Metadaten

Soergel, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 4. Abhandlung): Zur biologischen Beurteilung diluvialer Säugetierfaunen — Heidelberg, 1940

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43797#0035
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
35

Beurteilung diluvialer Säugetierfaunen
Schieferkohlen und Kalktuffe glaubt Mammut, Rentier und Woll-
nashorn als Zeitgenossen einer interglazialen, gemäßigten oder
warmen Tier- und Pflanzenwelt erweisen zu können, ist das „kalte
Trio“ wirklich interglazial. Wo bei Beurteilung der einzelnen Vor-
kommen die geologische Situation und biologische Befunde und
Erfahrungen die gebührende Berücksichtigung erfahren, zeigt sich
immer wieder, daß das Erscheinen des „kalten Trio“ an Ände-
rungen der klimatischen Verhältnisse gebunden ist. Erst mit dem
Aufkommen eiszeitlicher Klimaverhältnisse rücken die Kaltformen
ein; sie erscheinen schon in einer Zeit noch keineswegs volleis-
zeitlicher Klimaverhältnisse, weil winterliche Wanderzüge sie aus
Gebieten, die schon unter eiszeitlichem Klima standen, weit nach
Süden und Südwesten führten. Hier lebten sie als winterliche
Zugänger unter keinen milderen Temperaturverhältnissen als in
ihren nördlicheren Sommerrevieren. Von einer großen Eurythermie
kann keine Rede sein.
Penck’s Ergebnisse aber zeigen, wie weit biologische und
stratigraphische Beurteilungen diluvialer Faunen fehlgehen können,
wenn die unter I dargelegten Gesichtspunkte nicht die erforder-
liche Beachtung finden.
III.
Die aus dem Eiszeitalter überlieferten Säugetierbestände sind
verschiedenwertig nach ihrer Zusammensetzung und nach den
Faktoren, die ihre Zusammensetzung bestimmten. Sie gliedern
sich, ob sie dem freien Diluvium (Sand- und Kiesablagerungen
der Flüsse, Tonablagerungen langsam fließender und stehender
Gewässer, Süßwasserkalke, Torfbildungen, Löße) oder dem Höh-
lendiluvium entstammen, in drei Gruppen.
1. Nur in klimabedingten und klimabegrenzten Ablagerungen
des freien Diluviums und in einem örtlich beschränkten Ablage-
rungsbereich können sich Reste aus einer Lebensgemeinschaft
bzw. aus Generationen gleichartiger Lebensgemeinschaften zu
einer Fauna sammeln, die wir einer Lebensgemeinschaft, wenn
auch nicht gleich, so doch nahe stellen können. In jedem Fall
wird der Artenbestand der einstmaligen Lebensgemeinschaft nur
teilweise vertreten sein. Inwieweit das Häufigkeitsverhältnis der
Arten in der Fauna von dem in der Folge einstmaliger Lebens-
gemeinschaften abweicht, kann für jede Art zwar nicht bestimmt,
aber überprüft werden an den Faktoren, die entscheidend waren
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften