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Soergel, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 4. Abhandlung): Zur biologischen Beurteilung diluvialer Säugetierfaunen — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43797#0013
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Beurteilung diluvialer Säugetierfaunen 13
den oberen Travertin 2 zerfällt. Mit derartigen Sammel-Faunen
lassen sich aus Faunenvergleichen weder für stratigraphische noch
für biologische Fragen gültige Ergebnisse gewinnen.
Untertürkheim.
Dem Travertinkomplex im Biedermann’sehen Steinbruch in
Untertürkheim ist eine dunkle, erdig-sandige Zwischenlage ein-
geschaltet, die im Gegensatz zu dem liegenden und zu dem
hangenden Travertin, die beide eine gemäßigte Flora und Fauna
(vergl. Berckhemer 1935) geliefert haben, eine Steppenfauna mit
zahlreichen Nagern (vergl. Heller 1934), mit Mammut, Wollnas-
horn und Rentier führt. Diese bezeugt, wie Berckhemer (1935)
schon hervorhob, einen einschneidenden Klimawechsel. Penck
(1938) hat die Verhältnisse in Einzelheiten, die für die Beurteilung
des Profils und der in ihm dokumentierten Klimafolge keines-
wegs unwichtig sind, wir wollen sagen, zu großzügig dargestellt.
Er bezeichnet die Steppennagerschicht als sandigen Travertin oder
als Tuffsand, es hat aber, wie sogleich gezeigt werden wird,
während der Bildungszeit dieser Schicht eine Travertinbildung
nicht stattgefunden. Aus dem Vorkommen gemäßigter Pflanzen
im unteren und im oberen Travertin (hier nach freundlicher Mit-
teilung von Dr. Berckhemer : Schwarzpappel, Korbweide, Trauben-
eiche, Hartriegel und Weißdorn) schließt er, daß der Einzug des
Mammuts, Wollnashorns und Rens während der Bildung der Step-
penschicht „mit einem in der Pflanzenwelt erkennbaren Klima-
wechsel nicht verbunden ist.“ Hier wird also der floristische
Charakter einer Zeit, deren Gesteinsbildung (die Steppennager-
schicht) keine Pflanzenreste führt, beurteilt nach den in anders-
artigen Gesteinen des Liegenden und Hangenden überlieferten
Pflanzenresten. Es wird unterstellt, daß zur Bildungszeit der
Steppennagerschicht dieselbe gemäßigte Flora gelebt habe, die
im liegenden und hangenden Travertin nachgewiesen ist. Ich
vermag einer solchen Argumentation nicht zu folgen. In Wahr-
heit erweist das Vorkommen gemäßigter Pflanzen im oberen
Travertin eine Wiederkehr der klimatischen Verhältnisse, die zur
Bildungszeit des unteren Travertin geherrscht haben und die zur
Bildungszeit der Steppennagerschicht, wie der Säugetierbestand
und der petrographische Charakter dieser Schicht beweisen, durch
ganz andere klimatische Verhältnisse abgelöst worden waren.
 
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