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Achelis, Johann Daniel [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 9. Abhandlung): Über die Syphilisschriften Theophrasts von Hohenheim: Die Pathologie der Syphilis, 1 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43755#0038
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j. D. AcheliS : Syphilisschriften

2. Während 1528/29 die Namen der Krankheit sorgfältig disku-
tiert werden, sind 1537 die Bezeichnungen ziemlich beliebig jeden-
falls unsystematisch gehäuft: „Neapolitanum crimen“, „prodigium
sceleris“, „scelus Gallorum“, „leprarum filia“, „mulus“, „basilis-
cus gallorum“, „gonorrhoea francigena“, „Gallorum sodoma“,
„vulvae pestis“ werden synonym gebraucht. Soweit diese Be-
zeichnungen moralisierend bewertend sind, müssen sie außer
Betracht bleiben aus den oben diskutierten Gründen. Die unmittel-
bare Ableitung von der Lepra („leprarum filia“) aber entspricht
zwar einer verbreiteten Meinung des 16. Jahrhunderts, steht aber
in klarem Widerspruch zur Syphilispathologie von 1529, in der
die Lepra nur hin und wieder als Beispiel erwähnt wird. Das-
selbe gilt für die Gleichsetzung von Syphilis und Gonorrhoe
(„gonorrhoea francigena“), die hier für alle Syphilisfälle durch
die Namengebung durchgeführt wird. — Der Basilisk vergiftet, wenn
man ihn ansieht, und durch eigene Strahlen. So wird hier aus-
drücklich die 1528/29 entwickelte Lehre von den Infektionswegen
aufgegeben und eine Übertragung durch die Luft, ja sogar durch
den Blick angenommen. — Der Name „vulvae pestis“ wird noch
dahin erläutert, daß die Krankheit allein in matrice oder orificio
vulvae ihr Nest hat, in dem sie sich ausbrütet. Die Syphilis ist
also nicht mehr die konstitutionelle Krankheit, die den ganzen
Körper durchdringt — wofür 1528 eine vielleicht etwas gekün-
stelte Theorie aufgestellt war —, sondern eine ausgesprochen
lokale Krankheit.
Es muß auffallen, daß hier bei der Namengebung die wichtigsten
Erkenntnisse der früheren Syphilisschriften einfach drangegeben
werden, da Parazelsus sonst bei Benennungen sehr sorgfältig
verfährt. Es entsteht bei näherem Zusehen der Eindruck, als solle
hier diese Sorgfalt durch eine Vielfalt nachgeahmt werden, ohne
daß der Sinn völlig verstanden wäre.
3. Die Krankheit wird auch als „mulus“, „Maultier“, bezeichnet.
Damit wird ein Fall von transplantatio, die Bastardzeugung, direkt
auf die Krankheitsentstehung angewandt. Während, wie oben
gezeigt, die verschiedenen Transplantationes nur als allgemein
naturphilosophische Einleitung zur Frage der Neubildung von
Formen in der Natur angeführt wurden, zeugen hier zwei Krank-
heiten handgreiflich eine neue Krankheit, „also verstehent auch
von den franzosen, das sie gleich seint wie der maulesel. sie
werden geboren von zweien aussezigen krankheiten, also zu ver-
 
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