur
näheren Betrachtung von Gehirn und Rückenmark und zu ihrer
Unterscheidung finden wir als aufschlußreichste Bemerkungen
bei Schiff noch das Folgende: in beiden laufe ein reiner Me-
chanismus ab, aber der spinale sei von allen Störungen be-
freit, die der zerebrale aufweise. Und wjenn auch auf gleiche Er-
regungen gleiche Bewegungen folgen könnten, so bleibe immer
bestehen, daß man im Gehirn niemals reine Empfindung, sondern
nur Wiederholungen erzeuge. Wiederholung bedeutet aber nicht
nur die Weitererregung anderer Empfindungszentren mit daraus
resultierenden Mitempfindungen, sondern es bedeutet, was uns
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wesen eine aus verschiedenen Empfindungen zusammengesetzte
Vorstellung. Schiff sieht aber keine innere zwingende Notwendig-
keit dafür ein, was bedeuten soll, daß andere Tiere sie auch ohne
eine solche kompliziert verbundene Empfindungsreihe erhalten
könnten. — (Ein Kind lernt erst assoziativ seinen Körper und
seine Umwelt erkennen; selbst der Erwachsene ist sich nur durch
äußere oder innere Erregungen seines Körpers bewußt. ,Wir
setzen uns also in jedem Moment aus so vielen Punkten zusam-
men, wie subjektiv oder objektiv erregt sind'. Dies steht schon
bei der Besprechung der sensiblen Nerven und ihres angeblichen
Lokalitätsgefühls.) — In den oben mit ihren Überschriften ge-
nannten Hauptkapiteln dieses ganzen Gebietes finden sich noch
interessante Bemerkungen über das Raumgefühl. Wir haben eine
angenehme oder unangenehme Empfindung nur dann, wenn wir
irgendeiner Empfindung durch Lokalisierung einen dieser Cha-
raktere verleihen können. Das Rückenmark für sich allein kann
höchstens die Empfindung des Unangenehmen haben, die des
Angenehmen niemals. Schiff lehrt weiter, daß wir beim Erwachen
unsere Glieder nur dann „wiederfinden“, wenn sich der Tastempfin-
dung ein subjektiver Gesichtseindruck zugesellt. Der Tasteindruck
werde also erst bewußt, wenn sich ein anderer Eindruck ergänzend
beigäbe. Das ist dann schon Raumempfindung, aber wir dürfen
nicht vergessen, daß diese subjektive Empfindung kein Sehen be-
deutet, sondern nur die Erinnerung an einen früheren Eindruck.
-Damit ist die Erklärung der Mitempfindung hier gegeben; wir
müssen für jede Vorstellungsbildung — nach Schiff — immer
als nervösen Ablauf erkennen, daß in den Zentren nicht nur die
Erregung sich von sensiblen auf motorische Teile ausdehnt, son-
dern daß auch Eindrücke von außen ,auf andere (d. h. weitere)
fühlende Zentralteile erregend reflektiert werden können“. — Zur
näheren Betrachtung von Gehirn und Rückenmark und zu ihrer
Unterscheidung finden wir als aufschlußreichste Bemerkungen
bei Schiff noch das Folgende: in beiden laufe ein reiner Me-
chanismus ab, aber der spinale sei von allen Störungen be-
freit, die der zerebrale aufweise. Und wjenn auch auf gleiche Er-
regungen gleiche Bewegungen folgen könnten, so bleibe immer
bestehen, daß man im Gehirn niemals reine Empfindung, sondern
nur Wiederholungen erzeuge. Wiederholung bedeutet aber nicht
nur die Weitererregung anderer Empfindungszentren mit daraus
resultierenden Mitempfindungen, sondern es bedeutet, was uns