an Kranken mit Schwellenverfahren
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lenprüfung in diesen Fällen in Frage zu stellen. Stein machte
dann diese krankhafte Veränderlichkeit zum Gegenstand ein-
gehender Untersuchungen (46). Dabei fand sich, daß außer dem
Ansteigen der Schwelle während der Reizung („Schwellenlabili-
tät“) auch noch andere Erscheinungen zu beobachten waren. Es
kam zur Verschmelzung der Empfindungen, wenn man wiederholt
denselben Punkt berührte. Oder es entstand das Gefühl des Hin-
und Herfahrens auf der Haut, von Weizsäcker und Stein nah-
men nun an, daß diese Erscheinungen eine Folge des verän-
derten Errungsablaufes darstellten, von Weizsäcker prägte da-
für den Begriff des „Funktionswandels“ und setzte ihn in Gegen-
satz zu dem Ausfall der Funktion. Nach den Untersuchungen
Stein’s tritt der Funktionswandel in seiner reinen Gestalt nur
bei Schädigungen der Hinterstränge und der sensiblen Rinde auf,
während es bei den Schädigungen der Peripherie und der Vorder-
seitenstrangbahnen zur Rarefizierung kommt.
Die Nachuntersucher bestätigten teilweise diese Befunde, teil-
weise kamen sie zu anderen Ergebnissen. Beringer und Ruffin
(48,49) fanden, daß der Funktionswandel auch bei Gesunden im
Zustand übermäßiger Ermüdung auftritt. Die gleichen Untersucher
(49) fanden ihn auch bei Schizophrenen. Tschlenoff (50) prüfte die
gleichen Fragen, indem er die Haut durch Reiben mit Handtüchern
ermüdete. Er bestätigte im wesentlichen die Befunde Stein’s. Auch
Kroll (38) berücksichtigt bei seinen Versuchen die „Schwellen-
labilität“. Er stimmt mit Stein insofern nicht überein, als er die
Erscheinung auch bei peripheren Schädigungen und solchen des
Vorderseitenstranges findet.
Aus allen diesen Befunden geht hervor, daß bei den zentralen
Schädigungen der Sensibilität die. Leistungsänderung (Funktions-
wandel) eine viel größere Rolle spielt als der Ausfall einzelner
Bahnen, von Weizsäcker stellt daher den „Funktionswandel“ als
das wichtigste Merkmal der Schädigung im Hinterstrang-Rinden-
system der „Rarefizierung“ gegnüber. Er nimmt diese Trennung
auch aus grundsätzlichen Gründen vor: An die Veränderung der
Erregbarkeit ist vor allem in den Fällen zu denken, die bei ge-
ringem Ausfall der einfachen Empfindung (Hypaesthesie) eine
starke Beeinträchtigung der Tastleistung zeigen, also bei den Hinter-
strangschädigungen. Er betont die Notwendigkeit, zur Erklärung
einer Taststörung vor allem den Funktionswandel heranzuziehen
und nicht nur an den Ausfall bestimmter Bahnen „der Tiefen
Sensibilität“ zu denken.
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lenprüfung in diesen Fällen in Frage zu stellen. Stein machte
dann diese krankhafte Veränderlichkeit zum Gegenstand ein-
gehender Untersuchungen (46). Dabei fand sich, daß außer dem
Ansteigen der Schwelle während der Reizung („Schwellenlabili-
tät“) auch noch andere Erscheinungen zu beobachten waren. Es
kam zur Verschmelzung der Empfindungen, wenn man wiederholt
denselben Punkt berührte. Oder es entstand das Gefühl des Hin-
und Herfahrens auf der Haut, von Weizsäcker und Stein nah-
men nun an, daß diese Erscheinungen eine Folge des verän-
derten Errungsablaufes darstellten, von Weizsäcker prägte da-
für den Begriff des „Funktionswandels“ und setzte ihn in Gegen-
satz zu dem Ausfall der Funktion. Nach den Untersuchungen
Stein’s tritt der Funktionswandel in seiner reinen Gestalt nur
bei Schädigungen der Hinterstränge und der sensiblen Rinde auf,
während es bei den Schädigungen der Peripherie und der Vorder-
seitenstrangbahnen zur Rarefizierung kommt.
Die Nachuntersucher bestätigten teilweise diese Befunde, teil-
weise kamen sie zu anderen Ergebnissen. Beringer und Ruffin
(48,49) fanden, daß der Funktionswandel auch bei Gesunden im
Zustand übermäßiger Ermüdung auftritt. Die gleichen Untersucher
(49) fanden ihn auch bei Schizophrenen. Tschlenoff (50) prüfte die
gleichen Fragen, indem er die Haut durch Reiben mit Handtüchern
ermüdete. Er bestätigte im wesentlichen die Befunde Stein’s. Auch
Kroll (38) berücksichtigt bei seinen Versuchen die „Schwellen-
labilität“. Er stimmt mit Stein insofern nicht überein, als er die
Erscheinung auch bei peripheren Schädigungen und solchen des
Vorderseitenstranges findet.
Aus allen diesen Befunden geht hervor, daß bei den zentralen
Schädigungen der Sensibilität die. Leistungsänderung (Funktions-
wandel) eine viel größere Rolle spielt als der Ausfall einzelner
Bahnen, von Weizsäcker stellt daher den „Funktionswandel“ als
das wichtigste Merkmal der Schädigung im Hinterstrang-Rinden-
system der „Rarefizierung“ gegnüber. Er nimmt diese Trennung
auch aus grundsätzlichen Gründen vor: An die Veränderung der
Erregbarkeit ist vor allem in den Fällen zu denken, die bei ge-
ringem Ausfall der einfachen Empfindung (Hypaesthesie) eine
starke Beeinträchtigung der Tastleistung zeigen, also bei den Hinter-
strangschädigungen. Er betont die Notwendigkeit, zur Erklärung
einer Taststörung vor allem den Funktionswandel heranzuziehen
und nicht nur an den Ausfall bestimmter Bahnen „der Tiefen
Sensibilität“ zu denken.