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Soergel, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 4. Abhandlung): Zur biologischen Beurteilung diluvialer Säugetierfaunen — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43797#0009
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Beurteilung diluvialer Säugetierfaunen
von Fragen geht, die fast alle an der Erforschung des Eiszeit-
alters beteiligten Wissenschaften aufs engste berühren. Da es
nicht möglich ist, im Rahmen dieser Arbeit alle Punkte zu be-
handeln, in denen ich Penck’s Auffassung nicht teilen kann, so
beschränken wir uns hier auf die wesentlichen Stellen des dritten,
den interglazialen Schieferkohlen und Kalktuffen gewidmeten
Kapitels der PENCK’schen Abhandlung. Unsere Ausführungen
können zugleich als Erläuterung zu den oben dargelegten Grund-
sätzen gelten.
II.
Wir besprechen die in Betracht kommenden, Säugetierreste
führenden Ablagerungen im wesentlichen in der von Penck(1938)
gewählten Reihenfolge.
Gondiswil-Zell.
In der mächtigen, Schieferkohlen bzw. Torflager führenden
diluvialen Gesteinsfolge von Gondiswil-Zell sind in verschiedenen
Niveaus Säugetierreste gefunden worden, die Studer (1923) auf
drei Faunen, von unten nach oben auf eine Wald- und Wasser-
fauna, eine Weidefauna und eine Tundrafauna verteilte. Stehlin
(Dubois et Stehlin 1933) hat gegen diese Gliederung Bedenken
erhoben, weil nicht für alle Arten das Fundniveau einer solchen
Gliederung zu entsprechen scheine; er verweist auf Angaben von
Gerber (1923). In der Tat ist für eine Anzahl von Arten bzw.
Fundstücken der Fundhorizont nicht gesichert, wie aus der von
Gerber gegebenen Zusammenstellung hervorgeht. Das scheint
besonders für das Pferd zu gelten, das Gerber einmal unter
dem Fossilmaterial der tiefen Flöze IV und V der Grube „Gon-
diswil Haltestelle“ nennt, in der Zusammenstellung aber nicht
unter den Arten der unteren Lagen, sondern unter denen von
unsicherer Lage aufführt. Nach Studer ist es einmal in den
oberen Lagen in nur 3 m Tiefe gefunden worden. Mag das Pferd
nun nur oben oder unten und oben vorgekommen sein, auf jeden
Fall zeigt sich zwischen den Säugetierbeständen, deren Arten
sicher aus unteren und deren Arten sicher aus oberen Lagen
stammen (vergl. Gerber’s Zusammenstellung und sein Profil auf
Tafel II), ein recht großer Unterschied. Eine reine Waldfauna ist
auf die tieferen Lagen beschränkt. In höheren Horizonten er-
scheinen Rentier, Riesenhirsch, Wisent, Mammut und ein nach
 
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