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Florian Heller : Bärenzähne aus
Erscheinung des Eberbacher Bären, wie auch des Jockgrimer Ur-
sus deningeri, nicht rassenmäßig erklärt werden könnte. Soergel,
der bei der genauen Untersuchung seines Ursus süssenbornensis
sich vor eine ähnliche Aufgabe gestellt sah, erwog ebenfalls den
Gedanken, den Süssenborner Bären als besondere östliche Rasse
noch in einen weitergefaßten Kreis des Ursus deningeri einzu-
beziehen. In ähnlicher Weise könnte man den Eberbacher Bären
dann als eine westliche, den Ursus scivini aus dem englischen
Forest-bed als eine nordwestliche Rasse dieses großen Formen-
kreises betrachten. Es ist aber doch sehr zweifelhaft, ob wir mit
dieser Aufteilung des Ursus deningeri-Kreises in mehrere geo-
graphische Rassen uns auf dem richtigen Weg befinden; denn
erstens dürfen wir nicht übersehen, daß zwischen den Ablage-
rungen, denen die verschiedenen Bärenreste entnommen sind,
größere Altersunterschiede bestehen. Und zweitens müssen wir
bedenken, daß das Material an altdiluvialen Bärenresten doch
noch viel zu spärlich ist, um damit erfolgreich Rassenkreisforschung
treiben zu können, zumal selbst das unvergleichbar größere Höhlen-
bärenmaterial aus einem kleineren Zeitabschnitt einem solchen
Vorhaben Schwierigkeiten entgegensetzt. Der Forest-bed-Bär —
Ursus savini — mag, vorsichtig ausgedrückt, vielleicht eine nord-
westliche Rasse der weit gefaßten Art Ursus deningeri sein.
Beim Eberbacher Bären hingegen scheinen die festgestellten Unter-
schiede doch über die allgemeine Variabilität einer Art und auch
über einfache Rassenunterschiede hinauszugehen und mehr phylo-
genetische Gründe zu haben. Trotz gewisser Annäherung an den
Formenkreis des Ursus deningeri möchte ich dafür eintreten, den
primitiveren Eberbacher Bären aus diesem Formenkreis heraus-
zunehmen und ihm einen eigenen Namen zu geben. Hierfür wähle
ich die Bezeichnung Ursus eberbachensis.
Ob auch der fast ebenso primitiv gebaute Jockgrimer Bär von
Ursus deningeri abzuspalten und mit Ursus eberbachensis zu ver-
einigen ist, kann augenblicklich noch nicht entschieden werden,
weil die Reste viel zu schlecht erhalten sind und weitere Funde
abgewartet werden müssen.
Es wurde bereits weiter oben darauf hingewiesen, daß der
Gebißbau der Ursiden eine gewisse Abhängigkeit von der Art
und Beschaffenheit der jeweiligen Nahrung zeigt. M. Mottl (1934)
hat in einer kleineren Arbeit das permanente Gebiß einer Reihe
von fossilen und rezenten Bären auf seine Spezialisierung hin
Florian Heller : Bärenzähne aus
Erscheinung des Eberbacher Bären, wie auch des Jockgrimer Ur-
sus deningeri, nicht rassenmäßig erklärt werden könnte. Soergel,
der bei der genauen Untersuchung seines Ursus süssenbornensis
sich vor eine ähnliche Aufgabe gestellt sah, erwog ebenfalls den
Gedanken, den Süssenborner Bären als besondere östliche Rasse
noch in einen weitergefaßten Kreis des Ursus deningeri einzu-
beziehen. In ähnlicher Weise könnte man den Eberbacher Bären
dann als eine westliche, den Ursus scivini aus dem englischen
Forest-bed als eine nordwestliche Rasse dieses großen Formen-
kreises betrachten. Es ist aber doch sehr zweifelhaft, ob wir mit
dieser Aufteilung des Ursus deningeri-Kreises in mehrere geo-
graphische Rassen uns auf dem richtigen Weg befinden; denn
erstens dürfen wir nicht übersehen, daß zwischen den Ablage-
rungen, denen die verschiedenen Bärenreste entnommen sind,
größere Altersunterschiede bestehen. Und zweitens müssen wir
bedenken, daß das Material an altdiluvialen Bärenresten doch
noch viel zu spärlich ist, um damit erfolgreich Rassenkreisforschung
treiben zu können, zumal selbst das unvergleichbar größere Höhlen-
bärenmaterial aus einem kleineren Zeitabschnitt einem solchen
Vorhaben Schwierigkeiten entgegensetzt. Der Forest-bed-Bär —
Ursus savini — mag, vorsichtig ausgedrückt, vielleicht eine nord-
westliche Rasse der weit gefaßten Art Ursus deningeri sein.
Beim Eberbacher Bären hingegen scheinen die festgestellten Unter-
schiede doch über die allgemeine Variabilität einer Art und auch
über einfache Rassenunterschiede hinauszugehen und mehr phylo-
genetische Gründe zu haben. Trotz gewisser Annäherung an den
Formenkreis des Ursus deningeri möchte ich dafür eintreten, den
primitiveren Eberbacher Bären aus diesem Formenkreis heraus-
zunehmen und ihm einen eigenen Namen zu geben. Hierfür wähle
ich die Bezeichnung Ursus eberbachensis.
Ob auch der fast ebenso primitiv gebaute Jockgrimer Bär von
Ursus deningeri abzuspalten und mit Ursus eberbachensis zu ver-
einigen ist, kann augenblicklich noch nicht entschieden werden,
weil die Reste viel zu schlecht erhalten sind und weitere Funde
abgewartet werden müssen.
Es wurde bereits weiter oben darauf hingewiesen, daß der
Gebißbau der Ursiden eine gewisse Abhängigkeit von der Art
und Beschaffenheit der jeweiligen Nahrung zeigt. M. Mottl (1934)
hat in einer kleineren Arbeit das permanente Gebiß einer Reihe
von fossilen und rezenten Bären auf seine Spezialisierung hin