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Heller, Florian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 7. Abhandlung): Die Bärenzähne aus den Ablagerungen der ehemaligen Neckarschlinge bei Eberbach im Odenwald: mit 4 Tabellen — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43753#0047
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den Ablagerungen bei Eberbach 47
sehen diesen beiden Arten zu finden. In der zitierten Arbeit wurde
weiter festgestellt, daß die stärkere Torsion der Höhlenbärentibia
nicht eine Anpassungserscheinung, sondern ein Stamm-Merkmal
sei, welches im Laufe der Zeit vererbt wurde. Bei der Einteilung
der Merkmale des Gebisses und der Tibia kommt Mottl schließ-
lich zu folgender Gruppierung:
I. Von den Bären mit arctoider Tibia haben
a) primitives Gebiß: Ursus arvernensts f, Ursus etruscus /•
und Ursus maritimus.
b) spezialisiertes Gebiß: Ursus deningeri Ursus arctos
Ursus horribilis.
II. Von Bären mit spelaeoider Tibia haben
«) primitives Gebiß: Ursus malayanus, Ursus tibetanus, Ur-
sus labiatus.
ß) spezialisiertes Gebiß: Ursus spelaeus f, Ursus isabellinus.
Aus dieser Gegenüberstellung ist also ersichtlich, daß inner-
halb der beiden Gruppen „mit dem ererbten Stamm-Merkmal der
Tibiatorsion“ beide Gebißtypen vorkommen können. Diese Tat-
sache veranlaßt Mottl (1934, S. 17) zu nachstehender Schlußfolge-
rung: „Während die Entwicklung der Tibia unabhängig von
äußeren Umständen ist, ist das Ersatzgebiß eine Funktion der
Umweltfaktoren. Deshalb ist im zweiten Fall nicht die Erschei-
nung selbst — die Spezialisierung — wichtig, sondern deren Maß,
da dieses eine strenge Funktion der individuellen Erbanlagen und
der ab ovo gewonnenen Fähigkeiten ist.“ Die auffallende Über-
einstimmung, welche die Gestaltung der Extremitätenknochen bei
Tremarctos, Helarctos, Ursus spelaeus u. a. erkennen läßt, ist
nach Mottl nicht die Folge einer konvergenten Anpassung an
eine ähnliche Lebensweise, sondern die Folge der Abstammung
von einem gemeinsamen asiatischen arboricolen Ahnen, mit wel-
chem parallel laufend sich die „europäische“ Arccos-Gruppe ent-
wickelt haben soll. Diese Schlußfolgerung ist zwar sehr interessant,
aber man muß mit ihrer Anwendung doch recht vorsichtig sein,
da ein einwandfreier Beweis für die Richtigkeit dieser Annahmen
noch nicht erbracht werden kann. Wenn der Tibiatorsion wirk-
lich die große Bedeutung zukommt, die ihr Mottl beimessen will,
so besteht allerdings keine nähere Verwandtschaft zwischen dem
altdiluvialen Ursus deningeri und dem jungdiluvialen Ursus spe-
laeus, wie bisher mit wenigen Ausnahmen stets angenommen
 
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