Metadaten

Hattingberg, Immo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 10. Abhandlung): Sensibilitätsuntersuchungen an Kranken mit Schwellenverfahren: aus der Nervenabteilung der Medizinischen Klinik der Universität Freiburg i. Br — Heidelberg, 1939

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43768#0065
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
an Kranken mit Schwellenverfahren

65

sie bei Carzinomen auftritt, braucht noch nicht zu der allgemeinen
Schwäche zu führen, die hier gemeint ist.
Das Bewußtsein unserer Kranken war frei, sie nahmen an den Vor-
gängen der Umgebung teil, waren nicht schläfrig und spürten keine er-
hebliche Müdigkeit. Sie befanden sich in dem leicht euphorischen, über-
wachen Zustand, der besonders bei schweren Tuberkulosen in auffallendem
Gegensatz zur Schwere der Erkrankung steht. Die übrige neurologische
Untersuchung ergab bei ihnen keine Zeichen organischer Veränderung.
Fast alle diese Kranken zeigen eine Veränderlichkeit der
Schwelle, wie sie sonst nur bei organischen Nervenschädigungen
angetroffen wurde. Bei 5 von ihnen stieg die Schwelle von 1 bis
2 g/mm auf 20 g/mm und darüber. Dieser Schwellenanstieg brei-
tete sich in allen Fällen vom gereizten Punkt über eine Fläche
von 1—4 qcm aus. Es ist auffallend, daß diese Veränderlichkeit
in vier Fällen auf eine Körperseite beschränkt blieb. Sie war also
nicht das Zeichen allgemeiner Erschöpfung. Auch zwischen dem
Verhalten der Druck- und Schmerzschwellen bestanden Unter-
schiede. Daraus läßt sich schließen, daß bei den zehrenden Krank-
heiten, ähnlich wie es durch Beringer und Ruffin bei hochgradiger
Ermüdung beschrieben wurde, das sensible Organ wahrscheinlich
auf toxischem Wege in seiner Leistungsfähigkeit geschädigt werden
kann. Dieser Befund stimmt mit der Tatsache überein, daß es in
solchen Fällen auch zum Erlöschen der Reflexe kommen kann.
e) Ein Ausnahmefall.
Endlich verdient noch ein Kranker Erwähnung, der als ein-
ziger fast völlig gesunder das Gesamtbild stört.
Fall 64, Herr Schri. (Laboratoriumsdiener). Diagnose: Asthma bron-
chiale, zuletzt anfallfrei. Untersuchungen an beiden Handrücken 1935
und 1938.
Der Kranke wurde 1935 wegen eines allergischen Asthmas mit schweren
Anfällen und charakteristischem Befund in der Klinik behandelt. Die neu-
rologische Untersuchung ergab nichts Krankhaftes. Bei der Nachuntersuchung
1938 hatten die Asthmaanfälle nach Beschäftigungswechsel aufgehört. Der
Kranke selbst bemerkte seine Sensibilitätsstörung nicht. Die Geschicklich-
keit und der Tastsinn seiner Hände waren durch den Beruf besonders
ausgebildet.
Bei ihm ergab nun die wiederholte Schwellenuntersuchung
eine hochgradige Veränderlichkeit. Die Druckschwelle stieg von 3
auf 20 g/mm. Diese Veränderlichkeit breitete sich über die Fläche
aus. Auch die Schmerzschwelle war bei den Untersuchungen
nicht beständig; sie stieg von 1 auf 4 g.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften