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Achelis, Johann Daniel [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 9. Abhandlung): Über die Syphilisschriften Theophrasts von Hohenheim: Die Pathologie der Syphilis, 1 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43755#0026
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J. D. AcheliS: Syphilisschriften
das, so der natur ist uberbliben, vollenden sol, als das scheiden
des reinen vom unreinen, des metallen vom erz“58). Hier knüpfen
zahlreiche Berufe oder „Künste“ unmittelbar an die Natur an:
„wie der Schmelzer im bergwerk, der den bergen unflat und was
bös ist mit gewalt durchs feuer treibt und zeigt das Silber und
golt gut, lauter und rein“59) „also sind alchymisten lignorum als
zimmerleut, die das holz bereiten, das es ein haus wird; also
die biltschnitzer, die vom holz tunt, das nit darzu gehört, so
wird ein bild daraus, also sind auch alchimisten medicinae, die
von der arznei tun, das nit arznei ist. ietzund sehent, was alchi-
mia für ein kunst sei“60). Der Arzt, wenn er Arzneien bereitet,
transplantiert also die Stoffe. Und schließlich sind auch die Stoff-
umsetzungen bei der Ernährung ähnlicher Art. Es folgen dann
noch einige andere Transplantationen, die hier in unserem Zu-
sammenhang übergangen werden können.
Es scheint hier recht Heterogenes unter einem Begriff zu-
sammengefaßt. Der entscheidende Grundgedanke, der sich durch
alle Beispiele hindurchzieht und sie verknüpft, ist der, daß die
Natur nicht immer das Gleiche hervorbringt, sondern daß auch
absolut Neues entstehen kann, sei es nun in der natürlichen
Transplantatio oder durch die Hand des Menschen in dem alchy-
mistischen Prozeß im weitesten Sinn. Das Gewebe der Natur
ist aus konstantem Verlauf und schöpferischem Beginn gewo-
ben — die natura selbst ist naturata und naturans in einem.
7. Transmutatio.
Die „Transplantatio“ weist jedenfalls auf ein ganz anderes
Naturbild hin als das, was bei den Autoritäten der Schule zu
lesen war. „darumb ir euch auf sie nit verlassen sollen, sondern
euch selbs so dapfer und ernstlich machen, das euer eigen ex-
perienz volle und gewaltige autoritates seien“61)- Und diese an
der Natur gewonnene große Erfahrenheit wird nun auf den
Menschen angewandt, „also auch im leib teglichen die verenderung
angehet, dan es ist nichts beschaffen, das nit auf der schnellwag
siz oder fix bestendig mit gleicher wag bleib, sonder etlicher teil
muss fürschlahen und wider abschlahen. darumb sich gebürt einem
arzt zu wissen astronomiam, durch die eusseren das inner zu er-
kennen, desgleichen die andern drei artes, so den matricibus zu-

68) VI, 361/2.

59) VI, 362.

cu) XI, 189.

C1) VI, 366.
 
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