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Achelis, Johann Daniel [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 9. Abhandlung): Über die Syphilisschriften Theophrasts von Hohenheim: Die Pathologie der Syphilis, 1 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43755#0027
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Theophrasts von Hohenheim. 1.

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stent, dan also entspringen dem leib sein neue leuf und neue
gewechs in im. dan wie die vier matrices ausserthalb wonen, in
solche ist der leib auch gesezt“62). „keinerlei bleibet sten einen
tag, wie es den anderen gewesen ist, sonder alle tag ein ver-
enderte natur da“63). Das gleiche Wachstum in seinen verschie-
denen Formen wie draußen in der Natur findet sich auch im
menschlichen Organismus. Auch in diesem Fall ist aber zwischen
der Veränderung, der „generatio“, die sich immer wiederholt und
der Neubildung, der „transmutatio“, zu unterscheiden, „dieweil
nun ausserthalb in den elementaten solche Verenderungen sind und
neu art durcheinander, wen wolt dan verwundern, ob der leib nit
auch ein solchs vermocht, etwas zu bereiten, das vor nie gewesen
ist“G4)? Und das gilt nun auch für die Krankheiten, die im Menschen
entstehen. Es gibt eine Wassersucht, die in immer neuen Menschen
sich in veränderter Form wiederholt, aber doch immer die gleiche
Krankheit bleibt, etwa so wie Birnen und Äpfel an verschiedenen
Bäumen wachsen und es sich dabei doch um einen konstanten
Naturvorgang handelt.
Es gibt aber auch Krankheiten, die nur auftreten, wenn es an
der Zeit ist, wie das oben für die Syphilis dargelegt war. Hier
liegt eine Neubildung von der Art vor, wie sie sich draußen in
der Natur so häufig fand. Man könnte in Analogie von einer
transplantierten Krankheit sprechen.
Damit ist nun die Lehre berührt, an der alle Geschichtsschreiber
der Syphilis erheblichen Anstoß genommen haben, nämlich die
These, daß unzählige andere Krankheiten in die Franzosenkrank-
heit verwandelt werden könnten, „also merkent in disen dingen
das die franzosen kein corpus mit in bringen, allein ligende cor-
pora verwandlen in ir art; das merk in den weg. ir wissent,
das die Wassersucht mit sampt dem corpus im leib ligt und hat
die materi der aquositet im leib und ist ein ding und wird aus
keim andern geboren als allein aus dem wasser des leibs. der-
gleichen gelsucht sein sonder corpus hat. solchs ist aber in den
franzosen nit.“* 65). „nun die franzosen allein nur ein krankheit ist
die da iren leib in andern krankheiten sucht“66), „nun aber
das corpus klerlich entdeckt werd, das da unterworfen ist der
französischen tinctur, so merkent das in den weg. ir wissent
das bei den menschen, das die vorgemelten krankheiten alle im

62) VI, 368.
6S) VII, 194/5.

63) VI, 368.
66) VII, 195

M) VI, 370.
 
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