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Soergel, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 4. Abhandlung): Zur biologischen Beurteilung diluvialer Säugetierfaunen — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43797#0036
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36

W. Soergel : Zur biologischen
für die Einbettungsmöglichkeit ins Gestein und die entscheidend
sind für die Auffindbarkeit der eingelagerten Reste.
2. Ablagerungen, die sich über eine lange klimatisch wechsel-
volle Zeit fortsetzten, konnten Reste aller der Lebensgemein-
schaften sammeln, die im Ablauf der Klimaänderungen über das
Gebiet bzw. über das faunistische Einzugsgebiet der Gesteins-
bildung hinzogen. Der Säugetierbestand einer solchen Ablagerung
bildet eine aus heterogenen Elementen zusammengesetzte Toten-
gemeinschaft. Eine genaue Horizontbestimmung der Fundstücke
kann eine Aufgliederung in eine Folge fossiler Lebensgemein-
schaften von der Art der unter 1 genannten gestatten. Diese
übereinander folgenden Faunen werden aber nicht scharf zu trennen
sein; sie müssen, wie am Beispiel von Steinheim dargelegt wurde,
durch faunistische Übergänge gewissermaßen verbunden erschei-
nen. Wo eine Horizontierung der Funde aus abbautechnischen
Gründen nicht möglich ist oder nicht durchgeführt wurde, behält
der Säugetierbestand den Charakter einer Mischfauna, wie sie
nach Artenbestand und Häufigkeitsverhältnis der Arten niemals
gelebt hat.
3. Im jeweiligen Grenzgebiet zweier Lebensgemeinschaften
können sich unter den jahreszeitlich bedingten Wanderungen der
Säugetiere auch in geringmächtigen Gesteinskomplexen Arten
beider Lebensgemeinschaften zu einer Totengemeinschaft sammeln,
die sich nach den Fundhorizonten der Arten oder nach anderen
aus den Fundverhältnissen zu gewinnenden Kriterien nicht auf-
gliedern läßt. Wir haben eine Mischfauna, die Arten des Stand-
wildes der Grenzzone und Arten aus der Zahl der südlichen und
der nördlichen Zugänger führt und in dieser Zusammensetzung
eine richtige Beurteilung der einstmaligen biologischen Verhält-
nisse denen erschwert, die einer genetischen Betrachtung geolo-
gischer und faunistischer Befunde ferner stehen. Wo derartige
Faunen auf den unteren oder den oberen Teil einer diluvialen
Gesteinsbildung beschränkt sind, die im mittleren Komplex einen
landschaftlich und klimatisch geschlossenen Säugetierbestand ent-
hält, sind sie allerdings ohne weiteres als Totengemeinschaften
aus Zeiten zu erkennen, in denen das Ablagerungsbereich im
Grenzgebiet zweier Lebensgemeinschaften lag. Mischfaunen dieser
Art können, soweit die geologischen Voraussetzungen für Ein-
bettung und Erhaltung von Säugetierresten gegeben waren, zu
jeder Zeit, aber mit der Zeit örtlich wechselnd, entstanden sein,
 
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