Metadaten

Wülfing, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 24. Abhandlung): Über die empfindlichen Farben und über ihre Anwendung bei der Erkennung schwach doppelbrechender Medien — Heidelberg, 1910

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37050#0005
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Uber die empfindlichen Farben.

möge daher das altbewährte sogenannte Rot I. Ordnung oder
das ihm benachbarte Violett II. Ordnung den weiteren Betrach-
tungen zugrunde gelegt werden.
Bevor wir aber zur Analyse dieser Farben an Quarz und
Gips übergehen, müssen wir uns klar darüber werden, ob wir
diese Berechnungen in derselben Art wie bei den Farben des
NEWTON'sehen Glases durchführen .können, oder ob nicht ein
erheblicher Unterschied, auch innerhalb des Rahmens unserer
Betrachtungen, zwischen den Farben am Luftkeil und denen am
Gips- und Quarzkeil vorhanden ist. Es fragt sich also, oh wir
die Dispersion der Doppelbrechung hei Quarz und ferner diese
Dispersion verbunden mit jener der Bisektrix hei Gips vernach-
lässigen können.
Es möge hier gleich vorweg gezeigt werden, daß der letztere
Einfluß verschwindend klein ist. Die Auslöschungsschiefe des
Gipses für verschiedene Farben ist zwar selten quantitativ be-
stimmt worden, doch geht aus den älteren Messungen DESCLOi-
ZEAUXsQ und aus den neueren DuFETsQ soviel unzweifelhaft
hervor, daß diese Dispersion für die extremsten hier in Betracht
kommenden Farben nicht mehr als (F30' betragen kann. Dieser
Unterschied tritt zwischen D- und Hy-Licht auf, während die
Auslöschungsrichtung für rotes Licht zwischen beiden liegt. Wenn
wir also für D-Licht das Azimut der Schwingung in die maximale
Helligkeitslage von (p = 45° bringen, weicht das Azimut für Blau
um 0°30' hiervon ab. Für alle übrigen Farben treten kleinere
Winkel auf, die überdies alle ihre Lage zwischen den Bisektrizen
für gelb und blau haben. Setzen wir die Intensität für gelbes
Licht gleich 100o/o, so ist die Intensität für blaues Licht gleich
99,97o/o, da 100-siW 44°30' = 99,97 ist. Die Intensitätsschwan-
kungen, die durch die Bisektrizendispersion entstehen, steigen
also nur bis zu 0,03 0/0 und können in ihrem Einfluß auf die Misch-
farben wohl vernachlässigt werden.
Etwas erheblicher ist der Einfluß infolge der Dispersion
der Doppelbrechung, also infolge der verschiedenen Doppel-
brechung für verschiedene Lichtarten. Am einwandfreisten wäre
es wohl, wenn bei den hierüber Aufschluß gebenden Rech-
nungen die Werte für die Doppelbrechung über die ganze Aus-
dehnung des sichtbaren Spektrums, also etwa von der roten

*) TVowgües recA-ercAes 1867, 8. 135.
2) Foc. Fr. ttHM. X (1887), 8. 224.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften