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Kramer, Kurt; Schaefer, Karl Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 5. Abhandlung): Der Einfluß des Adrenalins auf den Ruheumsatz des Skeletmuskels — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43763#0033
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auf den Ruheumsatz des Skeletmuskels

33

Die CoRi’sche Theorie, in der die Notwendigkeit eines
Kohlehydrat-Kreislaufs zwischen Muskel und Leber gerade im
Hinblick auf den Arbeitsstoffwechsel betont und das treibende
Agens im Adrenalin angenommen wird, scheint uns nach unseren
Versuchen nicht mehr haltbar. Die Theorie hat wohl hauptsäch-
lich der Schwierigkeit abhelfen wollen, die dann entstünde, wenn
bei der Arbeit einzelner Muskelgruppen die Kohlehydratversor-
gung aus der Leber infolge kontinuierlicher Glykogenverarmung
schließlich ungenügend würde. Dann soll also in den ruhenden
Muskeln gespeichertes Glykogen durch die spezifische Wirkung
des Adrenalins zu Milchsäure glykolysiert werden und der Leber
zufließen. Über den Umweg des Glykogen-Wiederaufbaus soll es
dann, zu Glukose gespalten, dem zuckerhungrigen arbeitenden
Muskel zugeführt werden. Abgesehen davon, daß dann bei der
Tätigkeit aller Muskeln die vermeintliche Adrenalinfunktion wider-
sinnig würde, ist wohl insgesamt die Bedeutung eines solchen
Kohlehydratkreislaufs überschätzt. Ist es doch fraglich, ob über-
haupt durch die Tätigkeit einzelner Muskelgruppen Leberglykogen
und Blutzuckerreserven erschöpft werden können. Ganz abge-
sehen von der Fähigkeit des Muskels, auch die Energie anderer
Nährstoffe auszunutzen, bietet doch wohl ein zähes Festhalten
der Glykogenbestände in der Muskulatur eine wesentlich sicherere
Gewähr für eine dauernde Kohlehydratversorgung als ein solcher
Kreislauf zwischen Leber und Muskel. Dieser scheint, wie es
von verschiedenen Seiten nunmehr gesichert ist, nur im Notfall
wirksam und dann von eminenter Bedeutung zu werden. Sowohl
bei vermindertem Luftdruck und entsprechender Anoxie, wie auch
bei verminderter O2-Zufuhr infolge Drosselung der Blutbahnen auf
mechanischem oder nervös-hormonalem Wege und auch in den
ersten Stadien jeglicher Muskelarbeit und dem damit verbundenen
hohen, aber nicht zu deckenden O.2-Bedarf treten Spaltungsvor-
gänge, möglicherweise als energieliefernde Reaktionen, ein. Der
Ausdruck eines solchen Notfallmechanismus ist die ausgeschiedene
Milchsäure. Sie ist ein wertvolles Abfallprodukt, das von der
Leber abgefangen und verwertet wird (v. Embden (40), Lunds-
gaard (24) u. a.). Für die Notwendigkeit eines solchen Vorganges
ohne den zwingenden Grund der benötigten Spaltungsenergie
bestehen keine Anhaltspunkte. Schließlich sei noch einmal betont,
daß die Inanspruchnahme eines solchen Notfallmechanismus immer
eine unökonomische Maßnahme des Körpers ist.
 
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