Metadaten

Achelis, Johann Daniel [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 9. Abhandlung): Über die Syphilisschriften Theophrasts von Hohenheim: Die Pathologie der Syphilis, 1 — Heidelberg, 1939

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43755#0031
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
31

Theophrasts von Hohenheim. I.
und im Ergebnis (der Infektion bzw. Immunität) treffen also
Lebensführung und der biologische Zustand des Organismus zu-
sammen. Der Mensch verhält sich verschieden, je nach der ver-
borgenen Gesundheit und Krankheit seiner Organe. So bezeich-
net im Grunde Gesundheit die richtige Ordnung in allen Lebens-
sphären des Menschen. Es kann dann bisweilen auch „luxus“ für
das Verhalten der Organe gebraucht werden. So kommt also
jener verborgenen Krankheit eine recht vielfältige Bedeutung zu.
Denkt man diese Theorie zu Ende, gerät man in gewisse Wider-
sprüche hinein, besonders, wenn man die kongenital oder extra-
genital entstehenden Formen mit heranzieht. Denn welche Rolle
soll eigentlich bei der ererbten Lues jener Luxus veneris spielen,
der doch in Konsequenz der Theorie eigentlich da sein müßte?
Soweit ich sehe, liegen hier innere Schwierigkeiten der Theorie,
die sich ohne weiteres nicht lösen — es sei denn, man ent-
schlösse sich, jedem, auch dem congenital Syphilitischen einen
syphilitischen Charakter zuzuerkennen — wofür wohl in der Sy-
phidologie einmal einige Ansätze da waren, wofür sich aber weder
in der Wirklichkeit noch in unseren Syphilisschriften hinreichende
Unterlagen finden. So bleibt hier wohl bei der Analyse der extra-
genitalen Entstehung einiges offen, was vielleicht ein weiteres
Studium des parazelsischen Lebenswerks noch aufklären wird.
Daß solche Erwägungen über den syphilitischen Charakter wirk-
lich eine mögliche Konsequenz des theoretischen Ansatzes sind,
wird gleichsam experimentell dadurch bewiesen, daß in dem oben
bereits erwähnten wohl gefälschten Buch der „Großen Wund-
arznei“ auch dieser Schluß prompt gezogen wird: „und das solt ir
wissen, das aller inficirten französischen leuten solcher willen ist,
alle und ein ieglichen mit im zu verderben“71).
8. Schluß.
An die Pathogenese und Pathologie der Syphilis — an die
Lehre von „Herkunft“ und „Chemie der Franzosen“ — schließt
sich dann die spezielle Pathologie, Diagnostik und Therapie an.
Ihre Darstellung hoffe ich in absehbarer Zeit vorlegen zu können.
Auch hier wird sich der Weg der immanenten Darstellung, den
ich auch im vorliegenden versucht habe, empfehlen.
Ganz abgesehen davon, daß eine ideengeschichtliche Analyse

71) X, 449.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften