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Heller, Florian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 7. Abhandlung): Die Bärenzähne aus den Ablagerungen der ehemaligen Neckarschlinge bei Eberbach im Odenwald: mit 4 Tabellen — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43753#0048
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Florian Heller : Bärenzähne aus

wurde. Tatsächlich schreibt auch Mottl (1934, S. 22): „Wenn wir
mit Lydekker den Ursus namadicus tatsächlich als Ahnen des
Ursus malayanus und den Ursus Theobaldi als den des Ursus
labiatus annehmen, weiters, daß die in Syrien gefundene fossile
Form wirklich dem Ursus isabellinus angehört, so bestehen nur
mehr betreffs der Ahnen von Ursus tibetanus und Ursus spelaeus
Zweifel.“
Ich bin aber nach wie vor mit Rode und anderen Autoren
der Ansicht, daß der noch ein wenig arctoidere altdiluviale Ur-
sus deuingeri der unmittelbare Vorfahre des jungdiluvialen Ursus
spelaeus war. Der Tibiatorsion kann ich deswegen nicht die von
Mottl geforderte Bedeutung beimessen, weil von den zwei Tibia-
resten des Ursus deuingeri aus den altdiluvialen Sanden von
Mosbach einer nicht die sonst für diese Art charakteristische arc-
toide, sondern vielmehr spelaeoide Ausbildung zeigt. Ursus spe-
laeus ist bisher der einzige fossile Vertreter der Bären mit spe-
laeoider Tibia, und seine Abstammung von einer asiatischen baum-
bewohnenden Urform ist noch lange nicht bewiesen. Es ist sehr
wohl möglich, daß die ursprünglich arctoide Tibiaform bei man-
chen Arten unter dem Einfluß veränderter Lebensbedingungen
sich in eine spelaeoide umwandeln konnte, während wieder andere
die arctoide Form beibehielten. Unserer Meinung nach darf die
von Mottl mitgeteilte, oben wiedergegebene Gruppierung in
Formen mit arctoider und solche mit spelaeoider Tibia nicht als
sehr frühzeitig entstanden gedacht werden. Die Aufspaltung in
zwei verschiedene Typen erfolgte vielmehr wahrscheinlich erst in
verhältnismäßig später Zeit.
Zu dem hier angeschnittenen Problem kann der Eberbacher
Fund leider nichts beitragen. Zweifellos dürfen wir vermuten, daß
die Tibia des Ursus eberbachensis durchaus arctoid gestaltet ge-
wesen sein muß.

Das geologische Alter des Ursus eberbachensis.
Nach dem übereinstimmenden Urteil aller Fachgenossen, welche
die Zähne des Eberbacher Bären zu Gesicht bekommen oder sich
eingehender damit beschäftigt haben, sind diese primitiver gebaut
als die des Mosbacher oder Mauerer Ursus deuingeri. Wieder-
holt wurde betont, daß sie in mancher Hinsicht dem Jockgrimer
Bären ähneln, der von Soergel als ein „primitiver“ Ursus de-
 
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