Theophrasts von Hohenheim. 1. Anhang
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regiert die tempora nationum in der Philosophia sagax, wie er in
der Wundarznei die Pestilenz schickt, als praesagium einer großen
Zerrüttung des Volks. Das Fabeltier Basiliscus tritt in beiden
Schriften auf.
Da man so fast alle theologischen oder sonst auffälligen For-
mulierungen der Wundarznei in dem echten philosophischen
Hauptwerk der gleichen Zeit wiederfindet, wird man wohl einen
Zusammenhang zwischen beiden Schriften annehmen dürfen.
Jedenfalls scheint mir ein solcher Zusammenhang wahrschein-
licher als die Rückführung beider Schriften auf eine gemeinsame
Quelle, etwa auf allgemein verbreitete theologische Lehrmeinungen,
da dadurch die Übereinstimmung in der Auswahl nicht erklärt
wäre. So ist das Ergebnis unserer Untersuchung zunächst dies,
daß das dritte Buch entweder ebenso echt ist wie die Philoso-
phia sagax, oder aber der Autor nicht nur die Syphilisschriften,
sondern auch die 10 Jahre später geschriebene Philosophia be-
nutzt hat. Es würde sich dann um einen Versuch handeln, den
Parazelsus von 1528 mit dem von 1538 zu verbinden, ein Ver-
such, der jedenfalls im äußeren soweit gelungen ist, daß selbst
Huser, der die ersten großen Sammelausgaben veranstaltete, die
Schrift für echt hielt. Er gibt an, daß sie ihm in manuscripto
amanuensis vorgelegen habe.
Man wird die Echtheitsfrage also nur entscheiden können,
wenn man den veränderten metaphysischen Ausgangspunkt als
möglicherweise doch echt parazelsisch unterstellt und damit all
die Abweichungen gegenüber 1528/29 ausschaltet, bei denen ein
theologisches Motiv denkbar ist. Wenn also etwa die natürliche
Epidemiologie wegfällt und dafür die göttliche Strafe gesetzt
wird, kann man diese Abweichung nicht als Kriterum für die Un-
echtheit verwenden. — Es gibt aber eine Reihe von rein medi-
zinischen Dingen, die 1528/29 und in der fraglichen Schrift vor-
kommen, und bei denen theologische Gesichtspunkte allein nicht
bestimmend sein können. Wir greifen einige Beispiele heraus:
1. Die Krankheit hat sich nicht allmählich zur Epidemie ent-
wickelt, sondern ist vor Neapel bei den französischen Truppen
neu entstanden. Schon Sudhoff hat darauf hingewiesen, daß
diese bei anderen Schriftstellern häufige Geschichte von der Ent-
stehung der Lues im Neapolitaner Kriegszug sich bei Hohenheim
nur in der Wundarznei findet. Ein theologischer Grund für diesen
Wechsel des Standpunktes liegt nicht vor.
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regiert die tempora nationum in der Philosophia sagax, wie er in
der Wundarznei die Pestilenz schickt, als praesagium einer großen
Zerrüttung des Volks. Das Fabeltier Basiliscus tritt in beiden
Schriften auf.
Da man so fast alle theologischen oder sonst auffälligen For-
mulierungen der Wundarznei in dem echten philosophischen
Hauptwerk der gleichen Zeit wiederfindet, wird man wohl einen
Zusammenhang zwischen beiden Schriften annehmen dürfen.
Jedenfalls scheint mir ein solcher Zusammenhang wahrschein-
licher als die Rückführung beider Schriften auf eine gemeinsame
Quelle, etwa auf allgemein verbreitete theologische Lehrmeinungen,
da dadurch die Übereinstimmung in der Auswahl nicht erklärt
wäre. So ist das Ergebnis unserer Untersuchung zunächst dies,
daß das dritte Buch entweder ebenso echt ist wie die Philoso-
phia sagax, oder aber der Autor nicht nur die Syphilisschriften,
sondern auch die 10 Jahre später geschriebene Philosophia be-
nutzt hat. Es würde sich dann um einen Versuch handeln, den
Parazelsus von 1528 mit dem von 1538 zu verbinden, ein Ver-
such, der jedenfalls im äußeren soweit gelungen ist, daß selbst
Huser, der die ersten großen Sammelausgaben veranstaltete, die
Schrift für echt hielt. Er gibt an, daß sie ihm in manuscripto
amanuensis vorgelegen habe.
Man wird die Echtheitsfrage also nur entscheiden können,
wenn man den veränderten metaphysischen Ausgangspunkt als
möglicherweise doch echt parazelsisch unterstellt und damit all
die Abweichungen gegenüber 1528/29 ausschaltet, bei denen ein
theologisches Motiv denkbar ist. Wenn also etwa die natürliche
Epidemiologie wegfällt und dafür die göttliche Strafe gesetzt
wird, kann man diese Abweichung nicht als Kriterum für die Un-
echtheit verwenden. — Es gibt aber eine Reihe von rein medi-
zinischen Dingen, die 1528/29 und in der fraglichen Schrift vor-
kommen, und bei denen theologische Gesichtspunkte allein nicht
bestimmend sein können. Wir greifen einige Beispiele heraus:
1. Die Krankheit hat sich nicht allmählich zur Epidemie ent-
wickelt, sondern ist vor Neapel bei den französischen Truppen
neu entstanden. Schon Sudhoff hat darauf hingewiesen, daß
diese bei anderen Schriftstellern häufige Geschichte von der Ent-
stehung der Lues im Neapolitaner Kriegszug sich bei Hohenheim
nur in der Wundarznei findet. Ein theologischer Grund für diesen
Wechsel des Standpunktes liegt nicht vor.