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Soergel, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 4. Abhandlung): Zur biologischen Beurteilung diluvialer Säugetierfaunen — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43797#0011
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Beurteilung diluvialer Säugetierfaunen

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deshalb das Ende der Kohlen- bzw. Torfbildung nicht mit dem
Ende eines interglazialen Klimas gleichgesetzt werden kann, weil
die Kohlen- bzw. Torfbildung auch noch unter schon ungünstiger
gewordenen Klimaverhältnissen, nämlich in der Zeit des Vor-
herrschens von Birken- und Kiefernbeständen erfolgte. Nach
Gerber (1923) sind „im Horizont von Flöz II“ des Profils „Halte-
stelle Gondiswil“ Mammutreste zum Vorschein gekommen; dieses
Flöz gehört in der von Rytz gegebenen Gesamtsukzession schon
der Birken-Kiefernperiode an, sodaß weder von paläobotanischer
noch von paläontologischer Seite die Auffassung vertreten werden
kann, das Abklingen interglazialer Klimaverhältnisse falle zeitlich
mit dem Abschluß der Torf- oder Kohlenbildung zusammen.
Die Frage, wann genau im Ablauf des geologischen Geschehens
eine Änderung der klimatischen Verhältnisse einsetzte, ist sekundär
und nicht entscheidend gegenüber der weiteren Frage, ob die
ganze Gesteinsfolge unter einem gleichbleibenden oder einem vom
gemäßigten zum kalten allmählich abändernden Klima entstanden
ist. Faßt man mit Penck die ganze Gesteinsserie als einen ein-
heitlichen Komplex auf, so ist damit noch gar nichts über Klima-
gleichheit oder Klimaänderung während der ganzen Bildungszeit
der Gesteinsfolge ausgesagt. Geologische Vorgänge der Art, wie
sie in den Diluvialprofilen der Gegend von Gondiswil dokumentiert
sind, brauchen nicht an bestimmte Klima- bzw. Temperaturver-
hältnisse gebunden zu sein, örtliche Bedingungen können den
Ablauf des geologischen Geschehens in erster Linie bestimmen.
Entscheidend ist, wenn geologische Kriterien zur Lösung der
Klimafrage nicht genügen, die Fossilführung der Teilglieder des
Gesteinskomplexes. Und diese läßt doch keinen Zweifel darüber,
daß zur Bildungszeit des unteren Teils ein ganz anderer Säuge-
tierbestand als zur Bildungszeit des oberen Teils in der Gegend
von Gondiswil zusagende Lebensbedingungen fand. Diese Lebens-
bedingungen der beiden Säugetierbestände müssen recht ver-
schieden gewesen sein. Wie wollte man anders die Tatsache
erklären, daß — abgesehen vielleicht vom Pferd — im unteren
Teil (besonders in den beiden unteren Schieferkohlenflözen der
Grube „Haltestelle Gondiswil“) sich keine der in den oberen
Lagen vorhandenen Arten gefunden hat, wo es sich doch um
große, in Knochen und Gebissen leicht auffindbare Arten handelt;
und daß im oberen Teil keine der Arten und insbesondere keine
der großen, in den unteren Lagen nachgewiesenen Arten zu Tage
 
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