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Entwicklung der Reflexlehre
schwer sein, ob es sich bei einer solchen Betrachtung, wie
er sie anstellt, um den Versuch handelte, neben der exakten
Forschung durch diese exakte Forschung das in den Hintergrund
getretene lebendige Versuchsobjekt in seinem Sein zu begreifen,
oder ob durch diese Methode sein Sein endgültig fixiert werden
sollte. Für die erste Annahme spricht die radikal anmutende
Initiative, die die Versuche, den Menschen nur noch als Objekt
„figurieren“ zu lassen, abzulehnen schien. Wahrscheinlich ist
es aber nur die Sinnesphysiologie gewesen, die den beseelten
Menschen gesucht hat. Für die zweite Vermutung läßt sich
mehr aus seinem Buch anführen. Er suchte nicht von der Sinnes-
physiologie her den Eintritt in das verschüttete Gebiet, er suchte
ihn vielmehr von den anatomisch konsolidierten Kenntnissen
der Physiologie der Zentralorgane aus. Exner gibt auch nur
die Grundlagen psychischer Erscheinungen, denn zu mehr waren
die gesicherten Grundlagen in der Nervenphysiologie nicht da.
In der Betrachtung der Empfindung lehnt er die Definition
von Helmholtz ab, die besagt hatte, daß Empfindungen Ein-
drücke auf unsere Sinne sind, sofern sie uns als Zustände unseres
Körpers, speziell unseres Nervenapparates, zum Bewußtsein kom-
men. Er definiert sie so: „Jeder tatsächliche Sinneseindruck läßt
sich durch das Bewußtsein in Teile zerlegen. Einen solchen nicht
weiter zerlegbaren Anteil eines Sinneseindrucks, der nurmehr
Qualität und Intensität und eventuell Lokalzeichen erkennen läßt,
nenne ich eine Empfindung“. Hatte Helmholtz noch die Defini-
tion nach dem Menschen eingerichtet, so ging Exner an ihre
Analyse nach physiologischen Elementarerscheinungen oder -Vor-
gängen heran. Er lehnt die HELMHOLTZ’sche Definition nicht als
falsch ab, sondern nur deshalb, weil ,man nicht mehr hantieren
könne mit dieser Definition’. Das kennzeichnet seine Forschung,
kennzeichnet sie aber sicher nicht als prinzipiell unmöglich. Was
daraus wird, ist etwas, das man die Fixierung der psychischen
Erscheinungen nennen kann. Er spricht sie systematisch durch —
da ist also nichts Anderes mehr zu erwarten.
Für die nervöse Bewegungslehre ist der Reflex nur noch als
Modell übrig geblieben; die Theorien über die Funktion der
grauen Substanz scheinen das Verständnis für den nervösen Vor-
gang zu schaffen, aber nur das anatomisch Bestimmte gibt schließ-
lich die Erfassung der zu erwartenden Ergebnisse aus der „Sen-
somobilität“. Sie deutet viele Bewegungsmöglichkeiten, sie ist- die
Entwicklung der Reflexlehre
schwer sein, ob es sich bei einer solchen Betrachtung, wie
er sie anstellt, um den Versuch handelte, neben der exakten
Forschung durch diese exakte Forschung das in den Hintergrund
getretene lebendige Versuchsobjekt in seinem Sein zu begreifen,
oder ob durch diese Methode sein Sein endgültig fixiert werden
sollte. Für die erste Annahme spricht die radikal anmutende
Initiative, die die Versuche, den Menschen nur noch als Objekt
„figurieren“ zu lassen, abzulehnen schien. Wahrscheinlich ist
es aber nur die Sinnesphysiologie gewesen, die den beseelten
Menschen gesucht hat. Für die zweite Vermutung läßt sich
mehr aus seinem Buch anführen. Er suchte nicht von der Sinnes-
physiologie her den Eintritt in das verschüttete Gebiet, er suchte
ihn vielmehr von den anatomisch konsolidierten Kenntnissen
der Physiologie der Zentralorgane aus. Exner gibt auch nur
die Grundlagen psychischer Erscheinungen, denn zu mehr waren
die gesicherten Grundlagen in der Nervenphysiologie nicht da.
In der Betrachtung der Empfindung lehnt er die Definition
von Helmholtz ab, die besagt hatte, daß Empfindungen Ein-
drücke auf unsere Sinne sind, sofern sie uns als Zustände unseres
Körpers, speziell unseres Nervenapparates, zum Bewußtsein kom-
men. Er definiert sie so: „Jeder tatsächliche Sinneseindruck läßt
sich durch das Bewußtsein in Teile zerlegen. Einen solchen nicht
weiter zerlegbaren Anteil eines Sinneseindrucks, der nurmehr
Qualität und Intensität und eventuell Lokalzeichen erkennen läßt,
nenne ich eine Empfindung“. Hatte Helmholtz noch die Defini-
tion nach dem Menschen eingerichtet, so ging Exner an ihre
Analyse nach physiologischen Elementarerscheinungen oder -Vor-
gängen heran. Er lehnt die HELMHOLTZ’sche Definition nicht als
falsch ab, sondern nur deshalb, weil ,man nicht mehr hantieren
könne mit dieser Definition’. Das kennzeichnet seine Forschung,
kennzeichnet sie aber sicher nicht als prinzipiell unmöglich. Was
daraus wird, ist etwas, das man die Fixierung der psychischen
Erscheinungen nennen kann. Er spricht sie systematisch durch —
da ist also nichts Anderes mehr zu erwarten.
Für die nervöse Bewegungslehre ist der Reflex nur noch als
Modell übrig geblieben; die Theorien über die Funktion der
grauen Substanz scheinen das Verständnis für den nervösen Vor-
gang zu schaffen, aber nur das anatomisch Bestimmte gibt schließ-
lich die Erfassung der zu erwartenden Ergebnisse aus der „Sen-
somobilität“. Sie deutet viele Bewegungsmöglichkeiten, sie ist- die